Jahresrückblick von IPU-Präsident Jan-Hendrik Olbertz

IPU-Präsident Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz blickt auf das Jahr 2024 zurück, das im Zeichen des 15-jährigen Jubiläums der IPU Berlin stand.

Liebe Studierende, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Partner und Freunde der IPU,

2024 – was für ein Jahr! Ich weiß gar nicht, mit welchen Höhepunkten der vergangenen zwölf Monate ich beginnen soll, und muss schon jetzt um Verständnis dafür bitten, dass ich sie gar nicht alle aufzählen kann. Deshalb im Folgenden nur eine kleine, möglicherweise willkürliche Auswahl, und diesmal wird auch nicht nur chronologisch berichtet, sondern nach thematischen Schwerpunkten bzw. traditionellen Formaten.

Es war das Jahr des 15-jährigen Jubiläums der IPU, das wir im Rahmen einer Festwoche vom 21. bis 25. Oktober gefeiert haben. Dazu gehörte der Festakt mit einem Vortrag von Prof. Dr. Stephan Doering aus Wien, dazu ein Auftakt-Abendvortrag am 22. Oktober von Louis G. Castonguay (Pennsylvania State University, USA), das Symposium Wahrhaftigkeit und Unwahrhaftigkeit im Gespräch mit einem öffentlichen Vortrag von Prof. Dr. Emil Angehrn am Abend des 24. Oktober und tags darauf schließlich das große, vom Studierendenrat und der Universitätsleitung gemeinsam organisierte Universitätsfest. Bei dieser Gelegenheit möchte ich unserem StuRa, übers Jahr mit Anna Klinger und Philip Jammermann an der Spitze, herzlich für die gute – durchaus manchmal kontroverse, aber stets lösungsorientierte und freundschaftliche – Zusammenarbeit danken. Weitere, u. a. von den Mitarbeitenden unseres Kommunikationsteams initiierte Veranstaltungsformate gingen der Festwoche voraus bzw. folgten ihr nach, wie z. B. die Online-Chronik Heute vor 15 Jahren mit wichtigen Daten aus der Gründungsgeschichte der Universität oder die Reihe SALON15: Gast & Gäste, bei dem unsere Stiftungsratsvorsitzende Prof. Dr. Lilli Gast ins Gespräch mit Wissenschaftlern bzw. Wissenschaftlerinnen der IPU und Studierenden zu Schlüsselthemen der Psychoanalyse kam.

Aber das Jahr bot auch Anlässe für Traurigkeit. Zwei eng mit der IPU verbundene Persönlichkeiten schieden aus dem Leben: am 7. Juni unsere langjährige Mitarbeiterin und Kollegin Dr. Sonja Witte und am 21. August, im Alter von 91 Jahren, der großzügige Förderer unseres Erich Fromm Study Centers, Karl Schlecht. Beiden werden wir ein ehrendes Andenken bewahren.

Doch schon vor dieser Festwoche haben wir mit großem Aufwand die Begehung durch den Wissenschaftsrat am 27./28. Juni im Rahmen der Reakkreditierung vorbereitet und absolviert, die von der IPU – um des Promotionsrechts willen – anderthalb Jahre früher als turnusgemäß beantragt worden war. Schon die Monate davor wurden intensiv genutzt, um gemeinsam mit verschiedenen Kommissionen und Ausschüssen, insbesondere der Forschungskommission und dem Promotionsausschuss, so wichtige Papiere wie das Nachwuchsförderkonzept, die Forschungskonzeption sowie eine neue Promotionsordnung zu erstellen und dem Akademischen Senat zur Beschlussfassung zu übergeben. Für die Begehung selbst haben wir in zahlreichen Vorbereitungsgesprächen mit allem Mitgliedergruppen gemeinsam Anlauf genommen, sodass sie dann auch reibungslos „über die Bühne“ gegangen ist. Ende Januar 2025 wird der Wissenschaftsrat das Ergebnis seiner Bewertung beschließen und – so unsere Hoffnung – auch der Senatsverwaltung eine Empfehlung zum Promotionsrecht der IPU aussprechen.

Zu den ganz besonderen Höhepunkte des Jahres 2024 gehörte wenige Tage vor der Begehung, am 26. Juni, die Verleihung der Richard Merton-Ehrennadel des Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft an unsere Gründerin, Förderin und Ehrenvorsitzende des Stiftungsrates, Prof. Dr. Christa Rohde-Dachser.

