Nachrufe auf Dr. Sonja Witte


Die Internationale Psychoanalytische Universität Berlin (IPU) trauert um ihre langjährige Mitarbeiterin, Kollegin und Absolventin Dr. Sonja Witte, die am 7. Juni 2024 nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben ist. Die Universitätsleitung und Aaron Lahl gedenken ihrer in Nachrufen.

Nachruf von Melanie Babenhauserheide

In Konstellationen denken – ein Nachruf auf Sonja Witte (02.08.1979 - 07.06.2024)

 

Dieser Nachruf wurde in etwas kürzerer Fassung zuerst veröffentlicht in: Freie Assoziation. Zeitschrift für psychoanalytische Sozialpsychologie. 27. Jahrgang, 1/24, S.142-144.

 

Nicht nur wer sich mit der Frage befasst, was die Kritische Theorie und ihr Verständnis der Psychoanalyse heute (bedeuten) können, wer sie einbringen möchte, um gesellschaftliche Herrschaftsverhältnisse in Frage zu stellen, kann in den Arbeiten der Kulturwissenschaftlerin und Psychologin Sonja Witte ungewöhnliche, scharfsinnige Erkenntnisse und erhellende Denkanstöße finden. Während die Kritische Theorie mitunter gespalten scheint in wissenschaftliche und politische, sich zum Teil als anti-akademisch gerierende Rezeptionen, setzte Sonja Witte ihre Kritik versiert in beiden Bereichen ein. Sie dachte in Konstellationen. Das ist nicht nur inhaltlich zu verstehen, den Gegenstand betreffend, sondern sie dachte auch in unterschiedlichen Konstellationen von Menschen, hat – spätestens seit Mitte der 90er Jahre – (sich) stets mit anderen assoziiert, politisch wie wissenschaftlich: Zum Beispiel im partei-unabhängigen Jugendverband JungdemokratInnen/Junge Linke, in der feministischen Gruppe Les Madeleines, im Arbeitskreis Kritik des Antisemitismus wie in der antinationalen Gruppe, die sich u.a. gegen rassistische Polizeigewalt in Form von Brechmitteleinsätzen gegen mutmaßliche Dealer ebenso engagierte wie gegen Naziaufmärsche und den neu aufkeimenden Nationalismus im Rahmen der Herren-Fußballweltmeisterschaft 2006, in der HerausgeberInnengruppe Kittkritik, die das kulturelle „Vergangenheitsrecycling“ nach dem Nationalsozialismus ins Visier nahm,  in der Redaktion vom Extrablatt – aus Gründen gegen fast Alles, in zahlreichen Kolloquien und Lesekreisen, im interdisziplinären Forschungsnetzwerk Heilversprechen, in der gesellschaftskritischen Initiative von Studierenden und MitarbeiterInnen der International Psychoanalytic University krIPU, im Forum Sexualkultur – Verkupplungen mit der Psychoanalyse ... Sie war beteiligt daran, Workshops, Seminare, Konferenzen, Vortragsveranstaltungen zu gestalten und Artikel, Ankündigungen, Flugblätter, Demo-Aufrufe zu schreiben und zu überarbeiten. Sie stellte sich schwierigen Diskussionen und analysierte selbst Alltägliches, was auf den ersten Blick nebensächlich erscheinen mochte – bis man ihr zuhörte. Auch in Gesprächen mit ihrem Mann, ihrem Kind und ihren zahlreichen Freund_innen entfalteten sich ihr scharfer Verstand, ihre wache Wahrnehmung, ihr Humor und ihre Neugier, bis zum Schluss.

Sonja Witte war eine Kritische Theoretikerin, die weder nostalgisch altbekannte Adorno-Zitate abnickte, noch sich berufen fühlte, die Ansätze der ‚frühen‘ Kritischen Theorie dadurch zu verschlimmbessern, dass sie sie ‚aktualisierte‘. Die Theorien eröffneten ihr einen doppelten Zugang der Kritik: als Vehikel zum Durchdringen gegenwärtiger Phänomene und Diskurse (wie zuletzt Konflikt-Konstellationen in kulturellen Inszenierungen im Kontext von #MeToo[1]) und als Gegenstand der Analyse, Ideologiekritik, als etwas, was – untrennbar von den gegenwärtigen Herrschaftsverhältnissen – selber den Charakter eines Symptoms hat, was eine Verdichtung von Konflikten und unbewussten Wünsche artikuliert, in denen sich grundlegend etwas entzieht. Das galt auch für ihre eigenen Gedanken und ihre eigenen Texte, die sie ebenso auseinandernahm, um etwaige Ungereimtheiten, Holprigkeiten oder Verstöße gegen die eigenen Ansprüche daraufhin zu deuten, worauf die Verstrickungen mit dem Gegenstand und die Einbrüche im Sinn verweisen.

