Prof. Dr. Tilmann Habermas

IPU Berlin
Alt-Moabit 91A, 2. OG - Raum 2.19
10555 Berlin
Tel.: +49 30 300 117-500
E-Mail: tilmann.habermas(at)ipu-berlin.de

Schwerpunkte in der Lehre

 

Der Schwerpunkt meiner Lehrtätigkeit liegt in der Klinischen Psychologie und Psychotherapie, insbesondere in den Masterstudiengängen. In Vorlesungen zu psychotherapeutischen Schulen und Methoden sowie zu psychischen Störungsbildern lege ich Wert darauf, das Interesse Studierender zu wecken an originellen Autor*innen, an dem Innenblick psychisch Erkrankter, und an aktuellen Entwicklungen und Kontroversen. In Seminaren zur Theorie der psychotherapeutischen Behandlungstechnik lege ich ebenso Wert auf Lektüre exemplarischer klassischer wie rezenter Autor*innen wie auf die Diskussion klinischer Beispiele. In Seminaren zu institutionellen Kontexten der Psychotherapie vermittle ich auch einen soziologischen Blick auf den Kontext psychotherapeutischen Handelns und das Thema der Rahmenverletzungen.  

 

Mein Blick auf die Psychologie ist geschult durch die Psychoanalyse, aber auch geprägt durch entwicklungspsychologische und kulturpsychologische Interessen.   

Schwerpunkte in der Forschung

 

Inspiriert durch das psychoanalytische Interesse an der Lebensgeschichte, Eriksons Identitätsbegriff sowie psychologische Forschungen zum autobiographischen Erinnern und der Sozialisation des Erzählens, interessiert mich Erzählen in dreierlei Hinsicht. Wie formen Menschen ihre Identität, indem sie ihre Lebensgeschichte auf eine bestimmte Weise erzählen? In der longitudinalen MainLife-Studie (2002-2021) haben wir über 16 Jahre hinweg alle vier Jahre kurze Lebenserzählungen bei denselben Probanden erhoben. Uns interessierte die Entwicklung der Fähigkeit, Lebensgeschichten zu erzählen ebenso wie sie sich über die Zeit verändern und mit Wohlbefinden und Symptombelastungen zusammenhängen. Zudem untersuchten wir (sub-)kulturelle Unterschiede in Lebenserzählungen (Neşe Hatiboğlu Altunnar), die Besonderheit von Lebenserzählungen bei klinisch depressiven Menschen, bei Menschen mit Schizophrener Erkrankung (mit Fabrice Berna und Mélissa Allé), und bei älteren Erwachsenen mit Alzheimer Erkrankung und klinischer Depression (mit Stefan Frisch und Fabian Fußer). 

Habermas, T. (2022). The longitudinal study of brief life narratives: Mainlife Study (2002-2019) Study Report. Qualiservice & GESIS. https://doi.org/10.26092/elib/1651 

 

Sodann interessiert mich die Form des Erzählens von emotionalen Erlebnissen als Zeichen psychischer Erkrankungen oder des Bewältigens schwieriger Ereignisse sowie, wie die Form des Erzählens die emotionalen Reaktionen von Zuhörenden beeinflusst. Wir untersuchen, wie Erlebniserzählungen sich mit der Zeit und dem Bewältigen verändern, wie sie variieren in posttraumatischer Belastungsstörung, mit Grübeln, bei verschiedenen Arten des Verlusts geliebter Personen, und wenn man in der Kindheit missbraucht worden war. Hierzu gehören auch Arbeiten zur Rolle des Erzählens für das Kommunizieren und Verarbeiten von Emotionen (Buch Narrative and Emotion, 2019). 

 

Schließlich interessiert mich, wie in asymmetrischen Beziehungen zwischen einer kompetenteren und einer weniger kompetenten (Eltern-Kind) bzw. psychisch leidenden Person (Therapeut*in-Patient*in) so erzählt und reagiert wird, dass die Fähigkeiten zur Emotionsverarbeitung sich verbessern. Ein Projekt arbeitete mit Daten der Münchener Psychotherapiestudie (Daniel Fesel), weitere Projekte erhoben gemeinsames Erzählen der Lebensgeschichte oder emotionaler Erlebnisse Jugendlicher und eines Elternteils.