MA Psychoanalytische Kulturwissenschaft und Kulturpsychologie

Verstehen, Deuten, Gestalten – Kultur und Psyche im Dialog

Wie beeinflusst das Unbewusste unser kulturelles Erleben? Welche psychischen Dynamiken prägen gesellschaftliche Entwicklungen? Und wie formt Kultur unser Denken, Fühlen und Handeln? Menschliches Denken, Fühlen und Handeln ist eingebunden in ein komplexes Netz kultureller Bedeutungen. Kultur erfüllt eine zentrale Orientierungsfunktionen für leibliche, sprach-, empfindungs- und handlungsfähige Subjekte. Sie verleiht dem alltäglichen Tun in jeweils spezifischer Weise Sinn und Bedeutung. Zugleich weisen heterogene Kulturen und die Gleichzeitigkeit multipler Kulturen Konfliktpotenziale auf, die unser gesellschaftliches und politisches Miteinander maßgeblich prägen.

Bewerben Sie sich ab 17. April für das Wintersemester 2025/2026

Der Studiengang

Unser neuer Masterstudiengang bietet eine einzigartige Gelegenheit, das komplexe Zusammenspiel von Individuum und Kultur zu erforschen. Im Mittelpunkt stehen dabei die psychoanalytische Kulturwissenschaft und die Kulturpsychologie, die gemeinsam untersuchen, wie unbewusste Prozesse unsere kulturelle Umgebung und Kultur im Allgemeinen formen. Dabei ist die Annahme eines wechselseitige Konstitutionsverhältnisses zwischen Kultur und Psyche wesentlich: Wie beeinflussten Emotionen und Affekte, individuelle und kollektive Fantasien gesellschaftliche Diskurse und Praktiken? Welche Rolle spielen unbewusste Prozesse in gesellschaftlichen Konflikten? Warum üben Mythen und Symbole, Riten und Narrative eine so starke Faszination auf uns aus? Wie beeinflussen Medien und Kunst unser Selbstverständnis – und welche psychischen Dynamiken prägen kulturellen Wandel?

Der Studiengang legt besonderen Wert auf die Analyse unbewusster Einflüsse auf kulturelle Phänomene und die kulturell geprägten Individuen. Anhand von z. B. Filmen, Literatur, Alltagsgegenständen und anderen kulturellen Artefakten wird erforscht, wie das Unbewusste sowohl die Gesellschaft prägt als auch vom gesellschaftlichen Kontext beeinflusst wird. In erkenntnisproduktiver Perspektive werden hermeneutisch-interpretative Methoden der Psychoanalytischen Kulturwissenschaft mit empirisch-qualitativen Zugängen der Kulturpsychologie zusammengeführt. Damit verbindet der Studiengang tiefenpsychologische Theorien mit kulturwissenschaftlicher Analyse und bietet innovative Ansätze, um zentrale gesellschaftliche und kulturelle Phänomene zu untersuchen. Durch eine enge Verknüpfung von Theorie und Praxis lernen die Studierenden zugleich, aktuelle kulturelle und gesellschaftliche Entwicklungen nicht nur systematisch zu analysieren und psychoanalytisch informiert zu verstehen, sondern in konkreten Handlungsfeldern Beiträge zur Veränderung sozialer Wirklichkeit zu leisten.

Der Studiengang richtet sich an Absolvent*innen der Kultur- und Sozialwissenschaften, Psychologie, Philosophie, Kunst- und Medienwissenschaften sowie weiterer einschlägiger, auch interdisziplinärer Studiengänge (wie z. B. Cultural Studies, Gender Studies, Postcolonial Studies, Religious Studies), die sich für die Tiefendimension kultureller Prozesse interessieren.

Der Vollzeitstudiengang wird erstmalig zum Wintersemester 2025/2026 mit starken berufsbezogenen Praxisanteilen starten. Inhaltlich verwandte Promotionsmöglichkeiten sind gegeben. An den curricularen Angeboten des Studiengangs wird das Hans Kilian und Lotte Köhler-Centrums für sozial- und kulturwissenschaftliche Psychologie und historische Anthropologie beteiligt sein, das im WS 2025/26 seinen Hauptsitz in der IPU haben wird. Das KKC ist an Kriterien wissenschaftlicher Exzellenz orientiert und unter anderem in der Nachwuchsförderung auf Master- und Promotionsebene engagiert.

