Prof. Dr. Dr. Dorothea Huber
In diversen therapeutischen Ansätzen wird Einsicht als ein wichtiger Teil des therapeutischen Veränderungsprozesses verstanden.
Wir untersuchten, ob sich das Niveau der Einsicht zwischen der psychoanalytischen (PA), der psychodynamischen (PD) und der kognitiven Verhaltenstherapie (CBT) unterscheidet und ob es das Langzeitergebnis der Symptomatik voraussagt. Dazu wurde eine Teilstichprobe (completer sample) der Münchner Psychotherapiestudie (insgesamt 100 depressive Patient:innen) mit 67 Patient:innen analysiert. Die Symptome wurden mit dem Beck-Depressions-Inventar (BDI) und der Symptom-Checklist-Revised (SCL-90-R) zu Therapiebeginn und zur Dreijahreskatamnese eingeschätzt. Einsicht wurde in insgesamt 242 Sitzungen in der Mittelphase der Therapie mit der Experiencing Scale bewertet.
Ergebnisse: Das allgemeine Niveau der Einsicht war in der PA signifikant höher als in der CBT und war in allen drei Therapieformen mit weniger depressiven Symptomen (BDI) zur Dreijahreskatamnese assoziiert. Einsicht hing nicht mit allgemeiner Symptombelastung (SCL-90-R) zusammen. Explorativ zeigte sich, dass Patient:innen in PA ein höheres Niveau der Einsicht vor allem in Stunden mit hoher Sitzungsqualität (gemäß Einschätzung der Therapeut:innen) zeigten.
Daraus folgerten wir, dass sich das Niveau der Einsicht zwischen PA und CBT unterscheidet und dass Einsicht einen allgemeinen Veränderungsmechanismus in Langzeitpsychotherapien darstellt.
Originalsprache: Deutsch
Dr. Günther Klug (Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, TUM)
Prof. Dr. Johannes Zimmermann (Kassel)
Dr. Carolina Seybert
Dr. Melanie Ratzek (ehemaliger Mitarbeiter:innen)
Projektbeginn: 01/2014
Projektende: 12/2022