Klinische Psychologie, Psychotherapie und Psychoanalyse,
Intervention, Psychodynamische Beratung und Digitalisierungsforschung
IPU Berlin
Stromstr. 3b - Raum 1.17
10555 Berlin
Tel.: +49 30 300 117-713
E-Mail: benigna.gerisch(at)ipu-berlin.de
In der Lehre vertrete ich zum einen das Interventionsmodul und zum anderen die Psychodynamische Beratung. Das Interventionsmodul vermittelt Basiskompetenzen und Grundkenntnisse von psychoanalytischen Kernbegriffen zu Theorie und Behandlungstechnik (z.B. Rahmen, Setting, Übertragungs- und Gegenübertragungsanalyse etc.) sowie nicht-analytischer psychotherapeutischer Interventionsmethoden. Damit wird ein differenzierter Einblick in den Schulenpluralismus der gegenwärtigen psychoanalytischen und psychodynamischen sowie anderer Psychotherapieformen gegeben und deren Gemeinsamkeiten und Unterschiede reflektierend erarbeitet. Ein wesentlicher Schwerpunkt liegt auf der anwendungsorientierten Exemplifizierung der schulenspezifischen Interventionstechniken und Wirkfaktoren anhand von ausführlichen Kasuistiken, die u.a. in Rollenspielen oder durch Videomaterial in ihrer Komplexität erlebbar gemacht werden.
Im Modul Psychodynamische Beratung geht es um die Vermittlung von Grundlagenwissen über den wechselseitigen Zusammenhang von gesellschaftlichen Modernisierungs- und Wandlungsprozessen und deren Auswirkungen auf die Arbeitswelt und individuelle Lebensführung sowie dem korrespondierenden Beratungsbedarf. Aktuelle Konzepte und Interventionsmethoden der psychodynamischen Beratung einschließlich psychoanalytischen Basiswissens von Interaktions- und Beziehungsprozessen im lebensweltlichen (z. B. der Einzelfall‐ und Familienhilfe) und im arbeitsweltlichen Beratungssetting (z.B. psychodynamische Organisationsberatung, psychodynamisches Coaching) werden erarbeitet.
Darüber hinaus gilt mein besonderes Interesse dem Scharnier von Psyche und Kultur sowie der produktiven Indienstnahme der Psychoanalyse als Interpretations- und Deutungsmethodik im außerklinischen Kontext, die u.a. Eingang gefunden hat in der Entwicklung transdisziplinärer Forschungskooperationen und -projekte.
Zum einen liegt der Schwerpunkt meiner Forschung in der Psychodynamik von Suizidalität, der Suizidalität und Geschlechterdifferenz, psychoanalytischen Körperkonzepten sowie autodestruktiven Körperpraktiken. Die geschlechterdifferentiellen Untersuchungen dienen stets auch der Weiterentwicklung der psychodynamischen Theorie zur Suizidalität und ihrer psychoanalytisch-psychotherapeutischen Behandlung. Darüber hinaus fokussiert meine kulturanalytische Forschung das psychodynamische Verständnis von Suizidalität im Film, Theater und in der Belletristik.
Ein weiterer Schwerpunkt bewegt sich an der Schnittstelle von Kultur und Psyche. In bisher zwei transdisziplinären (psychodynamischen, soziologischen und sozialpsychologischen) Forschungsprojekten untersuchen wir mittels einer spezifischen Methodentriangulation (quantitative und verschiedene qualitative Zugänge) die Zusammenhänge zwischen verschiedenen Ebenen des Sozialen sowie die Spannung von Normierungen und Praxisveränderungen bis hin zu Überforderungs- und Pathologiepotenzialen, auch in ihren psychischen Dimensionen. Wir analysieren die Auswirkungen von gesellschaftlichen Wandlungsprozessen auf die Individuen in Bezug zu ihren psychischen Dispositionen und individuellen Aneignungs- und Übersetzungsprozessen sowie damit verknüpfter spezifischer Praktiken (z.B. Selbstoptimierungs- und Quantifizierungspraktiken). Auf Basis dieser Makro-Mikro-Perspektive entwickeln wir neue konzeptuelle und methodologische Zugänge zur Analyse der Vermittlungen von Gesellschaft und Individuum, Kultur und Psyche.
Seit 2017
Das vermessene Leben – Produktive und kontraproduktive Folgen der Quantifizierung in der digital optimierenden Gesellschaft, zusammen mit Vera King (Sigmund-Freud-Institut und Goethe-Universität Frankfurt a.M.) und Hartmut Rosa (Friedrich-Schiller-Universität Jena und Max-Weber-Kolleg)
2013 – 2018
Aporien der Perfektionierung in der beschleunigten Moderne: Gegenwärtiger kultureller Wandel von Selbstentwürfen, Beziehungsgestaltungen und Körperpraktiken, zusammen mit Vera King (Sigmund-Freud-Institut und Goethe-Universität Frankfurt a.M.) und Hartmut Rosa (Friedrich-Schiller-Universität Jena und Max-Weber-Kolleg)
1992 – 1999
Zum psychoanalytischen Verständnis der Suizidalität bei Frauen unter Berücksichtigung der Konstituierung weiblicher Identitätsentwicklung: Kasuistische Ergebnisse anhand von 20 psycho-analytisch-orientierten Kurztherapieverläufen, Universität Hamburg, Fachbereich Medizin
1993 – 1996
Suizidalität bei Frauen. Mythos und Realität – Eine kritische Analyse, Universität Hamburg, Fachbereich Psychologie
1990 – 2009
Qualitativ-quantitativ wissenschaftliche Untersuchungen des (psychodynamischen) Verständnisses und der analytisch orientierten Kurz-Therapie suizidalen Erlebens und Verhaltens: Entwicklung und Evaluation von Behandlungskonzepten für die Psychotherapie suizidalen Verhaltens, von Inter- und Supervisionsprozessen sowie von Instrumenten zur Diagnostik der Suizidalität einschließlich der Dokumentation ambulanter psychoanalytischer Psychotherapien, zusammen mit der Forschergruppe im Therapie-Zentrum für Suizidgefährdete am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
Vorsitzende des psychoanalytischen Ausbildungsinstituts WIPU >>>
Podcast 50 Minuten: Thema Selbstoptimierung