Psychoanalytische Reflexionen digitaler Virtualität: Eine Untersuchung subjektiver Bedeutungen und psychodynamischer Konfliktdimensionen im Umgang mit Sozialen Medien (Facebook) bei jungen Erwachsenen

gefördert durch die IPU (Anschubfinanzierung)

Leitung IPU

Prof. Dr. Elfriede Löchel

Projektbeschreibung

Ziel des Projekts war herauszufinden, inwieweit psychoanalytische Forschungsansätze einen Beitrag zur interdisziplinären Digitalisierungsforschung leisten können. Die zugrundeliegende Fragestellung war, ob und wie der alltäglich gewordene Umgang mit Sozialen Medien und Internet in die Konstitution von Subjektivität und Intersubjektivität eingreift. Zu Beginn wurde in einer tiefenhermeneutischen Pilotstudie exemplarisch das subjektive Erleben internetvermittelter Kontakte und Beziehungserfahrungen anhand von Facebook untersucht. Die Auswertung der Pilotstudie erfolgte mit Beteiligung von Studierenden, die in diesem Rahmen die Methode der tiefenhermeneutischen Interpretation von Forschungsinterviews erlernen und in Masterarbeiten anwenden konnten. Seit Abschluss des Projekts wurde der Ansatz in drei Promotionsarbeiten (zur Bedeutung des Smartphones in Kinder- und Jugendlichenpsychotherapien, zur Dating-App Tinder und zu Videoblogs) weitergeführt. Neben dem qualitativen tiefenhermeneutischen Ansatz umfasste das Projekt auch eine kritische Untersuchung der für psychoanalytische Digitalisierungsforschung geeigneten Konzepte.

Es konnte gezeigt werden, dass sich psychoanalytische Forschungsansätze zur Untersuchung der Frage eignen, ob unbewusste Vorgänge der Subjektbildung sich in der digitalisierten Kultur verändern. Die Psychoanalyse verfügt über verschiedene Denk- und Forschungsansätze (klinisch, sozialpsychologisch, kulturtheoretisch) mit ihren je eigenen Vor- und Nachteilen. Für den interdisziplinären Dialog kommt es vor allem darauf an, dass Psychoanalytiker ihren spezifischen Gegenstand und die Möglichkeiten und Grenzen ihrer Methode verdeutlichen. Um den psychoanalytischen Subjektbegriff zu spezifizieren, wurde neben dem Ödipuskomplex und dem Übergangsraum insbesondere der Umgang mit Abwesenheit als zentrales Kriterium zur Beschreibung von Veränderungen erarbeitet.

Originalsprache: Deutsch

Laufzeit

Projektbeginn: 04/2013
Projektende: 12/2018

Publikationen

  • Löchel, E. (2019): „‚Sprache des Abwesenden‘– Psychoanalytische Reflexionen zum Subjekt des digitalen Zeitalters“ in: PSYCHE 73. Jg.