Förderung der Eltern-Kind-Beziehung in Kindergärten - Erwachsenenbildung/Frühe Hilfen und Frühförderung in einer Hand

gefördert durch eine Drittmittelförderung der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur

Leitung IPU

Prof. Dr. Christiane Ludwig-Körner

Projektbeschreibung

In einem Berliner Brennpunktbezirk wurden in vier Kindergartengruppen elf Kinder aus fünf Familien zusammen mit ihren Eltern von einer im Frühen Hilfebereich ausgebildeten Fachkraft begleitet. Dadurch, dass die Eltern in den Kindergartenalltag einbezogen wurden, konnten sie modellhaft eine förderliche Erziehungspraxis erleben, Anregungen für den alltäglichen Umgang mit ihren Kindern erfahren und Hilfen bei persönlichen Problemen in Anspruch nehmen. Ziele waren eine Verbesserung der Eltern-Kind-Beziehung durch angeleitete Wahrnehmungs- und Spielsequenzen, sowie Übungen zur Förderung der Empathie- und Mentalisierungsfähigkeit.

In das Projekt wurden von Anfang an 11 Studierende (Bachelor-Studiengänge Psychologie) eingebunden, die im Sinne eines „problem based learning“ wichtige Erfahrungen in einem konkreten Praxisfeld sammeln konnten. Sie unterstützten die Fachkräfte in ihrer Arbeit, indem sie gezielte Beobachtungen durchführten und einzelne Kinder zusätzlich förderten.

Ziele des Pilotprojekts/Fragestellungen
Können Kinder mit Entwicklungsverzögerungen, Lernstörungen und/oder psychischen Belastungen zusammen mit ihren Eltern durch eine Fachkraft in einem Kindergarten so gefördert werden können, dass nur noch wenige zusätzliche Hilfen benötigt werden?
Erprobung einer mentalisierungsfördernden psychodynamisch orientierten Arbeit „im Feld“. Können Studierende der Psychologie diese Arbeit durch teilnehmende Beobachtungen oder Einzelförderungen von Kindern unterstützen?
Inwieweit profitieren die Kinder, Eltern, Erzieherinnen von der Mitarbeit der Studierenden? Worin liegt für die Studierenden der persönliche Gewinn?

Erfahrungen und Ergebnisse
Auf eine geplante Manualisierung der pädagogischen/ therapeutischen Arbeit musste aufgrund der sehr unterschiedlichen Einzelfälle verzichtet werden. Der Erfolg einer verbesserten Eltern-Kind-Beziehung hing in hohem Maße von der elterlichen Kooperationsfähigkeit sowie ihrer Bereitschaft ab, ihre eigene erzieherische Grundhaltung zu problematisieren und ggf. zu ändern. Bei einigen Familien konnte auf zusätzliche unterstützende Maßnahmen (wie z.B. Logotherapie oder Unterstützung durch Einzelfallhilfe) nicht verzichtet werden. Alle Kinder profitierten von der Maßnahme: Sie zeigten Verbesserungen in der Sprachentwicklung, in ihrer Aufmerksamkeitsspanne, sozialen Kompetenz, Lern- und Lebensfreude, Kreativität. Vorhandene Verhaltensauffälligkeiten verringerten sich und ihre emotionale Stabilität verbesserte sich. Das „Problem based learning“ erwies sich für die Studierenden der Psychologie als sehr motivierend und lernfördernd. Die Studierenden zeigten ein hohes Engagement und ihr Mitwirken wurde von allen Beteiligten sehr positiv beurteilt.

Originalsprache: Deutsch

Projektbeteiligte

Ulla Stegemann (IPU Berlin)

