Digitalisierung und künstliche Intelligenz, technologische Beschleunigung, Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt, gesellschaftliche und institutionelle Optimierungs- und Perfektionierungsanforderungen, Klimawandel und Nachhaltigkeitsdiskurse, neue und alte Kriege und damit einhergehende Migrations- und Fluchtdynamiken, Pandemien, die Konjunktur von Verschwörungsideologien und vieles mehr: Die Analyse solcher in exemplarischen Schlagwörtern angedeuteten kulturellen und gesellschaftlichen Transformationsprozesse erfolgt aus inter- und transdisziplinärer Perspektive in diesem Forschungsschwerpunkt. Zentrale Fragen sind dabei: Wie verändert sich das Zusammenleben von Menschen im privaten, sozialen und beruflichen Kontext? Wie reagieren Individuen, Gemeinschaften und Gesellschaften darauf? Was hält sie zusammen, was trennt oder spaltet sie gar? Wie ist Arbeit 4.0 angesichts dynamischer Wettbewerbsbedingungen und Quantifizierungslogiken in humanistischer Weise zu denken? Wie hat die Corona-Pandemie das Wahrnehmen und Erleben sozialer Beziehungen und kollektiver Zugehörigkeit beeinflusst? Welche Ressourcen und Kompetenzen sind notwendig, um sich als Subjekt oder soziale Gruppe handlungsmächtig zu erleben und aktiv die soziale (Mit-)Welt zu gestalten? Einer kritischen Psychologie und der Psychoanalyse als kulturreflexivem Paradigma kommt im Verständnis der wechselseitigen und konfliktreichen Zusammenhänge von gesellschaftlichen Entwicklungsprozessen, kulturellem und institutionellem Wandel, Veränderungen in der Arbeitswelt, der individuellen Lebensführung und Subjektivierungsweisen eine Schlüsselrolle zu. Dabei wird der Blick auf lebensweltliche Aneignungs- und Übersetzungsprozesse und damit verknüpfte Erlebensweisen und Perspektiven emanzipatorischer sozialer Praktiken gerichtet.
So werden etwa in zwei von der Volkswagen-Stiftung geförderten transdisziplinären Verbundprojekten „Aporien der Perfektionierung in der beschleunigten Moderne“ und „Das vermessene Leben – Produktive und kontraproduktive Folgen der Quantifizierung in der digital optimierenden Gesellschaft“ (Frankfurt a. M., Jena und Berlin) die ambivalenten Folgen einer in hohem Maße auf quantitative Steigerung ausgerichteten Optimierungslogik untersucht, wie sie im Zuge des digitalen Wandels an Bedeutung gewonnen hat. Mittels eines dreigliedrigen Projektdesigns geht es hier um produktive und kontraproduktive Dimensionen der „Orientierung an der Zahl“ und der Vermessung des Lebens im Kontext von organisationalen und individuellen digitalen Optimierungsprozessen, die hinsichtlich ihrer intersubjektiven und psychischen Bedeutungen erforscht werden.