Ohne Übertreibung als sensationell kann man im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit der IPU zwei Erfolge bezeichnen, die auf Initiative und maßgeblichen Einsatz unseres International Office-Teams zustande gekommen sind. Neben der Einwerbung von Mitteln aus diversen nationalen und europäischen Förderprogrammen gab es diese beiden Highlights: Die Einwerbung von über 800.000 Euro aus der DAAD-Campusinitiative Förderung internationaler Talente zur Integration in Studium und Arbeitsmarkt (FIT) sowie die erfolgreiche Bewerbung um den Erasmus Mundus Joint Master Social Psychology of Transformation. Understanding and Mastering Social Change (SPOT). Sieben Partnerhochschulen aus sechs Ländern können hier mit einer Fördersumme von fast fünf Millionen Euro insgesamt 80 Stipendien für ein Master-Programm vergeben, das in vier Kohorten mindestens 30 SPOT-Studierende umfasst. Die Federführung für das Gesamtprogramm liegt bei der IPU Berlin.

Schon am 8. Februar wurde das Zentrum für Humanistische Ethik im Erich Fromm Study Center gegründet, und zwar mit einem Eröffnungsvortrag von Christian Felber zur Gemeinwohlökonomie als Praxismodell humanistischer Ethik.

Zu den Höhepunkten 2024 gehört auch die Jahrestagung, die diesmal unter dem Titel Emotionen und Affekte – Perspektiven in der Politischen Psychologie stand, ein Thema, das mit der politischen Entwicklung in Deutschland im weiteren Jahresverlauf noch an Aktualität gewonnen hat. Die vierte Jahrestagung unseres An-Instituts JUNKTIM fand diesem Jahr in Mannheim statt und bot erneut Einblicke in die Schnittstelle von Psychotherapie und Gesprächsanalyse.

Interessante Vorträge mit namhaften Referentinnen und Referenten begleiteten uns durchs Jahr, von denen ich hier nur wenige nennen kann: Im Sommersemester veranstaltete die krIPU unter den Titel „das ganze Grauen“ eine Vortragsreihe zur psychoanalytischen Aufklärung über den 7. Oktober 2023, die zusammen mit einer weiteren Veranstaltungsreihe Transgenerationalem Trauma begegnen (in Kooperation mit AMCHA e. V.) eingebettet war in das Aktionsprogramm IPU contra Antisemitismus. Am 12. Juni trug im Erich Fromm Study Center (EFSC) anlässlich der Einweihung neuer Räumlichkeiten Dr. Rainer Funk zum Thema Erich Fromms wissenschaftlichen Beitrag für die Gegenwart vor, und am 28. Juni hielt Wolfgang Merkel im Rahmen des DPV-Kulturworkshops einen Vortrag zur Zerbrechlichkeit und Resilienz der Demokratie im 21. Jahrhundert. Zuvor, am 22. Juni, fand auch an der IPU wieder die Lange Nacht der Wissenschaften statt. Auch diverse Veranstaltungen im Rahmen der Library Talks mit Dr. Leon S. Brenner zogen sich durch das Jahr und hatten psychoanalytische Autoren bzw. Autorinnen wie Julie Reshe, Nathan Gorelick, Calum Neill, Joel Crombez und Stijn Vanheule zu Gast.

Ebenso zähle ich die Studienabschlussfeier am 14. Juni und die Semestereröffnung zum Wintersemester 2024/25 am 16. Oktober dazu, mit der Vorstellung des Buches „Encountering Silencing“ von Michael B. Buchholz und Alexander Dimitrijević, wie auch eine Buchvorstellung mit David Tuckett (London) „Knowing What Psychoanalysts Do and Doing What Psychoanalysts Know“. Am 1. November sprach die international renommierte Psychoanalytikerin und Feministin Jessica Benjamin (New York, USA) über Collective Violence and Social Traumata from a Psychoanalytic Perspective… . Besonders hervorheben möchte ich noch den Auftakt der neuen Reihe Psychoanalyse im Gespräch gemeinsam mit der DGPT Berlin, die am 9. November mit Bundespräsident a. D. Joachim Gauck eröffnet wurde. Und nicht fehlen darf hier die diesjährige Erich Fromm Vorlesung mit Prof. Dr. Michael Thompson (Wayne Township, New Jersey, USA) zum Thema Revival der Radikalen Psychoanalyse am 4. Dezember.

