Der Verein JUNKTIM e. V. wurde mit dem Start des Wintersemesters 2022/23 zum ersten An-Institut der IPU Berlin. Der 2020 gegründete Verein befasst sich mit Psychotherapie anhand der Untersuchung tatsächlich stattfindender psychotherapeutischer Gespräche. Damit gewinnt die IPU einen wichtigen Kooperationspartner im Rahmen der Psychotherapieforschung. Namensgebend ist das ursprünglich von Sigmund Freud geprägte „Junktim aus Heilen und Forschen“. Was das praktisch bedeutet und wie die Vereinsarbeit aussieht, erzählen uns die Vorstandsmitglieder und IPU-Absolvent:innen Michael Franzen, Dr. Florian Dreyer und Dr. Marie-Luise Alder im Interview.
Womit befasst sich der Verein Junktim e. V.?
Uns ist die empirische Untersuchung der psychotherapeutischen Interaktion und vor allem Konversation wichtiges Anliegen. Dabei wollen wir beobachten, wie Patient:in und Therapeut:in miteinander im psychotherapeutischen Prozess interagieren, wie sie sich gegenseitig auf das Projekt „Therapie zu machen“ einigen und wie sich ein therapeutisches Gespräch in der Interaktion realisiert. Damit verbunden ist schließlich die große Frage: Was macht ein Gespräch eigentlich heilsam?
Was können wir in der Zukunft von Junktim e. V. als An-Institut der IPU erwarten?
Unsere Gründungsmitglieder sind sowohl aus der Forschung – Soziologie, Linguistik, Psychologie – als auch aus der Praxis der Psychotherapie oder des Coachings. Uns alle eint das Interesse an empirischer Gesprächsforschung in Bezug auf psychotherapeutische Interaktion. Diese interdisziplinären Zugänge und Perspektiven möchten wir vorantreiben sowie die Nähe zur klinischen Praxis, aus der wir immer wieder neue Ideen und Fragestellungen gewinnen.
Was ist das Spannende an der Verbindung aus Gesprächs- und Psychotherapieforschung?
Jede Interaktion zwischen Behandler:in und Patient:in bedeutet miteinander zu sprechen. Die Gesprächsforscher:innen wie auch die Psychotherapeut:innen haben Theorien, wie Gespräche laufen, was oder wie sie etwas bewirken. Sie können sich jedoch im jeweiligen Ansatz grundlegend unterscheiden. Wo Psychotherapeut:innen den Prozess mehr in den Blick nehmen und auf den Inhalt des Gesprochenen Wert legen, schauen Gesprächsforscher:innen stärker auf Details, wie Wortabbrüche oder Zögern. Diese Perspektiven in einen sinnhaften Austausch zu bringen, ist unser Ziel, um mehr über die Wirkung des therapeutischen Gesprächs zu erfahren.
Für wen ist eine Mitarbeit oder Vereinsmitgliedschaft interessant?
Wir laden diejenigen Psychotherapeut:innen (in Ausbildung) ein, die sich für eine Empirie des Gesprächs aus dem Gespräch interessieren, aber auch Forscher:innen, die an der Zusammenarbeit mit Kliniker:innen beteiligt sein möchten. So bilden wir beispielsweise „Junktim-Tandems“ aus Therapeut:innen, die ihre Therapien zu Ausbildungszwecken aufzeichnen, und Forscher:innen, die diese hochkomplexen Interaktionen analysieren möchten. Außerdem bieten wir moderierte Datensitzungen an, in denen bereits bestehende Therapiedaten untersucht werden. Einmal im Jahr findet an der IPU unsere Jahrestagung statt, bei der man unsere Arbeit in Fachvorträgen und im persönlichen Austausch kennenlernen kann. Die nächste Tagung ist für den 18. und 19. März 2023 zum Thema Gruppenpsychotherapie angesetzt.
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