Sonja Witte setzte Kritische Theorie und Psychoanalyse nicht in ein additives Verhältnis zueinander, sondern in aller Dialektik von Gesellschaft und Subjekt betonte sie die Analogien zwischen Marx und Freud, Individuum und Kapitalismus, und arbeitete auf beiden Seiten und zwischen ihnen die Brüche und das Nicht-Aufgehende heraus. Zentral war für sie die Herangehensweise der Deutung. In einem aufgezeichneten Gespräch für den Band „Arbeit in der Kritischen Theorie“[2], der bald im Mandelbaum-Verlag erscheinen wird, beschrieb sie kürzlich, wie sich durch das Konstellieren Erkenntnis „schockhaft“ einstellen könne: „Wenn die Deutung etwas trifft, dann springt etwas auf und ein Zusammenhang wird sichtbar“. Sie betonte, dass Deutung „sowohl in der Kritischen Theorie, als auch in der Psychoanalyse […] auf eine Veränderung ausgerichtet“ sei: „In der Psychoanalyse ist das sehr deutlich, da ist Deutung auf die Heilung ausgelegt − obwohl sich da auch nochmal die Frage stellt, was Heilung eigentlich bedeutet. Heilung bedeutet ja nicht Abschaffung des Unbewussten. Wir haben am Ende einer gelungenen Psychoanalyse nicht irgendwie ein Subjekt, das kein Unbewusstes mehr hätte. Wahrscheinlich haben wir es nur mit verschobenen Symptomen zu tun, die ein bisschen leichter zu ertragen sind als die vorherigen. Das Interessante ist aber, dass durch die Deutung, den Deutungsprozess in der Analyse, tatsächlich etwas verändert wird. Das heißt, durch die Artikulation, die sich auf das Nicht-Identische richtet, verändert sich etwas im Gefüge der Erscheinungsweisen selbst. Und das ist ein interessanter Gedanke, auch bezüglich der Kritischen Theorie: Denn das würde tatsächlich ja bedeuten, dass Kritik als Deutung selber eine Art und Weise der Artikulation ist, die zumindest etwas in der Schwebe hält, was zukünftig realisiert werden könnte.“ Dieses in-der-Schwebe-halten durch eloquente und präzise Deutung war ein Dreh- und Angelpunkt ihres dialektischen und konstellativen Denkens, das das Versprechen einer Möglichkeit zur Versöhnung oder gar zum Aufheben der Widersprüche am Leben erhielt. Zugleich war ihr eine spezifische Art von Unbeugsamkeit eigen, gerade auch in ihren politischen Haltungen.

Sonja Witte hatte den Mut, sich mit beunruhigenden, kontroversen und heiklen Themen zu befassen: Mit Grenzbereichen, begrenzenden und grenz-überschreitenden Aspekten der Sexualität wie der Sexualmoral (gerade auch in den besonders konflikthaften Bereichen wie infantiler Sexualität, Gewalt, sexueller Differenz, Pädophilie-Diskursen[3]); dem Unheimlichen und dem Spielerischen (in) der Kulturindustrie (besonders in ihrer Doktorarbeit[4]); mit den Brüchen in Heilsversprechen[5] (im doppelten Sinne); mit den Übertragungsprozessen zwischen den Generationen in den Familien der (potentiellen) Täter/innen nach dem Nationalsozialismus; mit dem Tod[6] … Letztgenannter hat ihrem stetigen Weiterdenken nun ein Ende bereitet.

 

Was uns Hinterbliebenen bleibt, ist lediglich die Möglichkeit, das zum Funkeln zu bringen, was sie hinterlässt: in anderen Konstellationen.

 


[1]

ipuberlin.podigee.io/44-trieb-und-methode-sonja-witte

[2] Babenhauserheide, Melanie/Lorig, Philipp/Schüssler, Michael/Witte, Sonja (2024): In:  Lorig, Philipp/Pflücke, Virginia Kimey/Seeliger, Martin (Hg.): Arbeit in der Kritischen Theorie. Zur Rekonstruktion eines Begriffs. Wien: Mandelbaum.

[3] Witte, Sonja (2014): In Panik vor Jedermann. Journalistische Beiträge zur Aufdeckung von Pädophilen. In: Härtel, Insa (unter Mitarbeit von Sonja Witte): Kinder der Erregung: »Übergriffe« und »Objekte« in kulturellen Konstellationen kindlich-jugendlicher Sexualität. Bielefeld: transcript. 

