Geladene Sprache. Die Emotionalisierung der Debatten zum Nahostkonflikt


Einladung zu einem öffentlichen Vortrag im Rahmen des diesjährigen DPV-Kulturworkshops „Die Gefährdung des Gespräches unter den Bedingungen der Polarisierung“

Die außerordentliche emotionale Intensität der aktuellen politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Debatten, insbesondere in Auseinandersetzungen zum 7.  Oktober, dem Krieg in Gaza und dem Nahostkonflikt im Allgemeinen, kommt auf vielfache Weise zum Ausdruck: In Anschuldigungen des Antisemitismus einerseits und im Vorwurf ein Genozid schönzureden, andererseits. Ein absichtlich hoch-emotionalisierter Diskurs, mit extremen Wortwahlen, ist jetzt die Regel, wo vorher in Debatten eher moderate, sich rational gebende Argumente zum diskursiven bon ton gehörten. Statt Konsens, Kompromiss und gegenseitiges Verstehen anzupeilen, ist das Ziel der Kontrahenten die jeweils andere Seite anzuprangern, zu beschämen und zu verurteilen.

Mit einem Ansatz, der Erkenntnisse der empirischen psychologischen Forschung und der Psychoanalyse miteinander vereint, analysiert Brunner die vielfältigen Funktionen, die die emotionale Vehemenz, mit der heute politische Debatten geführt werden, erfüllt. Zudem zeigt er, wie die Emotionalisierung diese Debatten einen psychologisch-politischen Teufelskreis erhärtet, statt diesen zu durchbrechen, um neue Kommunikationskanäle zwischen verfeindeten Seiten zu eröffnen.

Referent


Prof. Dr. José Brunner ist ein ursprünglich aus Zürich stammender, israelischer Wissenschaftshistoriker und Politologe. Seit 2018 ist er emeritierter Professor der Buchmann-Fakultät für Rechtswissenschaften und am Cohn-Institut für Wissenschaftsphilosophie und Ideengeschichte der Universität Tel Aviv. In seiner Forschung untersucht er die Wechselwirkungen von Emotionen, Trauma, kollektivem Gedächtnis, Psychoanalyse, Politik und Recht. Vor kurzem erschien bei Ullstein sein neustes Buch, Brutale Nachbarn. Wie Emotionen den Nahostkonflikt antreiben – und entschärfen können, in dem er sich intensiv mit den psychologischen Aspekten des Nahostkonflikts auseinandersetzt.

Öffentlicher Vortrag

Freitag, 27. Juni 2025 von 19:00 bis 20:30 Uhr

Moderation: Prof. Dr. Joachim Küchenhoff
Stehempfang ab 18:30 Uhr

Internationale Psychoanalytische Universität Berlin (IPU)
Hörsaal 1
Stromstraße 2, 10555 Berlin