Eckdaten

Abschluss Master of Arts
Typ Vollzeitstudiengang
Credits 120 Leistungspunkte
Dauer 4 Semester
Studierendenzahl max. 30 pro Studienjahr
Lehr-/Lernformate Neben Vorlesungen und Seminaren interaktive Formate in Kleingruppen, Workshops, Projektarbeiten, partizipative Lehrforschungsformen, Exkursionen
Lehrsprache Deutsch
Voraussetzung Erster Studienabschluss (z. B. Kultur-, Geistes- oder Sozialwissenschaften, Psychologie, Soziologie, Ethnologie)
Kosten Zahlung semesterweise 4.000€
Studienbeginn Jeweils zum Wintersemester

Berufliche Perspektiven und Informationen

Der Master qualifiziert für Tätigkeiten in Wissenschaft, Kultur, Bildung und psychosozialer Praxis, z. B. in

  • Forschung und Lehre in Kulturwissenschaften, Psychologie und Sozialwissenschaften, auch mit Promotionsperspektive an der IPU;
  • Kulturelle und interdisziplinäre Forschung in Museen, Archiven und künstlerischen Institutionen (inkl. Theatern und Konzerthäusern, Festivals und weiteren großformatigen Veranstaltungen)
  • Beratung und Analyse in Kulturpolitik, Migrations- und Integrationspolitik, Medien und interkulturellen Projekten, NGOs
  • Beratung und konzeptionelle Arbeit in Bildungseinrichtungen (Hochschulen, Schulen), in Ämtern und Behörden, politischen und kulturellen Einrichtungen auf internationaler, Bundes,- Landes- und kommunaler Ebene (EU-, Bundes-, Landes- und Stadt-Parlamente, Dezernate etc.) 
  • Psychosoziale Arbeit in transkulturellen, gender- und sexualitätsbezogenen sowie ästhetisch-kreativen Praxisfeldern.

Interessierte können sich jeweils zum Wintersemester bewerben.

Das Bewerbungsfenster für das Wintersemester 2025 öffnet am 17. April. Weitere Informationen finden Sie hier.

  • Modul 1: Theorien und Konzepte der psychoanalytischen Kulturtheorie
    Studierende lernen in unserem Einstiegsmodul die Schnittstelle Psychoanalyse/Kultur von beiden Seiten her genau kennen: Kulturelle Fragestellungen sind einerseits originärer Teil psychoanalytischer Gegenstandsbildung, andererseits sind psychoanalytische Zugangsweisen ein bedeutsamer Teil der Kulturwissenschaft. Im Modul werden unter anderem Sigmund Freuds kulturtheoretische Schriften hinsichtlich ihrer Aktualität und gegenwärtigen Anwendbarkeit kritisch diskutiert.
     
  • Modul 2: Theorien und Konzepte der Kulturpsychologie
    Das Modul dient unseren Studierenden zur Erarbeitung zentraler kulturpsychologischer Perspektiven und Forschungsansätze sowie der Beschreibung, Analyse und dem verstehenden Erklären aktueller gesellschaftlicher und individueller Phänomene. Wichtig ist dabei der Transfer der theoretischen Perspektiven in die eigenen lebensweltlichen Kontexte und Praktiken.
     
  • Modul 3: Wissenschaftstheorie und Forschungsmethoden
    Studierende vertiefen sich in Modul 3 in wissenschaftsphilosophische und methodologische Aspekte der Erkenntnisgewinnung an der Schnittstelle zwischen psychoanalytischer Kulturwissenschaft und Kulturpsychologie. Dies erfolgt primär auf der Basis des hermeneutisch-interpretativen Paradigmas und im Anschluss an Positionen u. a. der Phänomenologie (auch im Sinne von „embodied research“), des Pragmatismus, Konstruktivismus, der Ideologiekritik etwa der Frankfurter Schule (mit ihren Analysen von Interessen, Privilegien, Macht und Unterdrückung) sowie feministischen, Gender- und Queer-Theorien (mit ihrem Fokus auf der „lived experience“ marginalisierter Gruppen). Einbezogen wird auch die postkoloniale Kritik am epistemologischen Ethnozentrismus vor allem „westlicher“ Sichtweisen und Befunde sowie das weitgehend vernachlässigte Erkenntnispotenzial (anderer) indigener Ansätze.
     
  • Modul 4: Dimensionen und Dynamiken der Differenz
    Soziale Ungleichheit ist in entscheidenden Hinsichten Bestandteil und Folge von Macht- und Herrschaftsverhältnissen, in denen materielle und immaterielle Ressourcen – ökonomisches, soziales, kulturelles, symbolisches Kapital – sowie die davon abhängigen Möglichkeiten gesellschaftlicher Teilhabe asymmetrisch und ungerecht verteilt sind. Studierende behandeln in diesem Modul solche Differenzen und Ungleichheiten entlang der Dimensionen Klasse, Schicht, Milieu, Bildung und Wissen, Geschlecht, Generation, Nation, Ethnie und Kultur. Besonderes Augenmerk wird auf Theoreme der Intersektionalität gelegt. Diese heben hervor, dass sich konventionalisierte Benachteiligungen auf verschiedenen Ungleichheitsdimensionen verstärken und kumulieren können.
     