[4] Witte, Sonja (2018): Symptome der Kulturindustrie. Dynamiken des Spiels und des Unheimlichen in Filmtheorien und ästhetischem Material. Bielefeld: transcript.

Witte, Sonja (2023): Mit dem Gedanken ans Kind spielen. Von filmtheoretischen Symptomen kulturellen Lustgewinns. In: Babenhauserheide, Melanie/Krämer, Kalle/Wolf, Benedikt (Hg.): Ästhetisierungen von Kindheit und Jugend nach 1968. Interdisziplinäre Fallanalysen. Weinheim: Beltz Juventa.

[5] Zum Beispiel in: Witte, Sonja (2017): In Liebe gebor(g)en – Heilsversprechen der Resonanz als Symptom für das Unbehagen in der Kultur. Psychoanalytisch-kulturtheoretische Anmerkungen zu Hartmut Rosas Soziologie der Weltbeziehungen. In: Peters, Christian Helge/Schulz, Peter (Hg.): Resonanzen und Dissonanzen – Hartmut Rosas kritische Theorie in der Diskussion. Bielefeld: transcript. Oder: Harrasser, Karin/Härtel, Insa/Pazzini, Karl-Josef/Witte, Sonja (Hg.): Heil versprechen. Zeitschrift für Kulturwissenschaft, Heft 1/2020.

[6]

www.extrablatt-online.net/files/01_les_madeleines_-_thesen_zu_materialismus_und_tod.pdf

Nachruf der Universitätsleitung


Sonja Witte forschte und lehrte an der IPU vor allem auf den Gebieten der Kritischen Theorie, der psychoanalytischen und kulturwissenschaftlichen Medien-, Kultur- und Subjekttheorie sowie der Sexualitäts- und Geschlechterforschung. Zahlreiche wissenschaftliche Fachaufsätze, Beiträge in Sammelwerken und Vorträge zeugen von ihrem wissenschaftlichen Gedankenreichtum u. a. zu Liebe und Sexualität im Spiegel historischer und zeitgenössischer Referenzpunkte, aber auch der Massenkultur und der Kulturindustrie, die sie – gerade in den letzten Jahren – immer wieder auch aus psychoanalytischer Perspektive betrachtete.

Zunächst war sie ab 2012 als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Rahmen eines DFG-Forschungsprojekts von Prof. Dr. Insa Härtel tätig, ab 2014 lehrte sie auf einer Teilzeitstelle an der IPU regelmäßig. Ab 2022 vertrat sie wiederholt die Professur für Kulturwissenschaft mit Schwerpunkt Kulturtheorie und Psychoanalyse und koordinierte den Masterstudiengang Kulturwissenschaften.

Sonja Witte studierte von 1999 bis 2006 Kulturwissenschaft, Soziologie und Philosophie an der Universität Bremen. 2016 wurde sie ebendort – mit einem Promotionsstipendium der Hans-Böckler-Stiftung – summa cum laude zum Dr. phil. promoviert. Ihre Dissertation war dem Thema „Nicht Jenseits der Subjekte: Eine Studie über Dynamiken des Unbewussten in der Kulturindustrie am Beispiel psychoanalytischer Filmtheorien“ gewidmet und wurde von Prof. Dr. Elfriede Löchel betreut.

Von 2020 bis 2023 absolvierte Sonja Witte nebenberuflich ein Studium der Psychologie an der IPU, das sie zunächst mit dem BSc und bald darauf mit dem MA Psychologie abschloss. Anschließend nahm sie die Ausbildung zur Psychotherapeutin auf. Parallel arbeitete sie seit 2019 an ihrem Habilitationsprojekt „Kulturelle Inszenierungen sexueller Grenzüberschreitungen und moralischer Grenzziehungen im Kontext von #MeToo“, ein Vorhaben, dessen Abschluss ihr nun leider versagt bleibt.

Wir verlieren mit Sonja Witte eine wissenschaftlich ausgewiesene, außerordentlich engagierte und immer zugängliche Kollegin, die von den Professorinnen und Professoren der IPU, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den Studierenden hochgeachtet wurde.

Die IPU wird Sonja Witte ein ehrendes Andenken bewahren. Ihrer Familie sowie ihrem Freundeskreis sprechen wir unser tiefempfundenes Beileid aus.

