Responsibilities after the Holocaust

Vortrag von Prof. Dr. Roger Frie mit anschließender Podiumsdiskussion (Adina Dymczyk, Phil C. Langer, Thomas Kühn)

Die Unternehmenserbin Verena Bahlsen stieß vor kurzem mit ihren umstritten Äußerungen zur Beschäftigung von Zwangsarbeitern bei Bahlsen zu Zeiten des Nationalsozialismus in Deutschland eine heftige Debatte an. Welche konkreten Verantwortungen ergeben sich aus der Erfahrung des Holocaust in der Gegenwart – für wen, in welcher Hinsicht, mit welchen Konsequenzen

Diesen Fragen stehen im Zentrum einer Veranstaltung an der IPU Berlin mit dem Titel Responsibilities after the Holocaust. Es werden dabei unterschiedliche Perspektiven von Verantwortlichkeit in ihrer komplexen Verwobenheit entfaltet: persönliche angesichts fortgesetzter familiärer Verstrickungsdynamiken, gesellschaftspolitische und staatsbürgerliche angesichts des Erfolgs rechtspopulistischer und rechtsextremer »Bewegungen«, wissenschaftliche (auch der Psychologie und Psychoanalyse) angesichts der akademischen Desavouierung kritischen Denkens und nicht zuletzt unternehmerische angesichts des neoliberalen Primats ethikfreier »Deals« und ahistorischer Vermarktungslogik wie zum Beispiel im Fall der Debatte um das Unternehmen Bahlsen.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht der Vortrag von Prof. Dr. Roger Frie mit dem Titel Memory and Responsibility After the Holocaust: Personal, Clinical and Contemporary Examples. Roger Frie ist Psychoanalytiker und niedergelassener Psychologe sowie gelernter Historiker und Philosoph. Er ist Professor für Pädagogik an der Simon Fraser University in Vancouver, außerordentlicher Professor für Psychiatrie an der University of British Columbia in Vancouver und Supervisor am William Alanson White Institute in New York. Zu seinen zahlreichen Publikationen zum Thema der historischen Verantwortung zählt u.a. sein preisgekröntes Buch “Not in My Family: German Memory and Responsibility After the Holocaust“.

Die anschließende Podiumsdiskussion nimmt die im Vortrag gelegten Spuren auf und beleuchtet die unterschiedlichen Bedeutungsdimensionen historischer Verantwortung im Kontext aktueller Diskurse um sozialen Wandel und politische Entwicklungen von zeitgenössischer Gesellschaften.

Neben Prof. Dr. Roger Frie nehmen an der Diskussion teil:

  • Adina Dymczyk, die als Stipendiatin der Friedrich Ebert-Stiftung zum Thema der transgenerationalen Weitergabe von Traumatisierungen als politisches Phänomen am Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität zu Berlin promoviert und Arbeitsgruppen zum Thema Folgegenerationen für den Bundesverband Information & Beratung für NS-Verfolgte e. V. organisiert hat,
  • Alina Brehm, die Im Rahmen eines Cafés für Überlebende der Shoah zu Trauma und (deutscher) Schuldabwehr geforscht hat und als Universitätsassistentin am Institut für Bildungswissenschaft der Universität Wien zum Thema Autoritarismus und Mündigkeit promoviert,
  • Prof. Dr. Phil C. Langer (Professor für Sozialpsychologie und Sozialpsychiatrie) und
  • Prof. Dr. Thomas Kühn (Erich Fromm Study Center / Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie) von der IPU Berlin.

Der Vortrag wird auf Englisch gehalten, die darauffolgende Podiumsdiskussion erfolgt in deutscher Sprache. In der anschließenden Fragerunde kann Roger Frie auf Deutsch antworten.

Mittwoch, 19.06.
19:00 Einlass und Begrüßung
19:30 Beginn der Veranstaltung
21:15 Empfang


Stromstraße 2, 10555 Berlin