Modifizierte psychodynamische Psychotherapie für Patienten mit Schizophrenie – eine randomisiert-kontrollierte Wirksamkeitsstudie (MPP-S Studie)

gefördert durch die Stiftung Charité, DGPT, IPU und der Köhler Stiftung

Leitung IPU

Prof. Dr. Dorothea von Haebler

Leitung extern

Dr. Christiane Montag (Charité Berlin)
Dr. Günter Lempa (München)

Projektbeschreibung

Hintergrund der Studie
Psychotherapie ist nachgewiesenermaßen wirksam in der Therapie von Menschen mit Psychosen. Obwohl die psychodynamische Psychotherapie schizophrener Patienten seit Jahrzehnten erfolgreich angewendet wird, liegt bisher noch keine systematische Untersuchung vor, die den geltenden wissenschaftlichen Kriterien genügt.

Methode
In einer zweiarmigen, prospektiven, einfach-verblindeten und randomisiert-kontrollierten Wirksamkeitsstudie werden 120 Patienten mit der Diagnose einer Schizophrenie oder schizoaffektiven Psychose untersucht. Die Hälfte der Probanden wird einer Patientengruppe zugeordnet, die im Verlauf eines Jahres 30 Einzelsitzungen einer psychodynamischen Psychotherapie erhalten. Zur Anwendung kommt ein neu entwickeltes Manual zur psychodynamischen Psychotherapie. Die Studientherapeuten erhalten eine detaillierte Einweisung in dieses Manual und regelmäßige Supervisionen während ihrer Behandlungen. Die zweite Hälfte der Probanden wird einer Kontrollgruppe (TAU) zugeordnet und behält weiterhin die bisherige psychiatrische Behandlung (ohne Richtlinienpsychotherapie).

Beide Gruppen erhalten außerdem eine umfangreiche Diagnostik, welche aus vier Studienvisiten besteht. Die Studienvisiten enthalten eine Reihe von Fragebögen, sowie Interviews zum psychosozialen Funktionsniveau und zur Symptomausprägung und zur Struktur, Mentalisierung und Metakognition. Sie werden durch psychiatrisch-psychotherapeutisch geschulte Untersucher durchgeführt. Die Audiomittschnitte der Studienvisiten und der Studientherapien werden durch ein Beurteilerkollektiv ausgewertet.

Ziel der Studie
Das Ziel der Studie ist es, die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit psychodynamischer Psychosenpsychotherapie anhand eines randomisiert-kontrollierten Studiendesigns zu überprüfen. Untersucht werden die Auswirkungen der psychodynamischen Psychotherapie auf das psychosoziale Funktionsniveau der Patienten (primäres Studienziel), die Auswirkungen auf die spezifische Symptomatik, auf die Notwendigkeit einer Krankenhausbehandlung, auf die Parameter der „psychischen Struktur“, der metakognitiven Funktionen und der Mentalisierungsfähigkeit, sowie die Auswirkungen auf die Fähigkeit, interpersonelle Probleme zu lösen.

In einem explorativen Studienteil werden werden die Probanden einer fMRT Untersuchung unterzogen. Hierbei werden im Verlauf der Studie psychodynamische Hypothesen in der Psychosenbehandlung überprüft.

Für die Studienteilnahme müssen bestimmte Teilnahmevoraussetzungen gegeben sein. Als Ein- und Ausschlusskriterien wurden Folgende definiert:

Einschlusskriterien
Ambulant behandelte Patienten mit:

  • Diagnose einer Schizophrenie oder schizoaffektiven Störung nach DSM-IV-TR,
  • Alter 18-64 Jahre
  • Ausreichender deutscher Sprachkenntnis
  • Schriftlicher Einwilligung nach Aufklärung (DvH, ICH-GCP), inkl. Einverständnis in die Tonaufzeichnung von Therapiesitzungen und von Studienvisiten.


Ausschlusskriterien

  • Organische Hirnerkrankung oder relevante schwere somatische Erkrankung mit Auswirkung auf die zerebrale Funktion,
  • Frühere oder aktuelle Indikation für eine primär suchtspezifische Behandlung von Störungen durch Alkohol oder illegale Drogen,
  • Unfähigkeit, Inhalt und Bedeutung der Studie zu verstehen und informierte Einwilligung schriftlich zu geben,
  • Markierung des Suizidalitätsitems der CDSS mit größer/gleich 2 bei Einschluss,
  • Massiv gesteigerte Aggressivität oder aktuell fremdgefährdendes Verhalten bei Einschluss.


Konklusion
Die MPP-S Studie hat es zum Ziel die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit psychodynamischer Psychosenpsychotherapie zu überprüfen. Da hierzu bislang keine systematische Untersuchung vorliegt, die den geltenden wissenschaftlichen Kriterien genügt, kann die MPP-S Studie einen wesentlichen Beitrag in der psychodynamischen Psychotherapieforschung liefern.

Originalsprache: Deutsch, Englisch

Projektbeteiligte

Marielle Büttner (IPU Berlin, Charité)
Katrin Becker (IPU Berlin)
Dajana Eder (HU Berlin)
Valentina Roth (Charité)

Laufzeit

Projektbeginn: 01/2015
Projektende: 01/2026

Publikationen

  • Bayer, S., Bröcker, A.-L., Stuke, F., Just, S., Bertram, G., Grimm, I., Maaßen, E., Büttner, M., Heinz, A., Bermpohl, F., Lempa, G., von Haebler, D. and Montag, C., 2024. Level of structural integration in people with schizophrenia and schizoaffective disorders - applicability and associations with clinical parameters. Front. Psychiatry: 15. doi: 10.3389/fpsyt.2024.1388478
  • Bröcker, A.-L., von Haebler, D., Lempa, G., & Montag, C. (2023). Mentalizing in the context of Mentzos’ dilemma–on the use of implicit work in the treatment of non-affective psychosis. Frontiers in psychiatry, 14. doi.org/10.3389/fpsyt.2023.1229113 
  • Bröcker, A.-L., Zimmermann, J., Stuke, F., Just, S., Bayer, S., Mielau, J., Bertram, G., Funcke, J., Maaßen, E., Hadzibegovic, J., Lempa, G., von Haebler, D., & Montag, C. (2022). Exploring the Latent Structure and Convergent and Incremental Validity of the Metacognition Assessment Scale – Abbreviated in a Sample of Patients with Non-Affective Psychosis. Journal of Personality Assessment. doi.org/10.1080/00223891.2022.2048843 
  • Stuke, F., Bröcker, A.-L., Bayer, S., Heinz, A., Bermpohl, F., Lempa, G., von Haebler, D., & Montag, C. (2020). Between a Rock and a Hard Place: Associations Between Mentzos' "Dilemma", Self-Reported Interpersonal Problems, and Psychosocial Functioning in Individuals With Non-Affective Psychoses Clinical Psychology and Psychotherapy, 27(4), 528-541. doi.org/10.1002/cpp.2437 
  • Bröcker, A.-L., Bayer, S., Stuke, F., Just, S., Bertram, G., Funcke, J., Grimm, I., Lempa, G., Von Haebler, D., & Montag, C. (2020). Levels of structural integration mediate the impact of metacognition on functioning in non-affective psychosis: Adding a psychodynamic perspective to the metacognitive approach. Frontiers in psychology, 11. doi.org/10.3389/fpsyg.2020.00269