Jahresrückblick von IPU-Präsidentin Prof. Dr. Lilli Gast

"Kreative, innovative Lösungen gefunden in Zeiten der Einschränkung". Auch der universitäre Betrieb war stark von der Corona-Pandemie geprägt. Doch Lilli Gast sieht auch produktive Entwicklungen, die aus den Einschränkungen hervorgegangen sind.

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde der IPU,


nun, da sich ein für die IPU in mehrerlei Hinsicht herausforderndes Jahr dem Ende nähert, ist es an der Zeit, einen Blick zurück auf die vergangenen Monate zu werfen.

Zweifellos ragt die erfolgreiche Re-Akkreditierung durch den Wissenschaftsrat aus den vielen für die IPU wichtigen Ereignissen heraus. Uns wurde ein hohes, eindeutig universitäres Niveau in Forschung und Lehre bescheinigt und wertvolle Hinweise für unsere Weiterentwicklung an die Hand gegeben, deren Umsetzung wir bereits in Angriff genommen haben. Auch der gemäß dem neuen Psychotherapeutengesetz umstrukturierte polyvalente BSc Psychologie ist erfolgreich akkreditiert und erfüllt die Voraussetzungen für die Approbation zum Psychotherapeuten nach einem entsprechenden Masterstudium.

Mit dieser erfreulichen Resonanz gestärkt konnten wir den Herausforderungen, die uns das Jahr 2020 nicht nur als Gesellschaft, sondern eben auch als Universität stellte, angemessen begegnen. So hat die Corona-Pandemie der gesamten Universität in all ihren Facetten zum Teil erhebliche strukturelle Umgestaltungen abgefordert und das universitäre Leben spürbar und zum Teil grundlegend verändert. Die Abläufe in der Verwaltung waren davon ebenso betroffen wie die Umsetzung der Lehre und der akademischen Selbstverwaltung in digitale Formate. Es ist der Effizienz und dem großen Engagement aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu verdanken, dass dies gut bewältigt werden konnte.

Bereits im Sommersemester konnten wir Dank des tatkräftigen Einsatzes unserer IT fast den gesamten universitären Betrieb ins Digitale verlagern, und die Sommermonate wurden für diverse technische Ertüchtigungen der Hörsäle genutzt, um noch weitere Lehr- und Veranstaltungsformate umsetzen zu können. Auf diese Weise entwickelten sich aus den Einschränkungen mitunter sogar neue innovative Formate wie jüngst zum Beispiel ein digitaler Library Talk, die sicherlich über die Pandemie hinaus gültig bleiben. Die Studierendenvertretung (StuRa) der IPU hat die Chancen, die diese Möglichkeit bietet, vorbildhaft umgesetzt und eine international besetzte und sehr erfolgreiche Ringvorlesung im Onlineformat und in englischer Sprache (Let’s Talk About Racism) organisiert.

Leitend in all diesen Veränderungen war der Anspruch, den Universitätsbetrieb in gewohnt hoher Qualität aufrechtzuerhalten. Auch in dieser Situation war der schon seit Jahren bekannte und immer wieder bewährte Teamgeist aller Abteilungen und Gruppen an der IPU maßgeblich für produktives Forschen, Lehren und Studieren. Den Bedingungen, unter denen dies geschieht, nicht nur effektiv zu begegnen, sondern sie auch zu reflektieren, war im Dezember ein Universitätstag zum Thema „Pandemische Zeiten an der IPU was ist, was bleibt?“ gewidmet, an dem sich alle Gruppen an unserer Universität mit großer Offenheit und Kreativität ausgetauscht und miteinander nachgedacht haben.

Erfreulicherweise konnten wir in diesem Jahr viele neue Studentinnen und Studenten begrüßen. Zum Ende des Jahres studieren an der IPU mehr als 800 Studierende aus vielen Ländern in fünf Studiengängen. Sehr ermutigend ist die Entwicklung in unserem englischsprachigen Master Psychology, in den sich trotz der Pandemie und der damit verbundenen Beschränkungen viele internationale Studierenden eingeschrieben haben. Auch auf professoraler Ebene haben wir Verstärkung erhalten: Frau Prof. Dr. Christiane Steinert (Klinische Psychologie und Psychotherapie) und Herr Prof. Dr. Gavin Sullivan (Sozialpsychologie / politische Psychologie) haben sich dem Kollegium der Professorinnen und Professoren angeschlossen und sind bereits in Lehre, Forschung und in der akademischen Selbstverwaltung aktiv.

Das International Office hat allen Gruppen an der IPU viele neue Türen zur Welt geöffnet, Vollstipendien für internationale Studierende eingeworben, hochkarätige Förderlinien des DAAD erschlossen, neue Partnerländer (u.a. Sudan, Kolumbien, Argentien, Chile) für den wissenschaftlichen Austausch auf allen Ebenen gewonnen und uns den Zugang zur European Charta of Higher Education für weitere sieben Jahregesichert.

