Der Schatten der Kindheit

Die Bedeutung familiärer Risikofaktoren für die psychische Struktur im Übergang zum jungen Erwachsenenalter


In der psychoanalytischen Theorie bezeichnet die psychische Struktur basale psychische Fähigkeiten und Dispositionen, die im Umgang mit sich selbst und anderen eine Rolle spielen. Diese Struktur entwickelt sich von der frühen Kindheit an entlang prägender Beziehungserfahrungen. Störungen in der Entwicklung der psychischen Struktur können zu verschiedenen psychischen Erkrankungen führen, weshalb sie einen zentralen Bestandteil der psychodynamischen Diagnostik und Therapie darstellt. Mittels der Operationalisierten Psychodynamischen Diagnostik (OPD) wurden in den letzten Jahren Fragebögen entwickelt, mit denen Zusammenhänge zwischen psychischer Struktur und anderen klinisch relevanten Variablen untersucht werden können. Der Vortrag präsentiert Ergebnisse einer 10-jährigen Längsschnittstudie mit über 400 Teilnehmer:innen.

Die statistischen Befunde belegen zentrale Annahmen der Psychoanalyse: Familiäre Risikofaktoren in der Kindheit prädizieren strukturelle Beeinträchtigungen im Übergang zum jungen Erwachsenenalter sowie den Schweregrad von Depressionssymptomen. Der Einfluss familiärer Risikofaktoren auf die Depressionssymptomatik wird dabei teilweise durch die psychische Struktur mediiert. Eine detaillierte Betrachtung einzelner Risikofaktoren fördert weitere interessante Ergebnisse zutage: So zeigen Kinder, deren Eltern sich trennten oder von denen mindestens ein Elternteil psychisch erkrankt war, später mehr strukturelle Beeinträchtigungen als solche, auf die dies nicht zutraf. Dies gilt jedoch nicht für Kinder, deren Eltern häufige Konflikte hatten oder die den Verlust einer wichtigen Bezugsperson erlebt haben. Der Vortrag endet mit einem Ausblick auf laufende und in Zukunft geplante Forschungsprojekte an der IPU.

Die Referentin


Johanna L. Klinge (M.A. Psych.), Promotionsstudentin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der IPU, stellt eigene Befunde aus einer längsschnittlichen Studie vor. Die Daten stammen aus ihrem Dissertationsprojekt, welches sie im Rahmen der DFG-geförderten PIER-Studie durchführt.

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Informationen und Anmeldung


Wann?
Freitag, 22. November 2024
18:30 Uhr Begrüßung mit Speis und Trank
19:30 Uhr Vortragsbeginn

Wo?
Hörsaal 4, 2. Stock, Alt-Moabit 91b, 10557 Berlin

Bitte melden Sie sich per E-Mail an (freunde(at)ipu-berlin.de) bis zum 20. November 2024.
Eine Teilnahme an dem Vortrag ist auch per Zoom möglich. Bitte melden Sie sich per Mail an und teilen uns mit, ob Sie in Präsenz erscheinen werden oder den Link erhalten möchten.

Veranstaltet wird der Abend vom Verein der Freunde und Förderer der IPU Berlin e. V.,
Theresa Vos, Giovanni Peduto und Benedikt Salfeld