Symposium „Psychoanalyse und lesbische Sexualität“

Organisation: Victoria Preis, Aaron Lahl & Patrick Henze


„Im Allgemeinen ist das Unternehmen, einen vollentwickelten Homosexuellen in einen Heterosexuellen zu verwandeln, nicht viel aussichtsreicher als das umgekehrte“ schrieb Sigmund Freud 1920 in seiner Studie „Über die Psychogenese eines Falles von weiblicher Homosexualität“. Fälle, wie derjenige seiner homosexuellen Patientin, die von ihrem Vater zwecks Herstellung der „normalen“ Orientierung zum Analytiker gebracht wurde, enden nicht selten darin, dass das genesene Kind entgegen den Vorstellungen seiner Eltern „um so entschiedener seine eigenen Wege“ gehe.

Trotz dieser wegweisenden Bemerkungen blieben Versuche der psychoanalytischen „Korrektur“ der Homosexualität nicht aus, wenngleich die „weniger lärmende“ (Freud) weibliche Homosexualität deutlich weniger als ihr männliches Komplement im Fadenkreuz der Analytiker_innen stand. Diese stiefmütterliche Behandlung der weiblichen Homosexualität ging freilich über die Phase der Pathologisierung hinaus. Auch wenn ab den 1980er Jahren insbesondere feministische Psychoanalytikerinnen den tradierten Patriarchalismus und die Bagatellisierung weiblicher Sexualität in der Psychoanalyse kritisierten, bleibt die psychoanalytische Auseinandersetzung mit lesbischer Sexualität ein randständiges Thema.

Dem möchten wir mit dem Symposium „Psychoanalyse und lesbische Sexualität“ entgegentreten, das am 17. und 18. Januar 2020 an der International Psychoanalytic University Berlin stattfindet. Das Symposium soll eine neue psychoanalytische Beschäftigung mit der lesbischen Sexualität anstoßen, aber auch ergründen, warum die Auseinandersetzung bislang so blass scheint. Den Eröffnungsvortrag am Freitagabend (17.1.) wird Manuela Torelli halten, die mit ihrer Forschungsarbeit „Psychoanalyse der lesbischen Sexualität“ (Psychosozial-Verlag, 2008) eine einzigartige und fruchtbare Pionierarbeit in diesem Feld geleistet hat. Am folgenden Tag widmen sich weitere Beitragende (Aaron Lahl, Anna Koellreuter, Monika Gsell, Sonja Düring, Ilka Quindeau und Insa Härtel) der lesbischen Sexualität aus psychoanalytischer, sexualwissenschaftlicher und kulturwissenschaftlicher Perspektive.

Ort
Hörsaal 1 (3. OG), IPU Berlin, Stromstr. 2, 10555 Berlin

Programm

Hier finden Sie das vollständige Programm mit Abstracts und biografischen Angaben der Vortragenden als PDF.

Freitag, 17. Januar 2020

19:30 Uhr Einlass

20:00 Uhr Eröffnungsworte und Grußworte von Christiane Härdel und Christa Rohde-Dachser

20:30 – 22:00 Uhr Eröffnungsvortrag von Manuela Torelli: Psychodynamik lesbischer Sexualität reloaded
Anschließend: Sektempfang

Samstag, 18. Januar 2020

09:00 Uhr Einlass

09:30 – 10:00 Uhr Nachruf auf Sophinette Becker

10:00 – 11:00 Uhr Aaron Lahl: Herrische Liebe: Zu Freuds homosexueller Patientin Margarete von Trautenegg (geb. Csonka) alias Sidonie Csillag

11:15 – 12:15 Uhr Almut Rudolf-Petersen: Abschied von der Ursache?

12:15 – 13:15 Uhr Monika Gsell: Die entscheidende Differenz liegt woanders

13:15 – 14:15 Uhr Mittagspause

14:15 – 15:15 Uhr Sonja Düring: Lob der Ambiguität. Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung in Zeiten von Diversität und identitärer Zersplitterung

15:30 – 16:30 Uhr Ilka Quindeau: Hetero-, Homo-, Bi-, Poly-, Pan, *.*-Sexualität – Wie sinnvoll ist die Kategorisierung des Sexuellen?

16:45 – 17:45 Uhr Insa Härtel: Grenzen, Transgressionen, Konfusionen: Lucía Puenzos „Das Fischkind“ (2009)

Die Veranstaltung wird unterstützt von der International Psychoanalytic University Berlin (IPU), dem studentischen Rat der IPU, der Stiftung zur Förderung der universitären Psychoanalyse sowie dem Elberskirchen-Hirschfeld-Haus / Queeres Kulturhaus e.V.