Prof. Dr. Lars Kuchinke
Gerade die jüngere Worterkennungsforschung kann gut dokumentieren, dass die emotionalen Eigenschaften eines Wortes dessen Verarbeitung beeinflussen. Insbesondere elektrophysiologische Befunde zeigen hier, dass solche Einflüsse bereits in frühen Phasen der Wortverarbeitung nachweisbar sind, und es muss angenommen werden, dass die Wirkung emotionaler Eigenschaften eines Wortes parallel zum Wortidentifikationsprozess stattfindet. Während die 'affective primacy' Hypothese (Murphy und Zajonc, 1993) generell annimmt, dass emotionale Verarbeitung kognitiver Verarbeitung vorangehen kann, untersucht dieses Projekt einen alternativen Ansatz für die Wortverarbeitung. Unter der Annahme, dass die Effekte emotionaler Wörter auf gelernte, affektiv getönte lexiko-semantische Assoziationen zurückzuführen sind, die mit einer schnelleren Verarbeitung und einer besonderen Aufmerksamkeitslenkung einhergehen, soll die Rolle solcher gelernter Verknüpfungen bei der Entstehung früher emotionaler Effekte in der Wortverarbeitung und die Bedingungen für ihr Entstehen untersucht werden. Dazu wird mit Hilfe elektrophysiologischer Messungen die Wirkung neu gelernter affektiver Assoziationen und ihre Interaktion mit weiteren Variablen, welche die frühe Wortverarbeitung modulieren, betrachtet. Die Ergebnisse dieser Studien sollen helfen, bestehende Modelle der Worterkennung um affektive Verarbeitungsmechanismen zu erweitern, und berühren damit zentrale Fragen der Emotionsverarbeitung sowie der visuellen Worterkennung.
Originalsprache: Deutsch
Christina Müller (IPU Berlin)
Katrin Becker (IPU Berlin, studentische Mitarbeiterin)
Projektbeginn: 01/2013
Projektende: 01/2016