Geschichte der Psychoanalyse in Polen im deutsch-polnisch-jüdischen Kulturkontext 1900-2015

gefördert durch die Alexander von Humboldt Stiftung

Leitung IPU

PD Dr. habil. Ewa Kobylinska-Dehe

Leitung extern

Prof. Paweł Dybel (Pädagogische Universität Krakau)

Projektbeschreibung

Das Ziel des Projekts ist die Erforschung der „vergessenen“ Geschichte der Psychoanalyse in Polen. Die Denktradition der Psychoanalyse verdankt sich nicht nur ideengeschichtlicher Zuflüsse, sondern ist auch in unterschiedlichen kulturellen Kontexten situiert. Untersucht man die Besonderheit der Psychoanalyse in Polen, so stößt man hier auf eine geradezu rhizomatische Verflechtung polnischer, deutscher und jüdischer Kulturen und Selbstverständnisse, deren Interdependenzen einen eigenen, indes von zahlreichen Differenzen und Bruchlinien durchzogenen Kulturraum hervorbringen. Die Aufgabe des Projektes ist es, diese Differenzen, aber auch die Konvergenzen auszuloten und dies mit der Suche nach gemeinsamen Traditionslinien zu verbinden. Die Geschichte der Psychoanalyse besteht nicht nur aus dem Transfer von Ideen, sondern sie wird auch durch die Übertragung vermittelt und findet ihren materiellen Ausdruck in den vielfältigen Praktiken der Übergabe, die wir berücksichtigen möchten. Freud hat eine neue Phänomenalität entdeckt, die ihm ermöglichte nicht nur ein faktisches, sondern auch ein potentielles Archiv zu erschließen, das aus dem „archaischem Erbe“, Einschreibungen, Symptomen, Metaphern, Spuren, Entzügen, Verdrängunen und Nachträglichkeiten besteht. Jenen Freudschen „Mnemotechniken“ möchten wir in unserer Geschichtschreibung der polnischen Psychoanalyse gerecht werden.

Das interdisziplinäre und internationale Projekt soll der erste Schritt sein, um eine langfristige Zusammenarbeit zwischen der International Psychoanalytic University in Berlin und der Pädagogischen Universität in Krakau zu etablieren, in die Lehre einzubinden und Nachwuchswissenschaftler zu fördern. Das Projekt wird durchgeführt in Form von (a) Archivrecherchen in Berlin, Warschau, Krakau und New York, (b) Interviews, (c) Workshops mit deutschen und polnischen Teilnehmern, (d) Vorträgen und Seminaren (e) Fachtagungen an der IPU und an der Pädagogischen Universität, (f) Veröffentlichungen.

Die Recherchen sind in drei Forschungsfelder aufgeteilt.

I.  Psychoanalyse im Zwischenraum der Kulturen 1900-1939
II. Psychoanalyse, Krieg und Holocaust im deutsch-polnischen Kontext
III. Psychoanalyse hinter dem Eisernen Vorhang und nach der Wende in Polen (1945-2015)

Originalsprache: Polnisch

Laufzeit

Projektbeginn: 01/2015
Projektende: 01/2018