  • Modul 5: Psychoanalyse und Medienkultur
    Dieses Modul stellt eine Einführung in die Medientheorie dar. Studierende lernen hier die verschiedenen Facetten des Verhältnisses von Psychoanalyse, Kultur und Medien kennen. So geht es zum einen um technische, apparative und instrumentelle Medien im psychotherapeutischen Setting und um ihre kommunikative Funktion im therapeutischen Prozess (Schrift, Papier, Stift, Buch, visuelle Präsentationen, Tonband, Stimme, Körper, Film, Telefon, Serie, digitale Medien). Darüber hinaus wird ihre Funktion bei der Bildung und Vermittlung psychoanalytischer Theorien untersucht sowie ihr Zusammenhang mit psychoanalytischen Wissenspraktiken erfasst (Aufzeichnen, Notieren, Beobachten, Hören).
     
  • Modul 6: Ästhetiken in Kunst und Alltag
    Im Modul werden Studierenden ausgehend von Sigmund Freuds Schriften zur Literatur und Ästhetik die Grundlagen psychoanalytischer Literatur- und Kunsttheorie vermittelt. Begriffe, wie Fehlleistung, Phantasie, Wunsch, Dichten, Symbol/Symptom, Kompensation, Ambiguität, Entlastung, Sublimierung, Traum und Artefakt, die sowohl zum Verständnis von Alltagsphänomenen (Witz, Versprechen) als auch der Kunst herangezogen werden, stehen dabei im Zentrum der Betrachtungen.
     
  • Modul 7: Beratungskonzepte und -praxis
    In diesem Modul geht es um die Relevanz von gesamtgesellschaftlichen Transformationsprozessen und deren Auswirkungen auf Individuen, Gruppen, Institutionen und Organisationen, deren kontinuierlichen Veränderungsprozesse primärer Gegenstand der gegenwärtigen Beratungspraxis sind. Berufspraktische Grundlagen im Bereich Gender-, Transcultural- und Diversity-Kompetenzen für die (Organisations-)Beratung und Personalentwicklungsprozesse (z. B. Teamentwicklung, Coaching und Supervision) stehen im Fokus. Studierende erhalten zudem einen Überblick der verschiedenen Anwendungsfelder und insbesondere psychodynamisch fundierter „basic skills“, die in den unterschiedlichen Settings der Beratung zur Anwendung kommen. Die theoretischen und methodische Grundlagen der psychodynamischen Beratung umfassen u. a. die gruppenanalytischen Perspektiven, Techniken der Mediation, psychodynamische Konzeptualisierungen der Beratungsbeziehung, etwa unter Einschluss von Übertragungs- und Gegenübertragungsdynamiken.
     
  • Modul 8: Praktikum

    Das Modul besteht aus praktischer Tätigkeit, dem Verfassen eines Praktikumsberichts und einem Reflexionsgespräch.
     

  • Modul 9: Affiner Bereich
    Studierende absolvieren ergänzend zu ihrem Kernfach Module eines affinen Bereichs. In Betracht kommen Module aus Masterstudiengängen der Soziologie, der Philosophie und/oder der Literaturwissenschaft o. ä. an den Berliner und Brandenburger Universitäten. Die Studieninhalte sind den Modulbeschreibungen der Masterstudiengänge zu entnehmen, aus denen die Veranstaltungen stammen.
     

  • Modul 10: Masterarbeit
    Das Modul besteht aus dem Verfassen der Master-Arbeit, einem begleitenden Forschungskolloquium (im vierten Semester, 1 Semesterwochenstunde) und einer Disputation.

     

  • Prof. Dr. Jürgen Straub
  • Dr. Pradeep Chakkarath
  • Prof. Dr. Christine Kirchhoff
  • Prof. Dr. Benigna Gerisch
  • Prof. Dr. Dr. Phil C. Langer

Die IPU nimmt am Programm der Deutschlandstipendien teil, um das sich jede:r Student:in bewerben kann. Die wichtigsten Kriterien, um eine solche Förderung in Höhe von 300 € monatlich zu erhalten, sind die bisherigen Leistungen sowie gesellschaftliches Engagement. Unsere Kooperationspartner vom KKC planen aktuell, den Studiengang mit mindestens vier Deutschlandstipendien zu unterstützen. Weitere Informationen dazu geben wir zum Start der nächsten Bewerbungsphase für die Deutschlandstipendien bekannt.


Die IPU ist Mitglied bei der Studentischen Darlehenskasse Berlin e.V. (DAKA). Als Studierende der IPU bekommen Sie dort einen Kredit zu den günstigsten Konditionen in ganz Berlin.

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