Veränderungen des Persönlichkeitsniveaus in verschiedenen Therapiesettings und der Bedeutung von Abwehr und Gegenübertragung im Therapieprozess

gefördert durch die Heigl-Stiftung und die Köhler-Stiftung

Leitung IPU

Prof. Dr. Leonie Kampe

Leitung extern

Prof. Dr. Susanne Hörz-Sagstetter (Psychologische Hochschule Berlin)

Projektbeschreibung

Der dimensionale diagnostische Zugang des Alternativen Modells der Persönlichkeitsstörungen des DSM-5 (APA, 2013) bietet ein diagnostisches Modell, das schweregradorientierte Funktionsdiagnostik anstatt von Symptomdiagnostik in den Vordergrund stellt. Dieses diagnostische Modell ist in den internationalen Klassifikationssystemen innovativ – und gleichzeitig in hoher Anlehnung an die Jahrzehnte alten psychoanalytischen Modelle der Persönlichkeitsstruktur bzw. -Organisation. In bisherigen therapievergleichenden Wirksamkeitsstudien haben sich die psychodynamischen Verfahren insbesondere in der Veränderung der Persönlichkeitsstruktur als überlegen erwiesen. Mit der Einführung des Strukturierten Klinischen Interviews für das DSM-5-Alternative Modell für Persönlichkeitsstörungen (SCID-5-AMPD-I, First et al., 2018; Dt. Version Hörz-Sagstetter et al., in Vorbereitung) steht nun ein Interview zur Verfügung, das diese strukturellen Veränderungen jenseits der Symptome erfasst und dabei aufgrund seiner postulierten atheoretischen Konstruktion allen therapeutischen Schulen für verfahrensvergleichende Studien unabhängig zur Verfügung steht.

Die SCID-AMPD-I-Veränderungsstudie untersucht mehrere grundlegende diagnostische und Psychotherapie-Prozess-Fragestellungen:

  1. Es werden erstmalig in einer naturalistischen Psychotherapiestudie das bald in deutscher Sprache erscheinende SCID-AMPD-I, das aus dem psychoanalytischen Theoriehintergrund stammende Inventar der Persönlichkeitsorganisation (IPO-30; Hörz-Sagstetter et al., 2020) und ein neuer Fragebogen zur Empirischen Untersuchung von Abwehrmechanismen (FEUA; Kampe, 2020/2024) eingesetzt und die Veränderungssensitivität der Instrumente bestimmt.
  2. Es werden tiefenpsychologisch fundierte mit verhaltenstherapeutischen Langzeittherapien und tagesklinischen Psychiatriebehandlungen verglichen und untersucht, ob sich Unterschiede in der Veränderung des Funktionsniveaus und weiteren Variablen zwischen den Verfahren zeigen.
  3. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Untersuchung derjenigen Strukturdimensionen, auf die im AMPD aufgrund der atheoretischen Konzeption verzichtet wurde (z.B. Abwehr, Aggression), und die inhärent psychoanalytische Konstrukte operationalisieren.
  4. Es sollen relevante Schwellenwerte zur Messung von klinisch bedeutsamer Veränderung bestimmt werden.
  5. Die Strukturierten Klinischen Interviews von Modul II und III des Alternativen Modells (SCID-AMPD-II und -III, Hörz-Sagstetter et al. (in Vorbereitung)) werden validiert.
  6. Im Therapieprozess werden weitere Variablen wie zB die therapeutische Gegenübertragung, klinische Verlaufsdaten, externe Schweregradkriterien erhoben und in Zusammenhang gebracht.

 

Referenz
Hörz-Sagstetter, S., Mokros, A., & Zimmermann, J. (in Vorbereitung). Strukturiertes Klinisches Interview für das alternative DSM–5-Modell für Persönlichkeitsstörungen (SCID-5-AMPD). Deutsche Bearbeitung des Structured Clinical Interview for the DSM–5 Alternative Model for Personality Disorders von Michael B. First, Andrew E. Skodol, Donna S. Bender, & John M. Oldham. Göttingen: Hogrefe.

Originalsprache: Deutsch

Projektbeteiligte

Prof. Dr. Johannes Zimmermann (Universität Kassel)
Prof. Dr. Cord Benecke (Universität Kassel)

Laufzeit

Projektbeginn: 04/2022
Projektende: 09/2027