Martin Teising

Präsident der IPU von 2012 bis 2018

Meine Zeit als Präsident der Internationalen Psychoanalytischen Universität Berlin von 2012 bis 2018 war für mich eine schöne und sehr bewegte Zeit, in der ich an der Gestaltung der IPU intensiv mitwirken durfte. Gemeinsam mit allen Kollegen in der Hochschulleitung, im wissenschaftlichen und administrativen Bereich der IPU, gemeinsam mit der Studierendenvertretung, dem Stiftungsrat, dem Aufsichtsrat, dem wissenschaftlichen Beirat und vielen externen Partnern haben wir das Ziel verfolgt, eine wissenschaftlich fundierte Psychoanalyse auf universitärem Niveau zu etablieren und unseren Studierenden ein Verständnis für die Bedeutung unbewusster Prozesse und Konflikte im Individuum, in familiären und sozialen Beziehungen sowie in gesellschaftlichen Prozessen zu vermitteln.

Während meine Amtszeit ist die IPU in vielerlei Hinsicht gewachsen. Die Zahl der Studierenden hat sich verdoppelt, sie stieg auf über 600. In der Verwaltung konnten Abteilungen mit Bereichsleitungen für Studium und Lehre, für IT und Kommunikation, für das International Office und die Bibliothek eingerichtet und die Ambulanz erweitert werden. Im professoralen Bereich haben wir durch Neuberufungen die für das Promotionsrecht vorgegebene Kapazität von 18 Vollzeitäquivalenten erreicht und die Quote professoraler Lehre auf über 50 % anheben können. Dank der Stiftung zur Förderung der universitären Psychoanalyse konnten wir den Mittelbau deutlich ausbauen, Promotionsstipendien vergeben und den Professoren ein kleines finanzielles Budget zur Eigenverwendung zur Verfügung stellen. Zwei Juniorprofessorinnen der IPU haben es zu ordentlichen Professuren gebracht.

Den Forschungsbereich haben wir in diesen Jahren enorm ausbauen können. Es wurde ein Forschungsprofil entwickelt, regelmäßige Forschungskolloquien eingeführt und Drittmittel von renommierten Forschungsförderern in beträchtlicher Höhe eingeworben. Die Studienangebote der IPU haben wir wesentlich erweitert. Neu eingeführt wurden die Studiengänge
 

  • Interdisziplinäre Psychosentherapie (vormals Integrierte Versorgung psychotisch erkrankter Menschen)
  • Leadership und Beratung (vormals Organisational Studies)
  • Ein englischsprachiger Mastertrack des Studienganges Psychologie mit klinischem Schwerpunkt
  • Das Promotionsbegleitprogramm und ein
  • Studium Generale mit zahlreichen exzellenten externen Referenten.


Der Weiterbildungsbereich wurde auf- und ausgebaut, zahlreiche Tagungen haben an der IPU stattgefunden. Im Sinne der Personalentwicklung konnten administrative Mitarbeiter den Studiengang „Leadership und Beratung“ kostenfrei belegen. Viele haben sich in der englischen Sprache fortgebildet. Die Studiengänge sind akkreditiert und einige auch reakkreditiert worden, jeweils mit hoher Anerkennung durch die Akkreditierungskommission. Die IPU wurde vom Wissenschaftsrat institutionell akkreditiert und die Anerkennung der IPU als Universität durch den Berliner Senat bestätigt.

Beim CHE-Ranking, dem wir mit guten Gründen kritisch gegenüberstehen, haben wir hervorragend abgeschnitten und waren trotz unserer Bedenken stolz darauf, zumal dieses Ranking eine nicht zu unterschätzende Außenwirkung hat. Weitere Höhepunkte mit großer Außenwirkung waren die jährliche Beteiligung an der Langen Nacht der Wissenschaften zusammen mit den Berliner Ausbildungsinstituten, Schulkooperationen, Informationstage und auch die Gestaltung unserer Absolventenfeiern sowie ein sehr ansprechender Internetauftritt, ein Imagefilm und zahlreiche Informationsmaterialien.

Wir haben Verträge mit 27 europäischen Partneruniversitäten im Rahmen des ERASMUS-Programms geschlossen. Sie ermöglichen einen regelmäßigen Austausch von Studierenden, Mitarbeitern und Professoren an anderen europäischen Universitäten. Wir haben ein hochkarätig besetztes International Advisory Board gegründet. Die IPU ist vielfach durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst gefördert worden. Wir haben eine internationale Sommerschule etabliert. Für mich persönlich war die Kooperation und der Studierendenaustausch mit der Hebrew-University in Jerusalem besonders eindrucksvoll. Wir sind Mitglied bei Scholar at Risk geworden, eine Organisation, die verfolgte Wissenschaftler unterstützt. In diesem Rahmen konnten wir einer Kollegin ein akademisches Asyl bieten. Kollegen haben sich gemeinsam mit Studierenden in der Flüchtlingsarbeit engagiert. Mit dem Berliner Senat, dem Landesamt für Gesundheit und Soziales und den Berliner Ausbildungsinstituten haben wir vertrauensvoll zusammengearbeitet.

Wir konnten, gefördert von der Karl-Schlecht-Stiftung, eine Erich Fromm-Stiftungsprofessur als Kern eines Erich Fromm Study Centers (EFSC) einrichten. Zur Unterstützung unserer Studierenden konnten wir viele Deutschlandstipendien einwerben. Eine Kooperation mit der Chancen EG ermöglicht es unseren Studierenden, jetzt zu studieren und ihre Studiengebühren später zu zahlen, im Sinne eines umgekehrten Generationenvertrages.

Es hat sich eine Unikultur entwickelt mit Musikabenden, Partys, einem Chor, einer Theatergruppe, sogar ein Tanzkurs hat stattgefunden. Ein Höhepunkt war die Feier der institutionellen Akkreditierung in der „Bar jeder Vernunft“.

Während meiner Präsidentschaft haben wir die Räume in der vierten Etage der Stromstraße 1, im Erdgeschoss und im ersten Stock der Stromstraße 3b hinzugewonnen. Dadurch konnten wir die Ambulanz und die Bibliothek deutlich erweitern. Für die Bibliothek konnten wir durch internationale Kontakte viele Schätze neu hinzugewinnen. Wir haben gemeinsam mit den Studierenden die Cafeteria eingerichtet und konnten an der Außenfassade eine Leuchtreklame anbringen.

Norbert Matejek hat uns seine liebevollen Couch-Karikaturen als Dauerleihgabe überlassen. Sie zieren den Flur im dritten Stock und werden von vielen Gästen, die in den großen Hörsaal kommen, amüsiert bewundert. Einige Kollegen nutzen sie sogar manchmal im Unterricht.

Zum Ende meiner Amtszeit haben wir die Anträge auf institutionelle Reakkreditierung durch den Wissenschaftsrat und den Antrag auf das Promotionsrecht auf den Weg gebracht.

All diese Dinge wären ohne die engagierte Mitarbeit aller Kollegen an der IPU nicht möglich gewesen. Ihnen gilt mein großer Dank. Die IPU ist zu einem wichtigen Teil meines Lebens geworden und wird es bleiben. Wenn ich gebraucht werde, helfe ich gern auch in Zukunft weiter mit.