Nachruf von Aaron Lahl


In den Arbeiten der psychoanalytischen Kulturwissenschaftlerin Sonja Witte begegnet uns als Leitmotiv das Thema der Grenzziehung und -überschreitung. Wie figuriert sich die Grenze zwischen erwachsener und infantiler Sexualität im Spannungsfeld von Verführung und Spiel?[i] Wie werden die Grenzen zwischen Annäherung, Flirt und Übergriff in Zeiten von #metoo neu gezogen?[ii] Überschreiten Kunstwerke, die wie jene von Santiago Sierra nicht nur Gewalt thematisieren, sondern auch ausüben, die Grenzen des Ästhetischen?[iii] Setzt sublime Lust nicht immer die Überwindung einer Grenze zum gesellschaftlich Verpönten, ja Ekligen voraus?[iv] Übertritt der voyeuristisch-populärjournalistische Diskurs über pädophile Männer nicht selbst die Grenzen, die er zu schützen vorgibt?[v] Kann die Erfahrung des Unheimlichen im Anschluss an Freud nicht als eine Grenzübertretung von innen heraus, zugleich als eine Grenzverwischung (etwa zwischen Leben und Tod) begriffen werden – und wie zeigt sich dieses Unheimliche in gegenwärtigen kulturindustriellen Produktionen?[vi] ... Wie diese Liste der von Sonja Witte behandelten Fragestellungen zeigt, waren es insbesondere jene Grenzlinien, die das heikle Terrain von Sexualität und Gewalt durchziehen, welche sie zum Gegenstand ihrer kulturanalytischen Untersuchungen machte.

Die Arbeiten Sonja Wittes zielen dabei nicht darauf ab, selbst Grenzen zu definieren, etwa indem sie Differenzkriterien zwischen moralisch guten und verwerflichen Handlungen angeben. Vielmehr befragen sie in einer genuin psychoanalytischen Herangehensweise die Bewegung der Grenzziehung selbst nach ihren latenten Motiven und unbewussten Rückständen. Anders gesagt: Sonja Witte untersuchte Grenzziehungen als Verdrängungsprozesse, die Symptome hinterlassen. Obwohl sie dabei an durchaus großen Fragen interessiert war (etwa gegenwärtigen Funktionsweisen der Kulturindustrie), konzentrierte sie sich in ihren Untersuchungen zumeist auf kleinste Symptome. Der von Freud beschriebene »Abhub der Erscheinungswelt«, die peripheren Phänomene waren für Sonja Witte das Einfallstor, um ins Zentrum der Kultur vorzudringen. So sollte ihre Habilitationsarbeit nicht etwa die großen Metoo-Fälle neu aufrollen, sondern banal anmutende Randerscheinungen als Ausgangspunkt für Reflexionen über Verschiebungen auf dem Feld der Sexualmoral nehmen – etwa die als geschmacklos bewerteten Witzeleien der Band Die Ärzte über den Rammstein-Sänger Till Lindemann.[vii]

In ihren theoretischen und kulturanalytischen Arbeiten war Sonja Witte produktiv, detailversessen und neugierig gegenüber allem, was stört. Am Maßstab der geradlinigen akademischen Karriere war sie wenig orientiert. Viele ihrer Vorträge hat sie nicht auf internationalen Kongressen, sondern in überfüllt-verrauchten Kneipen mit einem großen Humpen Bier vor der Nase gehalten. Zahlreiche wertvolle Aufsätze von ihr sind in halbakademischen Buchbänden und Zeitschriften ohne impact factor, aber mit interessierter Leserschaft veröffentlicht.[viii] Einen bedeutenden Teil ihrer Arbeit investierte sie zudem in das gemeinsame Denken, sei es im Kontext ihrer beliebten Seminare, sei es in den zahlreichen Arbeitsgruppen und Konstellationen wie der Redaktion des Extrablatts, der krIPU oder dem Forum Sexualkultur. Den Mitgliedern dieser Gruppen wird Sonja als neugierige und kreative, aber auch als prinzipientreue und mitunter strenge Denkerin in Erinnerung bleiben.

Die letzte Grenze, an der Sonja Witte sich in ihrem Denken immer wieder abarbeitete, ist der Tod.[ix] Die weitverbreitete Neigung, dem Sterben einen – sei es existentialpsychologischen, sei es religiösen – Sinn zu geben, begriff sie als Symptom einer unfreien Gesellschaft. Wer es sich in einer unvernünftig eingerichteten Welt bequem macht, wird sich auch leichter der Unvernunft des Todes beugen, sich mit diesem übermächtigen Aggressor identifizieren und sagen, es müsse so sein. Im Anschluss an die Kritische Theorie Adornos bezeichnete Sonja Witte den Tod einmal als »neuralgischen Punkt utopischen Denkens«[x]. Das meint, dass utopisches und das heißt hier auch kritisches Denken sich immer wieder an der an sich sinnlosen Einschränkung des Lebens entzündet. Das meint umgekehrt aber auch, dass die Abschaffung des Todes nur als utopische denkbar wäre, nicht als technische Verlängerung oder Verewigung des Lebens unter herrschenden Bedingungen.

