Wie können Brüche in der therapeutischen Allianz am besten gemessen werden?: Eine Validierungsstudie der revidierten Rupture Resolution Rating System (3RS v2022)

gefördert durch eine Anschubfinanzierung der IPU Berlin

Leitung IPU

Prof. Dr. Christian Sell
Prof. Dr. Dr. Dorothea Huber

Projektbeschreibung

Das Konzept der therapeutischen Arbeitsbeziehung basiert auf der Freud’schen Grundannahme, dass die therapeutische Beziehung differenziert werden kann in eine positive Komponente, eine negative Komponente und in eine „unanstößige“, freundliche Komponente, die die bewusste Bindung zwischen dem Therapeuten und dem Patienten darstellt. Letztere wird als das Vehikel des therapeutischen Erfolges in allen Formen der Psychotherapie angesehen. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfolgte eine Bewegung weg von diesen psychoanalytischen Perspektiven und hin zu einer pan-theoretischen Auffassung, die verschiedene therapeutische Ansätze umfasst. Bei dieser Bewegung spielte Bordin’s Konzept eine sehr prominente Rolle. Es fokussiert auf die Zusammenarbeit zwischen Therapeut und Patient in drei zentralen Aspekten: Übereinstimmung hinsichtlich therapeutischer Ziele und Aufgaben und einer emotionalen Verbindung zwischen Patient und Therapeut. In den letzten Jahrzehnten hat sich die theoretische Sicht auf die Arbeitsbeziehung von einer statischen zu einer dynamischen Perspektive gewandelt. Diese neue Sichtweise beeinflusste die Entwicklung von Psychotherapieprozessmessinstrumenten, die das Arbeitsbündnis zu verschiedenen Zeitpunkten während der Therapie und/oder während Sitzungen misst und auf die unvermeidbaren Brüche und Reparationsprozesse innerhalb des Arbeitsbündnisses fokussiert.

Die vorliegende Studie hat zum Ziel, die revidierte Fassung des Rupture Resolution Rating System (3RS v2022; Eubanks & Muran, 2022), den bisher vielversprechendsten Versuch, Brüche und Reparaturprozesse im Arbeitsbündnis zu messen, hinsichtlich Reliabilität und Validität einzuschätzen. Für dieses Ratingsystem haben sowohl Studien über die Interraterreliabilität von Videoaufnahmen als auch solche über die prädiktive Validität bereits befriedigende Ergebnisse gezeigt; Tests auf die konvergente Validität bis jetzt jedoch noch nicht. Obwohl erste Ansätze, den 3RS auf Audioaufnahmen anzuwenden, erfolgversprechend waren, muss die Interraterreliabilität für Audioaufnahmen noch nachgewiesen werden.

Die Studie ist eine Re-Analyse von n = 242 Audioaufnahmen von psychotherapeutischen Sitzungen einer Psychotherapiestudie, die zwei Fremdbeurteilungsinstrumente (3RS v2022, Experiencing Scale) und ein Therapeuten-geratetes Instrument (Sitzungsqualität) verwendet. Im Vordergrund steht die Testung der Hypothese, dass das 3RS ein reliables Instrument und konvergent valide ist in Hinblick auf das Vorkommen von Brüchen, der Reparatur von Brüchen und der Qualität des Arbeitsbündnisses. Darüber hinaus wird untersucht, ob andere Variablen des 3RS v2022 signifikant mit der Qualität der Stunden und der emotionsbasierten Einsicht korreliert sind.

Originalsprache: deutsch, englisch

Projektbeteiligte

Jenny Lou Eis (IPU Berlin)
Prof. Dr. J. Christopher Muran (Mount Sinai Beth Israel / Adelphi University, USA)
Dr. Günther Klug (TU München)

Laufzeit

Projektbeginn: 04/2023
Projektende: 03/2025