Auch die überaus rege Forschungstätigkeit an der IPU – derzeit ca 30 drittmittelgeförderte Forschungsprojekte – setzte sich gegen das Virus erfolgreich durch, selbst wenn einige Projekte aufgrund der coronabedingten Einschränkungen kreative Lösungen suchen und finden mußten.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich die zahlreichen neuen Kooperationen mit in- und ausländischen Partnerinstitutionen, von denen beispielhaft und pars pro toto die jüngste Kooperation mit dem Centre for Psychoanalytic Thought (OMP) am Institute of Philosophy and Sociology an der Polish Academy of Sciences in Warschau (IFIS PAN) genannt sei.

Im November erhielt Dr. Rainer Funk die Ehrenmedaille der IPU für seine Verdienste als spiritus rector des von der Karl-Schlecht-Stiftung geförderten Erich-Fromm-Study-Center an der IPU und für sein Lebenswerk.

Der Rückblick auf das hinter uns liegende Jahr erfordert auch, einen Verlust und einige Abschiede zu realisieren. Im Juni ist Prof. Dr. Dr. Horst Kächele verstorben, und wir haben mit ihm nicht nur einen Pionier der empirischen Psychotherapieforschung in der Psychoanalyse verloren, sondern einen der IPU seit ihren Anfängen verbundenen Kollegen, der seine internationale Reputation mit Tatkraft und Entschlossenheit für unsere Universität eingesetzt hat. In diesem Sinn ist die IPU Teil seines Vermächtnisses.

Frau Prof. Dr. Elfriede Löchel, Frau Prof. Dr. Christiane Ludwig-Körner und Herr Prof. Dr. Michael Buchholz sind in den Ruhestand getreten, haben aber der IPU mitnichten den Rücken gekehrt. Sie alle haben mit ihrer wissenschaftlichen Expertise die IPU über viele Jahre bereichert, sie nachhaltig geprägt und ihr in die Zukunft weisende Spuren hinterlassen. Dafür gilt ihnen unser ausdrücklicher Dank.

Neben dem Universitätsbetrieb ist das psychoanalytische Ausbildungsinstitut (WIPU) gegründet worden, das im Herbst des nächsten Jahres seine ersten KandidatInnen zur postgradualen Ausbildung aufnehmen wird. Nähere Informationen hierzu folgen in Kürze auf unserer Website.

Auch im neuen Jahr wird sich die IPU weiterhin dem Ziel verpflichtet fühlen, sich zu einer emissionsarmen Universität zu entwickeln. Dies wird durch fachlich einschlägige öffentliche und curriculare Veranstaltungen u.a. im Studium Generale begleitet.

Im Bewusstsein, dass die IPU als wissenschaftliche Einrichtung auch Teil der Berliner Stadtgesellschaft ist, hat die Studierendenvertretung in Kooperation mit dem Deutschen Roten Kreuz einen Blutspendetermin am 13. Januar 2021 in den Räumen der IPU organisiert, zu dem Sie sich ebenfalls anmelden können. Überhaupt sind bereits jetzt viele Veranstaltungen und Events für das nächste Jahr in konkreter Planung — eine internationale Summer-School Ruptures and Utopia, Tagungen, Vorträge, Bibliotheksgespräche und vieles mehr. Nicht über die Frage ›ob‹, sondern allenfalls über die Frage ›wie‹, also in welchem Format dies stattfinden kann, wird Corona befinden. Bis dahin nutzen Sie doch unser Angebot an aufgezeichneten Vorträgen, Gesprächen und Podcasts auf unserem YouTube-Kanal sowie in unserer Auditohek.

Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Staffs der IPU bin ich für ihren außerordentlichen Einsatz in diesem besonderen Jahr zu großem Dank verpflichtet. Der Vizepräsidentin der IPU, Frau Prof. Dr. Birgit Stürmer und dem Kanzler Herrn Dr. Rainer Kleinholz danke ich für die konstruktive und immer vertrauensvolle Zusammenarbeit und last but not least gilt mein Dank der Stiftung zur Förderung der universitären Psychoanalyse und deren Vorsitzender, Frau Prof. Dr. Rohde-Dachser, der die IPU viel, sehr viel verdankt.

Ihnen als EmpfängerInnen des Newsletter danke ich für Ihr Interesse an der IPU und verbinde diesen Dank mit der Hoffnung, Sie recht bald wieder ›leibhaftig‹ an unserer Universität begrüßen zu dürfen.

Im Namen der IPU wünsche ich Ihnen einen angenehmen Jahresausklang und ein gesundes und produktives 2021