Prof. Dr. Christiane Ludwig-Körner
Es handelt sich um ein Folgeprojekt des im Dezember 2013 abgeschlossenen Projekts “Förderung der Eltern-Kind-Beziehung in Kindergärten – Erwachsenenbildung/Frühe Hilfen und Frühförderung in einer Hand.“ Basierend auf den positiven Erfahrungen mit dem noch unsystematischen Einsatz von Studierenden als Interaktionspartner der Kinder in der ersten Phase des Projekts wurde die zweite Phase so entwickelt, dass sie nun explizit auf den Einsatz von Patenschaften im Kindergarten fokussierte – ein bisher nicht beforschter Bereich.
Mindestens ein Jahr lang verpflichteten sich 53 Studierende der IPU zu wöchentlichen Treffen, in denen sie den Kindern ihre Zeit und Aufmerksamkeit widmeten und ihnen neue Lern- und Bildungserfahrungen ermöglichten. Über die wachsenden Beziehungen und gemeinsame Erfahrungen sollten die kindliche emotionale, soziale, kognitive, motorische und sprachliche Entwicklung sowie die Persönlichkeitsbildung positiv beeinflusst werden. Es handelte sich somit um ein Präventionsprogramm mit dem Ziel einer Stärkung der Resilienz von Kindern schon während der Kindergartenjahre.
Studierende, die an „K-IPU“ teilnahmen, erhielten durch die Patenschaft die Möglichkeit, die Gegenstände ihres Studiums in der Praxis anzuwenden. Neben Workshops und regelmäßigen Supervisionen nahmen die Studierenden am E-Learning-Programm „Frühe Hilfen und frühe Interventionen im Kinderschutz“ der Universität Ulm teil. Ehrenamtlich arbeitende Supervisorinnen und Supervisoren unterstützten die Studierenden in ihrer Arbeit, indem sie sie darin begleiteten, ihre Erfahrungen als Paten zu reflektieren und theoretisch einzuordnen. Wesentliches Lernziel für die Studierenden war es, erste Erfahrungen über den Einfluss der Beziehung und ihrer Dynamik in pädagogisch/therapeutischen Settings zu sammeln und zu reflektieren.
Insgesamt trafen sich 53 Studierenden der Psychologie regelmäßig wöchentlich mit „ihrem“ Patenkind, um ein beziehungsorientiertes Angebot zu ermöglichen, das auf Freiwilligkeit beruhte. Dementsprechend bestand die Aufgabe der studentischen Paten primär in entwicklungsfördernder Beschäftigung mit dem Kind und weniger in einer Beratungsfunktion für die Familien. Neben der kindlichen Entwicklung war die Beziehungsgestaltung durch die ehrenamtlichen Paten Gegenstand des Interesses. Besonders relevant erschien es, die Herausforderungen und Grenzen, denen die Patinnen und Paten begegneten, als Zusammenspiel ihrer persönlichen Voraussetzungen, der speziellen Gegebenheiten der Umgebung und der anderen Akteure genauer zu untersuchen.
Zur Qualitätssicherung wurden zwei Säulen eingerichtet: die kontinuierliche Dokumentation in Form von Lerntagebüchern und die regelmäßige Begleitung durch ehrenamtliche Supervision. Außerdem wurden unterschiedliche Fragebögen eingesetzt. Diese Begleitforschung bezog sich auf 38 Patenschaften, da 15 neue Patenschaften erst nach Beendigung der Datenerhebungen dazu kamen und in der Auswertung nicht mehr berücksichtigt werden konnten.
Der Einsatz von Lerntagebüchern erwies sich als ein wichtiges und geeignetes Mittel sowohl der Begleitforschung als auch der Dokumentation im Sinne der Qualitätssicherung von Patenschaften.
Sechs ehrenamtlich arbeitende Supervisorinnen und Supervisoren betreuten über insgesamt 28 Monate die Patenschaften. Die Studierenden erlebten die Supervision als sehr hilfreich, sei es bei der Klärung der eigenen Rolle, der Reflexion des Einflusses der eigenen Biografie sowie die Regulation von Nähe und Distanz, aber auch um den oft schwierigen Kontakten zu Kindern und Familien standzuhalten und nicht in Resignation zu verfallen.
Die „Patenkinder“ zeigten im Laufe der Patenschaften im Entwicklungstest 6-6 signifikante Verbesserungen in ihrer Motorik und kognitiven Fähigkeiten. Zum zweiten Messzeitpunkt, also ca. ein Jahr nach der ersten Testung, befanden sich deutlich mehr Kinder im normalen oder sogar überdurchschnittlichen Bereich.
Originalsprache: Deutsch
Ulla Stegemann (Wissenschaftliche Mitarbeit; IPU Berlin)
Prof. Dr. Karsten Krauskopf (Wissenschaftliche Mitarbeit; Fachhochschule Potsdam)
Melanie Eckert (Studentische Mitarbeit; IPU Berlin)
Projektbeginn: 01/2012
Projektende: 12/2024