Zum Jahresabschluss resümiert Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz das Jahr 2021, das für die IPU viele Fortschritte brachte, aber immer noch unter dem Einfluss der weltweiten Pandemie stand. Olbertz' „größter Wunsch für das neue Jahr ist, dass wir an die ‚analoge‘ akademische Normalität anknüpfen können.“
Liebe Studierende, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Partner und Freunde der IPU,
eigentlich müsste von meiner Seite her das nun zu Ende gehende Jahr 2021 mit einem Sieben-Monate-Rückblick verabschiedet werden, denn erst am 1. Juni bin ich an die IPU gekommen und in die Universitätsleitung eingetreten. Aber es gab schon in den Wochen davor einen fließenden, behutsamen Übergang, den Lilli Gast, meine Vorgängerin im Amt, in so kollegialer und zugewandter Weise ermöglicht hat. Deshalb beginnt dieser Rückblick auch mit einem herzlichen Dank an sie. Feierlich haben wir sie am 7. Oktober – in Verbindung mit meiner Amtseinführung – verabschiedet.
Um dieses Datum herum lagen aufregende Monate. Insbesondere die Pandemie hat uns herausgefordert; so war allenthalben die Erleichterung zu spüren, als wir wieder – wenn auch unter großer Vorsicht – in den Präsenzbetrieb zurückkehren konnten. Die Universität ist eine lebendige Gemeinschaft, die sich um Wissenschaft herum versammelt, sie ausübt und vermittelt. Im digitalen Modus ist das nur in Grenzen möglich, auch wenn uns Online-Formate durchaus neue Möglichkeiten eröffnet haben. Aber mein (und unser) größter Wunsch für das neue Jahr ist, dass wir an die „analoge“ akademische Normalität anknüpfen können.
Trotz aller Einschränkungen ist der Universitätsbetrieb über das ganze Jahr hinweg in vitaler Weise weitergelaufen. Neben der Lehre und der Arbeit in diversen Forschungsprojekten haben zahlreiche wissenschaftliche Veranstaltungen das akademische Leben bestimmt, von denen ich nur wenige Beispiele nennen kann: Sie reichen von der Internationalen Sommerschule Ruptures and Utopia vom 4. bis 16. Juli, den Library Talks mit Dr. Leon S. Brenner oder den Leadership-Dialogen am 9. und 10. September über die Erste Internationale Research School im Rahmen des STICS-Projektes („Social Trauma in Changing Societies”) mit Doktoranden aus Bulgarien, dem Sudan, der Türkei, Serbien und Bosnien-Herzegovina bis zur Erich Fromm-Vorlesung mit Prof. Dr. Roger Frie „Trauma and Silence: Erich Fromm, the Holocaust and Historical Responsibility“ am 18. November. Zwei Tage darauf folgte die Premiere des Kinofilms Amalie (zum Gedenken an Horst Kächele). Daneben wurde am 26. Oktober ein neuer Zyklus der Ringvorlesungen zur Psychoanalytischen Kulturwissenschaft eröffnet, den wir gemeinsam mit der Humboldt-Universität, dem Berliner Institut für Psychotherapie und Psychoanalyse (BiPP) und dem Berliner Kulturlabor „Institute for Cultural Inquiry“ (ICI) anbieten. Die Reihe wird in den nächsten beiden Jahren von der Friedrich Stiftung Hannover gefördert.
Auch in Bezug auf die Lehre können wir eine beachtliche Bilanz ziehen. Mehrere Studiengänge wurden (re)akkreditiert, zuletzt der MA Psychologie mit Schwerpunkt Klinische Psychologie und Psychotherapie, den der Akkreditierungsrat ohne Auflagen sogar bis zum 30. September 2029 bestätigt hat. Daneben bereiten wir mit Hochdruck den neuen Masterstudiengang Psychology focusing on Organization vor. Auch in Bezug auf die Professuren gibt es Neues zu vermelden: Noch gegen Jahresende sind zwei Rufe ergangen, und zwar auf die W1-Stelle für Theoretische Psychoanalyse, Subjekt- und Kulturtheorie (mit Tenure Track nach W3) und auf die analog W3 bewertete Stelle für Klinische Entwicklungspsychologie. Im ersten Fall laufen bereits die Verhandlungen mit dem Erstplatzierten, im zweiten beginnen sie Anfang Januar. Und der Stiftungsrat hat uns eine neue Professur für „Transformationspsychologie und Arbeitswelt“ bewilligt, deren Ausschreibung unmittelbar bevorsteht.