Laufzeit

Projektbeginn: 08/2012
Projektende: 12/2013

Publikationen

  • Krauskopf, K. (2016). Forschungsergebnisse aus der Projektphase I. In: Ludwig-Körner, C., Krauskopf, K., Stegemann, U. (2016) (Hg.) Frühe Hilfen – Frühförderung – Inklusion. Gießen: Psychosozial, S. 95-105.
  • Ludwig-Körner (2020). Misunderstanding and Confusion: Educational and Psychotherapeutic Work in a Kindergarten. An Outreach Project. In: A Psychoanalytic Exploration on Sameness and Otherness Beyond Babel? (ed. A. Schlösser), Chapter 9, p. 101-110).
  • Ludwig-Körner C. (2017). Psychotherapeutisch-pädagogische Arbeit im Frühbereich. Kinderanalyse, 25,1, 21-41.
  • Ludwig-Körner, C., Krauskopf, K., Stegemann, U. (2016) (Hg.) Frühe Hilfen – Frühförderung – Inklusion. Gießen: Psychosozial.
  • Ludwig-Körner, C. (2016). Derzeitige Angebote für Familien mit Hilfebedarf in Deutschland. In: Ludwig-Körner, C., Krauskopf, K., Stegemann, U. (2016) (Hg.) Frühe Hilfen – Frühförderung – Inklusion. Gießen: Psychosozial, S. 34-57.
  • Ludwig-Körner, C. (2016). Einblicke in Angebote für Familien mit Hilfebedarf im Ausland. In: Ludwig-Körner, C., Krauskopf, K., Stegemann, U. (2016) (Hg.) Frühe Hilfen – Frühförderung – Inklusion. Gießen: Psychosozial, S. 57-66.
  • Ludwig-Körner, C., Krauskopf, K., Stegemann, U. (2015) Förderung der Eltern-Kind-Beziehung im Kindergarten. Die mögliche Rolle spezialisierter Fachkräfte vor Ort. In: Seifert-Karb, I. (Hg.) Frühe Kindheit unter Optimierungsdruck. Entwicklungspsychologische und familientherapeutische Perspektiven. Gießen: Psychosozial, S. 257-276.
  • Ludwig-Körner, C. (2014) Bildung durch Beziehungsförderung. Zur Verknüpfung von Frühpädagogik und Erwachsenenbildung bei belasteten Eltern-Kind-Beziehungen. In: Prengel A., Winklhofer, U. (Hrsg.) Kinderrechte in pädagogischen Beziehungen. Band 2: Forschungszugänge. Opladen: Budrich, S. 75-88
  • Ludwig-Körner, C., Stegemann U. (2014) Helfende Beziehungen im Kindergarten. Erfahrungen aus einem Pilotprojekt zur Förderung der Eltern-Kind-Beziehung. In: Frühförderung interdisziplinär. Zeitschrift für Frühe Hilfen und Frühe Förderung benachteiligter, entwicklungsauffälliger und behinderter Kinder. 1, S. 26-33.
  • Ludwig-Körner, C. (2014) Frühe Hilfen und Frühförderung. Stuttgart: Kohlhammer.
  • Ludwig-Körner, C. (2013) Psychoanalytisch orientierte Praxiskonzepte und Projekte in der Frühen Hilfe. In: Wininger, M., Datler, W., Dörr, M. (Hrsg.) Psychoanalytische Pädagogik und frühe Kindheit. Schriftenreihe der DGfE, Kommission Psychoanalytische Pädagogik. Opladen: Budrich, S. 103-117.
  • Stegemann U. (2016). Neue Wege: Stärkung der Eltern-Kind-Beziehung im Kindergarten. In: Ludwig-Körner, C., Krauskopf, K., Stegemann, U. (2016) (Hg.) Frühe Hilfen – Frühförderung – Inklusion. Gießen: Psychosozial, S .71-95.


Abschlussarbeiten:

  • Mattheß, J. (2013). Ein Vergleich von Eltern-Kind-Programmen in therapeutisch geführten Kindergärten. Bachelor of Arts (B.A.) im Fach Psychologie, IPU.
  • Riemann, K. (2015). ET 6-6 – Überprüfung von präventiven Maßnahmen im Frühen Bereich im Rahmen des Forschungsprojekts „Stärkung der Eltern-Kind-Beziehung im Kindergarten. Bachelor of Arts (B.A.) im Fach Psychologie, IPU.
  • Heeren, K. (2015) Analyse der Kompetenzen einer Fachkraft, um eine pädagogische, psychodynamisch therapeutisch fundierte soziale Tätigkeit in einer Kita zur Förderung der Eltern-Kind-Beziehung ausführen zu können. Master of Arts (M.A.) im Fach Psychologie, IPU.
  • Eckert, M. (2013). K-IPU: Ein bindungsorientiertes Präventionsprogramm für risikobelastete Kinder im Kindergartenalter. Bachelor-Arbeit (B.A.) im Fach Psychologie, IPU.