IPU Berlin zeichnet beste Abschlussarbeiten des Jahres 2024 aus


Salome Joubert und Lara Ebner wurden vor kurzem als Autorinnen der besten Abschlussarbeiten des zurückliegenden Jahres an der IPU Berlin ausgezeichnet. Auf ganz unterschiedliche Art und Weise haben sie sich mit psychodynamischen Fragen nach Bindung und Beziehung befasst und dürfen sich über eine ideele wie finanzielle Prämierung freuen.

In ihrer Bachelorarbeit „Die Bereitschaft Eifersucht zu erleben. Eine qualitative Interviewstudie zu Eifersucht in unterschiedlichen Beziehungsmodellen“ untersuchte Salome Joubert, wie Menschen in verschiedenen Beziehungsmodellen mit Eifersucht umgehen. Ausgangspunkt für ihre Forschung waren das wachsende wissenschaftliche und gesellschaftliche Interesse an alternativen Beziehungsmodellen und deren Einfluss auf den Umgang mit Eifersucht. Während Monogamie traditionell als Schutz vor Eifersucht betrachtet wird, zeigt neuere Forschung, dass auch in nicht-monogamen Beziehungen spezifische Dynamiken im Umgang mit Eifersucht existieren. In ihrer Untersuchung identifizierte Joubert die Bereitschaft, eifersuchtsanregende Situationen (EAS) auszuhalten, als zentrale Kategorie. Dabei zeigte sich, dass Personen in nicht-monogamen Beziehungen tendenziell eine höhere Bereitschaft aufwiesen als Personen in monogamen Beziehungen. Diese Unterschiede ließen sich auf verschiedene Ursachenzuschreibungen und Bewältigungsstrategien zurückführen. Die Ergebnisse ihrer Arbeit legen nahe, dass der Umgang mit Eifersucht weniger vom Beziehungsmodell selbst als vielmehr von individuellen Einstellungen und Strategien beeinflusst wird.

In ihrer Masterarbeit „Wie gestaltet sich die Abwehr von bindungstraumatisierten Patient*innen? Eine qualitative Inhaltsanalyse anhand von Transkripten des Adult Attachment Interviews“ untersuchte Lara Ebner, welche Abwehrmechanismen bei Patient:innen mit Bindungstraumatisierung zum Einsatz kommen. Im Zentrum Ihres Interesse standen dabei zwei unterschiedliche Konzepte: Bindung und Abwehr. Beide haben ihren Ursprung in der frühen Kindheit und wurden bereits umfangreich erforscht – ihr Zusammenspiel jedoch stellt ein vergleichsweise neues Forschungsfeld dar. Mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse untersuchte Ebner 19 Transkripte des Adult Attachment Interviews. Abwehrmechanismen erfasste sie anhand der Defensive Functioning Scale des DSM-IV-TR. Dabei zeigten sich häufige Abwehrstrategien: Affektisolierung, Idealisierung, Entwertung, Dissoziation, Spaltung, Rationalisierung und Ausagieren sowie Passive Aggression und Verleugnung. Zudem konnte Ebner zeigen, dass sich das Abwehrverhalten bei zunehmendem Bindungs(trauma)-bezogenem Stress verstärkt. Die Arbeit liefert damit wertvolle Erkenntnisse für die klinische Praxis, insbesondere für das Verständnis und die therapeutische Begleitung von Patient:innen mit Bindungstraumata.

Beide wurden für ihre sehr guten akademischen Leistungen ausgezeichnet und erhielten zugleich eine von der Stiftung zur Förderung der universitären Psychoanalyse eingerichtete Prämie in Höhe von 500 Euro (beste Bachelorarbeit) und 1000 Euro (beste Masterarbeit).

Aktuell absolviert Salome Joubert den Masterstudiengang in Klinischer Psychologie und Psychotherapie an der Universität Leipzig und plant, im Anschluss eine klinische Weiterbildung zu beginnen. Lara Ebner befindet sich seit Oktober 2023 in der Ausbildung zur Psychologischen Psychotherapeutin (TP/PA) am Aus- und Weiterbildungsinstitut für Psychoanalytische und Tiefenpsychologische Psychotherapie (AWI) des Universitätsklinikums Freiburg. Langfristig kann sie sich eine Promotion im psychoanalytischen Bereich vorstellen.

Die IPU Berlin zeichnet mit Unterstützung der Stiftung zur Förderung der universitären Psychoanalyse in jedem Jahr die besten Abschlussarbeiten ihrer Studierenden aus.