Prof. Dr. Phil C. Langer

Psychoanalytische Sozialpsychologie und Sozialpsychiatrie

IPU Berlin
Stromstr. 3b - Stromstr. 3b - 1. Etage, Raum 4
10555 Berlin
E-Mail: phil.langer(at)ipu-berlin.de

Schwerpunkte in der Lehre

Im Mittelpunkt meiner Lehre steht die reflexive Vermittlung der paradigmatischen Denk- und Forschungsweise einer kritischen Sozialpsychologie und einem sozialpsychologisch informierten Blick auf die Diskurse und professionellen Praktiken der Sozialpsychiatrie. Als Teil der Sozialwissenschaften erhalten Sozialpsychologie und Sozialpsychiatrie ihre besondere Stärke aus dem Blick auf die gesellschaftlichen Verortungen und Verwobenheiten der Subjekte, auf ihr Erleben und Handeln, ihre vielfältigen sozialen Disziplinierungen und Leidenserfahrungen, aber auch ihre soziale Agency und die Chancen ihrer Emanzipation. So verstanden geht es um die Entfaltung einer systematisch inter- und transdisziplinären Perspektive aufs stets konflikthafte Verhältnis von Subjekt und Gesellschaft als subjektbezogener Beitrag zum Verständnis der Notwendigkeit und der Gelingensbedingungen sowie der kritisch-reflexiven Begleitung sozialen und politischen Wandels.

 

An der IPU bin ich in mehreren Studiengängen in der Lehre vertreten:

  • In den Bachelor- und Masterstudiengängen Psychologie vermittle ich sozialpsychologische Grundlagen (z.B. zu Identität und sozialer Wahrnehmung, Einstellungen und Vorurteilen, pro- und antisozialem Verhalten, Gruppenbildung und Gruppendynamik), gesundheitspsychologische Anwendungsbezüge (z.B. im Hinblick auf Salutogenese, Stigmaerfahrungen, Prävention und Gesundheitsförderung, Public Health), Methodologie und Methoden qualitativer Forschung in der Sozialpsychologie sowie spezifische thematische Vertiefungen (z.B. zu Trauma und Gewalt, Geschlecht und Sexualität).
  • Im Masterstudiengang Klinische Psychologie und Psychotherapie versuche ich die Studierenden für die gesellschaftlichen und kulturellen Kontexte psychotherapeutischen Arbeitens zu sensibilisieren (Stichwort u.a. „Inter-/Transkulturelle Psychotherapie“).
  • Im Masterstudiengang Interdisziplinäre Psychosentherapie bin ich unter anderem zu Themen der Sozialpsychiatrie und der Gesundheitswissenschaften, die sich mit der Bedeutung von biographischen, sozialen und kulturellen Faktoren für seelische Gesundheit befassen, und zu  partizipativen Ansätzen engagiert.
  • Im Masterstudiengang Leadership und Beratung ist es mir ein Anliegen, qualitative Methoden empirischer Organisationsforschung und -diagnostik zu vermitteln und ihre Anwendungsmöglichkeiten für entstehende Masterarbeiten zusammen mit den Studierenden zu entfalten.

 

Durch interaktive Formate, die Einladung von Gastrferent*innen, Exkursionen jenseits des Universitätsrahmens und den Rückbezug auf eigene Forschungen, versuche ich, die Lehre lebendig zu halten und zu dem beizutragen, was Klaus Heinrich (1987) einmal – als Notwendigkeit im Lichte einer scharfen Diagnose deren zunehmender Schwächung – als Erotisierung der Beziehung der Studierenden zur Institution Universität bestimmte.

Schwerpunkte in der Forschung

In den letzten Jahren bin ich vor allem an der Beforschung psychosozialer Dynamiken kollektiver Gewalt tätig gewesen. Dabei ging es u.a. um drittmittelfinanzierte Forschungsvorhaben, die in empirisch-qualitativer Weise Erfahrungen von Gewalt in Konfliktgebieten in den Blick genommen haben. Im Afghan Youth Project spürten wir den Folgen von alltäglicher Gewalt für die Identitätsbildung und das soziale Agency von Jugendlichen in Afghanistan nach, in einem Projekt, das im Kontext des Regionalvorhabens „Psychosoziale Versorgung syrischer und irakischer Geflüchteter und Binnenvertriebener“ der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit gefördert wurde, entwickelten, implementierten und evaluierten wir unter dem Titel „What Helps the Helpers“?“ ein Konzept organisationaler Mitarbeiterfürsorge in ausgewählten Organisationen im Nahen Osten. In einem laufenden Forschungsprojekt untersuchen wir die psychosozialen Bedarfe ehemaliger Kindersoldaten des sog. Islamischen Staates im Nordirak und haben in diesem Zusammenhang mit Collaborative Storytelling eine partizipative Methode der traumasensiblen psychosozialen Arbeit mit vulnerablen Gruppen entwickelt. In einem im Abschluss sich befindenden Projekt („Vision 2022“) versuchen wir, auf Basis qualitativer biographischer Interviews mit jungen Geflüchteten in Deutschland die Erfahrungen der Flucht und des Ankommens zu rekonstruieren und Perspektiven einer gelingenden gesellschaftlichen Teilhabe herauszuarbeiten.



Aktuell laufende Forschungsprojekte:

  • Psychosocial Needs of Former ISIS Child Soldiers in North Iraq (gefördert von der GIZ und im Rahmen einer Anschubfinanzierung von der IPU)
  • Vision 2022: Biographical Trajectories of Flight and Future Perspectives of Young Refugees in Germany (gefördert von der Stiftung für Analytische Psychiatrie)
  • Dem Himmel so nah: Diskursanalytische Untersuchung zur Diskriminierung von Frauen im Skiflug und in der Katholischen Kirche (in Kooperation mit Prof. Claudius Wagemann, Goethe-Universität Frankfurt)

 

Abgeschlossene Forschungsprojekte (Auswahl):

  • What Helps the Helpers? Resonding to Staff Care Needs in Fragile Contexts (2018-2020)
  • The Afghan Youth Project: Wenn der Krieg im Kopf den Blick auf Frieden trübt. Eine empirische Untersuchung zu den Folgen traumatischer Erfahrungen kollektiver Gewalt für Identität, Gesellschaftsbilder und Agency von Jugendlichen in Afghanistan (2015-2019)
  • Was hilft im Nahen Osten? Selbstverständnisse, Hilfetheorien und Organisational Care-Instrumente im Bereich MHPSS in der Region Syrien (2016-2018)
  • 50 plus HIV. Älter werden mit HIV und Aids in Deutschland (2014-2015)
  • ISAF 2010: Einsatzwirklichkeiten in Afghanistan aus Sicht der Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr (2009-2011)
  • Spätdiagnose HIV. Psychosoziale Hintergründe und Ansätze für die Prävention (2010)
  • Positives Begehren. Psychosoziale Dynamiken des sexuellen Risikoverhaltens homosexuell lebender Männer in Deutschland (2005-2007)
  • Schulische Herausforderungen der Thematisierung von Nationalsozialismus und Holocaust (2005-2007)

Weitere Informationen

Meine Sprechstunde findet in der Vorlesungszeit im Wintersemester 2022/23 (voraussichtlich im 2. OG in der Stromstraße 1; auch per Zoom möglich) statt: 4.11., 17-18 Uhr; 12.11., 11-12 Uhr; 30.11., 16-18 Uhr; 10.12., 17-18 Uhr; 11.01., 16-18 Uhr; 14.01., 11-12 Uhr; 10.02., 15-17 Uhr. In vorlesungsfreier Zeit per Zoom n.V.