Der Diskurs um Transidentität in der frühen Adoleszenz ist ein zeitgenössisches Politikum. Er wird oftmals unversöhnlich geführt: Auf der einen Seite stehen die Kritik eines neoliberalen Voluntarismus („Ich kann mein Geschlecht frei wählen“) und transaffirmativer Haltungen, ethische Bedenken hinsichtlich medizinischer Maßnahmen frühadoleszenter transidenter Jugendlicher, „Trans ist nur eine Mode“. Auf der anderen Seite finden sich Vorwürfe der Transphobie und Pathologisierung, Kritik an Psychotherapie allgemein, Formen selbstreflexiven Gewahrwerdens des eigenen Gewordenseins werden als verletzend empfunden oder zurückgewiesen.
Doch was ist, wenn sich etwas Fundamentales in der Struktur der polymorphen Psychosexualität verändert hat, so wie Freud sie einst konzeptualisierte? Im Vortrag soll eine Perspektive eingenommen werden, die versucht, eine Paradoxie sichtbar zu machen, die im (unbewussten) Inneren spätmoderner Subjekte zu situieren ist und zu einer spezifischen Anforderung an die Entwicklung der jeweils singulären Genderidentität einiger früh-adoleszenter Jugendlicher führen kann.
Hierzu werden die Ideen von Jean Laplanche und die an die Theorien von Jaques Lacan anknüpfenden Überlegungen der Ljubljaner Schule für Psychoanalyse zu Rate gezogen. Die frühe Adoleszenz wird dabei als ein Tummelplatz heterogener rätselhafter Genderbotschaften konzipiert.
Jörn Grebe ist Psychoanalytiker und in eigener Praxis in Hamburg tätig. Zudem arbeitet er in der Spezialsprechstunde für Geschlechtsdysphorie in der Kinder-und Jugendpsychiatrie am UKE-Hamburg.
Genderfluidität in der frühen Adoleszenz. Überlegungen zu einer Paradoxie sexueller Liberalisierung
Wann?
29. September 2023
Zeit?
19:00 Uhr Begrüßung mit Speis und Trank
19:30 Uhr Vortragsbeginn
Wo?
Hörsaal 4, 2. Stock Alt-Moabit 91b, 10557 Berlin
Register via Mail (freunde(at)ipu-berlin.de) bis zum 24. September 2023
Host
Verein der Freunde und Förderer der IPU Berlin e. V.,
Theresa Vos, Giovanni Peduto & Benedikt Salfeld