Sonja Witte ist im Alter von 44 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben. Als aufstrebende Wissenschaftlerin, werdende Psychotherapeutin, Partnerin und Mutter stand sie mitten im Leben und wusste dieses Leben zu genießen. Ihren Kolleginnen und Kollegen, ihren Freundinnen und Freunden und ihrer Familie wird sie schmerzlich fehlen.
 

 

[i] Vgl. z.B. Sonja Witte, Kiss and stop and kiss and kiss and stop and kiss... Über eine eigentümliche Maßlosigkeit im Denken (anlässlich von Tseng Yu-Chin: »Who’s listening? No. 5«, 2003-2004), in: Insa Härtel (unter Mitarbeit von Sonja Witte), Kinder der Erregung. »Übergriffe« und »Objekte« in kulturellen Konstellationen kindlich-jugendlicher Sexualität, Bielefeld 2014: Transcript, 283-308.

[ii] So die Fragestellung in Sonja Wittes unabgeschlossenem Habilitationsprojekt. Siehe auch eine frühe Arbeit, in der sie sich als Teil der Gruppe Les Madeleines kritisch mit dem Konzept der »Definitionsmacht« befasste – ein Ansatz zum Umgang mit Vorwürfen sexueller Gewalt/Übergriffigkeit, der in linken und (queer)feministischen Zusammenhängen recht verbreitet ist. Les Madeleines, Kein Kavaliersdelikt. Warum Definitionsmacht frauenverachtend und anti-feministisch ist, in: Jungle World, 32, 2010, online unter: https://jungle.world/artikel/2010/32/kein-kavaliersdelikt

[iii] Vgl. Sonja Witte, Symptome der Kulturindustrie. Dynamiken des Spiels und des Unheimlichen in Filmtheorien und ästhetischem Material, Bielefeld 2018: Transcript, 57ff. Sowie Sonja Witte, Geld gegen Strich. Wenn in der Kunst der Körper zur Ware wird, in: Christoph Türcke, Oliver Decker (Hg.), Geld. Kritische Theorie – Psychoanalytische Praxis, Gießen 2011: Psychosozial, 173-190. Eine weitere fragliche Überschreitung der Grenzen des Ästhetischen (hin zum Gewaltvollen bzw. in diesem Fall: Missbräuchlichen) untersuchte Sonja Witte in ihrem Habilitationsprojekt anhand von Balthus' Werk Thérèse rêvant (1938) bzw. einer gegen die (unkommentierte) Aufhängung dieses Bildes ins Leben gerufenen Petition.

[iv] Vgl. Sonja Witte, Am »allergischen Punkt des Sexus« – Überlegungen zu Ekel, Lust und Sexualmoral, in: Till Randolf Amelung (Hg.), Irrwege. Analysen aktueller queerer Politik, Berlin 2020, Querverlag, 148-168. Wittes Überlegungen schließen hier an die Sublimierungstheorie Robert Pfallers an.

[v] Vgl. Sonja Witte, In Panik vor Jedermann. Journalistische Beiträge zur Aufdeckung von Pädophilen, in: Härtel (unter Mitarbeit von Witte), Kinder der Erregung, 89-144.

[vi] So lautet eine der zentralen Fragestellungen in Sonja Wittes Dissertationsschrift. Vgl. Witte, Symptome der Kulturindustrie, Teil II.

[vii] Vgl. z.B.: https://www.tagesspiegel.de/kultur/die-arzte-und-die-vorwurfe-gegen-rammstein-daneben-gegriffen-9956607.html

[viii] Herausgehoben sei hier eine Arbeit, deren erneute Lektüre sich vor dem Hintergrund der aktuellen EM-Euphorie lohnt: Sonja Witte, Die Katharsis der deutschen Nation in »Das Wunder von Bern«. Wie die Versöhnung der Generationen und Geschlechter die Vergangenheit überwältigt, in: Extrablatt, 7, 2011, 22-31, online unter: https://www.extrablatt-online.net/files/4_sonja_witte_-_die_katharsis_der_deutschen_nation_in_das_wunder_von_bern.pdf

[ix] Vgl. z.B. Les Madeleines, Thesen zu Materialismus und Tod, in: Extrablatt, 8, 2012, 6-17, online unter: https://www.extrablatt-online.net/files/01_les_madeleines_-_thesen_zu_materialismus_und_tod.pdf

[x] Witte, Symptome der Kulturindustrie, 350.