Gut vorangekommen ist der Aufbau des WIPU, unseres künftigen Ortes der verfahrensspezifischen Weiterbildung unter dem Dach der Ambulanz. Zwar sind die Voraussetzungen der Finanzierung der Weiterbildung von der Politik bis heute nicht geklärt, sodass nicht nur wir, sondern fast alle Institute noch rätseln, wie sie die Kosten der neuen Weiterbildung tragen sollen. Dennoch ist unsere Hoffnung ungebrochen, recht bald im neuen Jahr mit den ersten Weiterbildungskandidatinnen bzw. -kandidaten beginnen zu können. Dank gebührt hier insbesondere Prof. Dr. Benigna Gerisch als WIPU-Vorsitzende, aber auch den Professorinnen und Professoren Bernd Ahrbeck, Tamara Fischmann, Annette Streeck-Fischer sowie Dr. Thilo Eith und Anne Springer, die uns hier auf hochkompetente Weise beraten und begleiten.

Intensiviert haben wir 2024 auch unsere enge Zusammenarbeit mit dem Bochumer Hans Kilian und Lotte Köhler Centrum für sozial- und kulturwissenschaftliche Psychologie und historische Anthropologie (KKC), nicht nur im Rahmen des laufenden gemeinsamen Graduiertenkollegs Trauma und kollektive Gewalt, sondern auch mit diversen Vortragsformaten und Forschungsprojekten im Kooperationsdreieck Sigmund-Freud-Institut Frankfurt a. M. (SFI), KKC und IPU. Angelaufen sind unsere gemeinsamen Bemühungen mit den Bochumer Kolleginnen und Kollegen, dem KKC künftig eine dauerhafte wissenschaftliche Heimstatt an der IPU zu geben.

Sehr erfreulich und erfolgreich sieht unsere aktuelle Drittmittelstatistik aus. Zu den erfolgreichsten Einwerbungen mit sechsstelligen Summen gehören Forschungsvorhaben unserer Professorinnen bzw. Professoren Annette Klein (im Rahmen einer – laufzeitverlängerten – DFG-Forschungsgruppe gemeinsam mit der Universität Potsdam und der PHB), Phil Langer im Verbund mit den Universitäten Frankfurt a. M. und Innsbruck, gefördert von der VolkswagenStiftung, Gavin Sullivan mit einem Forschungsvorhaben gemeinsam mit der Universität Lund, das von der European Research Executive Agency (REA)/EU) gefördert wird, und Christine Stelzel, die gemeinsam mit der Universität Mainz erfolgreich Drittmittel in erheblichem Umfang von der DFG eingeworben hat.

2024 sind in enger Verbindung mit der IPU fünf erfolgreiche Promotionen erfolgt, die in Kooperation mit den Universitäten Ankara, Frankfurt a. M., Gießen, Mainz und Wien von Professorinnen bzw. Professoren unserer Universität betreut wurden.
Dank dem tatkräftigen Einsatz von Prof. Dr. Christian Sell im Schulterschluss mit den Teams IT/Digitalisierung und Facility Management ist es in unserem Haus 3b gelungen, das neue Videolabor einzurichten. Mit diesem Videolabor erweitern wir die Möglichkeiten, schon während des Studiums empirisch zu forschen.Ergebnisse studentischer Forschungsarbeiten werden regelmäßig im Rahmen von Posterausstellungen im Haus Stromstraße 3b gezeigt.

Auch eine weitere Jahrestagung befindet sich in Vorbereitung, diesmal mit Forschungsergebnissen aus dem eigenen Kollegium und unserem wissenschaftlichen Nachwuchs, denn künftig werden wir jeweils im zweijährigen Wechsel IPU-Forschungsergebnisse vorstellen und diskutieren, um dann wieder eine große thematische Konferenz mit internationaler Beteiligung folgen zu lassen.

Nun schließe ich diesen Rückblick, der sicher vieles an Initiativen, Aktivitäten und Erfolgen für unsere Universität – schon aus Platzgründen – ungenannt gelassen hat, und ich bitte alle um Verständnis, die Ihren persönlichen Beitrag zu diesem fulminanten Jahr hier nicht angemessen widergespiegelt sehen. Deshalb noch einmal ein herzlicher Dank an alle Kolleginnen und Kollegen, an die Wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die fleißigen Mitglieder der Verwaltung, an unsere Studierenden und Promovierenden sowie an unsere Kooperationspartner, von denen hier ich auch nur einige namentlich nennen konnte. Nicht zuletzt dank ihrer Verbundenheit mit der IPU haben wir allen Grund, mit Zuversicht und Freude in das neue Jahr zu schauen. Im Namen der Universitätsleitung wünsche ich Ihnen allen ein gesegnetes Weihnachtsfest, ein paar ruhige und entspannte Feiertage und dann viel Glück, Erfolg und Gesundheit im neuen Jahr 2025!

Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz
(Präsident)