Prof. Dr. Annette M. Klein
Internalisierende Symptome wie Angst- und Depressionssymptome, Rückzug sowie somatische Symptome gehören in Kindheit, Jugend- und Erwachsenenalter mit Prävalenzen von 14 bis 20% zu den häufigsten psychischen Auffälligkeiten und gehen mit starken Beeinträchtigungen in verschiedenen Lebensbereichen einher. Hinsichtlich der Genese internalisierender Symptome/Störungen rücken Facetten der Selbstregulation zunehmend in den wissenschaftlichen Fokus. Zu diesen zählen basale Funktionen (z.B. exekutive Funktionen, emotionale Reaktivität) sowie komplexe Fähigkeiten (z.B. Emotionsregulation, Planungsverhalten).
Einige Studien belegen Zusammenhänge zwischen einer geringer ausgeprägten Selbstregulation und höheren internalisierenden Symptomen. Hierbei bleibt jedoch offen, wie sich diese Zusammenhänge erklären lassen. So nehmen beispielsweise Vulnerabilitätsmodelle an, dass eine geringere Selbstregulation das Risiko für spätere internalisierende Symptome erhöht, während Narbenmodelle umgekehrt davon ausgehen, dass bestehende internalisierende Symptome die spätere Selbstregulation beeinträchtigen. Spektrumsmodelle hingegen betrachten internalisierende Symptome und Selbstregulation als überlappende Konstrukte, die sich entlang eines ähnlichen Kontinuums co-entwickeln und möglicherweise auf gemeinsame Ursachen zurückgehen. Pathoplastikmodelle wiederum gehen davon aus, dass Selbstregulation den Verlauf und Schweregrad der internalisierenden Symptome beeinflusst. Ziel des Projekts ist es, diese Erklärungsmodelle im Verlauf von der mittleren Kindheit bis zur Emerging Adulthood zu überprüfen, wobei verschiedenste Facetten der Selbstregulation einbezogen werden.
Das Projekt baut hierfür auf einem bereits bestehenden Längsschnittdatensatz mit vier Messzeitpunkten von der mittleren Kindheit bis zur späten Adoleszenz auf (T1-T4: 6-10, 7-11, 9-13, 16-21 Jahre). Ab 2025 wird eine fünfte Erhebungswelle beginnen, in der über 500 junge Erwachsene im Alter von 21 bis 25 Jahren im Hinblick auf eine Vielzahl von basalen und komplexen Selbstregulationsfacetten, internalisierende, depressive und Angstsymptome sowie belastende Lebensereignisse und weitere etablierte Risikofaktoren erneut untersucht werden. Erstmalig kommen hierbei auch Experience Sampling Methoden zum Einsatz, bei denen eine Subgruppe von Teilnehmer:innen über 2 Wochen mehrfach täglich u.a. zu Emotionsregulationsstrategien befragt werden.
Aus den Erkenntnissen des Projekts können Implikationen für Präventions- und Interventionsmaßnahmen zur Förderung der gesunden psychosozialen Entwicklung sowie weiterführende wissenschaftliche Fragestellungen abgeleitet werden.
Originalsprache: deutsch
Dr. Johanna L. Klinge (IPU Berlin)
Mitglieder der Forschungsgruppe FOR 5034:
Prof. Dr. Petra Warschburger (Universität Potsdam)
Prof. Dr. Birgit Elsner (Universität Potsdam)
Prof. Dr. Rebecca Bondü (Psychologische Hochschule Berlin)
Dr. Robert Busching (Universität Potsdam)
Projektbeginn: 01/2025
Projektende: 12/2028
Präsentationen (Auswahl)