Das ist auch deshalb so begrüßenswert, weil eines der wichtigsten Anliegen im zu Ende gehenden Jahr darin bestand, das Forschungsprogramm der IPU weiter zu profilieren. Hier haben sich drei Schwerpunkte herauskristallisiert: Psychotherapieforschung, Transformationsforschung und Konzeptforschung. Auch die neue Promotionsordnung wurde fertiggestellt, wofür dem Promotionsausschuss besonderer Dank gebührt, und das Promotionskolleg läuft im Neuen Jahr an. Hierfür wiederum sind stabile Kooperationsbeziehungen von Bedeutung – mit großer Freude haben wir eine Kooperation mit dem Hans Kilian und Lotte Köhler-Centrum Bochum (KKC) begonnen, von der Forschende wie Studierende profitieren, indem die jeweiligen Programme und Angebote untereinander abgestimmt und für die wechselseitige Teilnahme geöffnet werden. Nicht minder wichtig für das Stichwort „Forschung“ ist auch die stärkere Einbindung unserer Hochschulambulanz, etwa mit den Schwerpunkten Psychodynamische Gruppenpsychotherapie, psychodynamische Psychosenpsychotherapie und ADHS bei Erwachsenen. Mit guten Gründen gab es in diesem Zusammenhang neue Festanstellungen von Therapeutinnen und Therapeuten in der Ambulanz.
Eine enorme Dynamik hat auch dieses Jahr unser International Office an den Tag gelegt, indem es eine Vielzahl von Projekten und Kooperationen initiiert und zahlreiche Kolleginnen und Kollegen zur Mitarbeit gewonnen bzw. deren Ideen aufgegriffen hat. Zuletzt kamen die Erfolgsmeldungen Schlag auf Schlag: Wir gewannen die Anschubfinanzierung des Erasmus-Mundus-Programms (mit 96 von 100 zu vergebenen Punkten!), erhielten eine Zusage in der Programmlinie PROMOS des DAAD, und seit kurzem wissen wir, dass die neue Sommerschule The Future Now?! unter Leitung von Gavin Sullivan gefördert wird (mit Stipendien im Umfang von 20.000 Euro). Darüber hinaus konnte am 9. Dezember im Rahmen von STIBET I der DAAD-Preis an Mauricio Cordovez-Cartwright vergeben werden.
Von alldem künden regelmäßig unsere Website und der monatliche Newsletter, deren Gestaltung in den Händen der Kommunikationsabteilung liegt. Sie hat sich in den vergangenen Monaten sehr ins Zeug gelegt hat, zum einen im Rahmen der IT zur Absicherung von Online- oder Hybridveranstaltungen, zum anderen auch, um all unsere Aktivitäten weithin sichtbar zu machen, die Arbeit der IPU wirkungsvoll zu vermitteln und zu vernetzen: So arbeitet sie intensiv an einem Brand Refresh, verwirklicht den Relaunch des beliebten Podcasts 50 Minuten, produzierte neue Imagefilme und für den IPU-Newsletter erscheint seit einiger Zeit eine wiederkehrende Kolumne. Ebenso wurde und wird regelmäßig über die spannenden Angebote und Themen der Fort- und Weiterbildung berichtet.
So vielfältige Aktivitäten indes wären gar nicht möglich ohne die tatkräftige Unterstützung durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung, die selten im Rampenlicht stehen, aber das Fundamt einer Kultur der Ermöglichung bilden – denken wir nur an die komplexen Belange von Studienorganisation und Prüfungswesen, die Organisation von Weiterbildungen sowie das Qualitätsmanagment, an die Personalverwaltung und -entwicklung, an das Haushaltsmanagement und vieles mehr, das z. B. die Feiern zu den 10-jährigen Dienstjubiläen im Jahr 2021, die Gründung unserer AG Diversity oder den Einzug in die neuen Räumlichkeiten im Haus 91 b überhaupt erst möglich gemacht hat. Es war mir eine Freude, mich dabei auch immer auf die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat und unserer engagierten Studierendenvertretung stützen zu können.
Im Namen der Universitätsleitung danke ich allen Mitgliedern unserer Universität, den Beschäftigten wie den Studierenden, Frau Stürmer und Herrn Kleinholz, den Mitgliedern unseres Stiftungs- und Aufsichtsrates ebenso wie des Wissenschaftlichen Beirates, sehr für ihr großes Engagement in den vergangenen Monaten für die IPU. Mit Blick auf das neue Jahr 2022 bin ich voller Zuversicht, dass es für uns wieder vielfältige Herausforderungen bereithalten, aber auch Erfüllung und Freude bei der Arbeit bringen wird.
Ich wünsche Ihnen besinnliche Feiertage und einen gesunden, optimistischen Start ins Jahr 2022!
Ihr Jan-Hendrik Olbertz