Es ist nicht einfach, mit sich ins Reine zu kommen. Über sich Klarheit zu gewinnen und sich selbst gegenüber aufrichtig zu sein, versteht sich nicht von selbst. Wir sind uns fremd und wissen nicht, wann wir uns selbst täuschen. Auch im Umgang mit anderen bewegen wir uns zwischen Offenheit und Verdeckung, Ehrlichkeit und Simulation. Wahrhaftigkeit ist ein Ideal des Verhaltens zu anderen und zu sich selbst. Doch begegnet sie uns zumeist im Spannungsverhältnis zum Unwahrhaftigen. Der Gegensatz von Wahr und Falsch, Authentizität und Simulation durchdringt die individuelle wie die soziale Lebenswelt. Wir sind nicht sicher, wieweit wir normalerweise wirklich aufrichtig und wahrhaftig sind, wieweit wir es sein können, sein wollen. Die Tagung geht diesem Spannungsverhältnis nach mit einem besonderen Augenmerk auf das Gespräch als Ort der Verdeckung, aber auch Ressource der Wahrheit, des Sich-Findens und Sich-Verständigens.
Die Tagung findet im Rahmen der Feierlichkeiten anlässlich des 15-jährigen Bestehens der IPU Berlin statt.
Donnerstag, 24. Oktober 2024
14 Uhr
Emil Angehrn / Joachim Küchenhoff: Begrüßung, Einführung
14:15 Uhr
Joachim Küchenhoff: Potentiale der Veränderung. Zum Verhältnis der Wahrhaftigkeit zu sich selbst und zu anderen
15:30 Uhr
Kaffeepause
16 Uhr
Tilo Wesche: Erzähler lügen nicht. Wahrhaftigkeit in Herman Melvilles Moby Dick
17:15 Uhr
Pause
öffentlicher Abendvortrag (hierfür wird keine Anmeldung benötigt)
18:15 Uhr
Emil Angehrn: Vom Zwiespalt der Wahrhaftigkeit. Wahrsein vom Anderen her.
Freitag, 25. Oktober 2024
9 Uhr
Thomas Bedorf: Verschleiert, verstellt, verkannt
10:15 Uhr
Angelika Ebrecht-Laermann: Überreden – Überzeugen – Rechthaberei. Drei Möglichkeiten, die Wahrheitsliebe im Gespräch zu pervertieren
11:30 Uhr
Kaffeepause
11:45 Uhr
Rolf-Peter Warsitz: Wahrhaftigkeit, Verkennung und Lüge im psychoanalytischen Prozess
13 Uhr
Mittagspause
14:15 Uhr
Hanna Gekle: Von absoluten Wahrheiten und menschenfreundlichen Lügen
15:30 Uhr
Oliver Hallich: Lügen als soziales Handeln
16:45 Uhr
Pause
17:15 Uhr
Tilmann Habermas: Selbstrevision und Selbsterkenntnis in wiederholten Lebenserzählungen
Emil Angehrn
Em. Professor für Philosophie an der Universität Basel. Studien in Leuven und Heidelberg, Lehrtätigkeit an den Universitäten Heidelberg, Berlin (FU), Frankfurt a.M. und Basel. Zahlreiche Veröffentlichungen in Geschichte der Philosophie (Antike, 19./20. Jh.), Metaphysik, Geschichtsphilosophie, Hermeneutik.
Joachim Küchenhoff
Prof. Dr. med., praktiziert als Psychoanalytiker (IPA) und Facharzt für Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Basel. Er ist Professor emeritus der Universität Basel, Vorsitzender des Aufsichtsrates der IPU Berlin, wissenschaftlicher Beirat u.a. des Sigmund Freud – Instituts Frankfurt und der Lindauer Psychotherapiewochen. Zahlreiche Publikationen zur Behandlung schwerer seelischer Störungen, Körpererleben und Psychosomatik, interdisziplinärer Forschung in Kultur- und Literaturwissenschaften, Philosophie und Psychoanalyse (www.praxis-kuechenhoff.ch).
Prof. Dr. Thomas Bedorf, Lehrgebiet Philosophie, FernUniversität Hagen
Prof. Dr. Tilmann Habermas, Psychologie/Psychoanalyse, IPU Berlin
Dr. Hanna Gekle, Psychoanalytikerin in eigener Praxis, Frankfurt a. M.
Prof. em. Dr. Dr. Rolf-Peter Warsitz, Soziale Therapie und Philosophie, Universität Kassel
Prof. Dr. Oliver Hallich, Institut für Philosophie, Universität Duisburg-Essen
Prof. Dr. Angelika Ebrecht-Laermann, Psychoanalytikerin in eigener Praxis, Lehrbeauftragte IPU Berlin
Prof. Dr. Tilo Wesche, Institut für Philosophie, Universität Oldenburg
Wann? 24.10. und 25.10.2024
Wo? Hörsaal 1, Stromstraße 2, 10555 Berlin
Anmeldefrist: 18. Oktober 2024
Gebühren: 50€ regulär, 20€ für Studierende und Ausbildungskandidat/-innen
Nach Anmeldung erhalten Sie einen Link mit den Kontodaten.