Seit 2013 verfügt die IPU Berlin über Erasmus Charta für die Hochschulbildung (Erasmus Charter for Higher Education, ECHE) und nimmt am EU-Programm für allgemeine und berufliche Bildung Erasmus+ teil. Die ECHE ist der allgemeine Rahmen für die Qualität der europäischen und internationalen Zusammenarbeit von Hochschuleinrichtungen. Damit verpflichtet sich die IPU Berlin zur Einhaltung auf europäische Ebene festgelegter Grundsätze zu internationaler Mobilität von Studierenden und Hochschulpersonal. Die einzelnen Elemente der ECHE sind eingebettet in die Internationalisierungsstrategie (IntS) und die Erasmus Erklärung zur Hochschulpolitik (European Policy Statement - EPS) der IPU Berlin.
Präambel
Die vorliegende überarbeitete und nach den neuen Schwerpunktsetzungen des Erasmus Programms 2021-2027 erweiterte Internationalisierungsstrategie ist das Ergebnis eines umfangreichen Diskussionsprozesses, in den Vertreter:innen der Professor:innen, der wissenschaftlichen Mitarbeitenden, der Verwaltungsangestellten und der Studierendenschaft involviert waren. Sie wurde am 17.04.2020 seitens der Hochschulleitung genehmigt und am 24.04.2020 vom Akademischen Senat bestätigt. Sie löst mit Wirkung zum 1.06.2020 die bisherige Strategie ab. Im Verlauf der neuen Programmperiode wird sie kritisch evaluiert und den Ergebnissen entsprechend korrigierend angepasst.
Die erste Evaluierung zum Bereich „kurzfristige Planung zur Umsetzung internationaler Vorhaben“ fand im Frühjahr 2024 statt. Das vorliegende Papier bildet den Stand der Umsetzung vom Juni 2024 ab.
a) Grundsatz
Die IPU Berlin versteht sich seit ihrer Gründung 2009 als Bologna-Hochschule neuen Typs, die die politischen Ziele der Europäischen Hochschul-Agenda, des Erasmus+ und des neuen Erasmus-Programms 2021-2027 aktiv umsetzt, dies strukturell durch das modulare Belegungs- und Anerkennungssystem, die Einhaltung des grundlegenden ECTS-Prinzips, den transparenten Einsatz von um- und anrechenbaren Credit Points sowie die Ausgabe von Learning Agreements im Vorfeld der Mobilitäten bzw. von Transcript of Records und Diploma Supplements danach.
Mobilitätsmaßnahmen werden nur im Rahmen zuvor geschlossener Abkommen zwischen den Einrichtungen durchgeführt. Darin werden die jeweiligen Aufgaben und Zuständigkeiten der einzelnen Parteien, ihre Verpflichtungen und auch die sprachlichen Anforderungen verankert, sodass bei der Vorbereitung, der Aufnahme und der Integration mobiler Studierender gemeinsame Qualitätskriterien zur Anwendung kommen können.
Die Organisation und Durchführung aller internationalen Kooperationsprojekte der IPU Berlin basiert auf den Grundsätzen von Transparenz, Gleichheit, Effizienz, Erfolgsorientierung, Evaluierbarkeit der Ergebnisse, Inklusion und Nachhaltigkeit für alle am Bildungsprozess beteiligten Gruppen. Die IPU Berlin und ihr gesamtes Personal wenden sich geschlossen gegen jegliche Diskriminierung etwa aufgrund von ethnischer Herkunft, sozialer Lage, Religion, Geschlecht, sexueller Präferenz oder Alter. Menschen mit speziellen Bedürfnissen werden an der IPU Berlin aktiv unterstützt. Die zivilgesellschaftliche Teilhabe aller wird speziell durch Förderung sozialer Kompetenzen und Reflexion bewusster/unbewusster Vorurteile gewährleistet. Die IPU wird ihre im vergangenen Jahrzehnt geübte Reflexion unbewusster Kommunikationshindernisse in internationalen Lehr- und Forschungsprojekten fortsetzen und vertiefen.
Die IPU Berlin sieht sich gerade durch ihre internationale Orientierung und Präsenz als Botschafterin für eine nachhaltige Wirtschaftsweise, eine demokratische Zukunft und eine offene Gesellschaft im Bereich der internationalen Hochschulbildung.
b) Selbstverständnis
Die IPU Berlin befasst sich in ihrem Grundverständnis mit intrapsychischen, sozialen und kulturellen Zusammenhängen. Dies bringt subjektorientierte, interaktionelle und internationale Forschung und Lehre mit sich, die neben bewussten Determinanten auch unbewusste Dynamiken des menschlichen Handelns berücksichtigen, gerade auch im Zusammenhang mit Gruppen, Organisationen und ganzen Gesellschaften. Die Psychoanalyse stellt dafür neben anderen wissenschaftlichen Strömungen eine wichtige Referenz dar. Die daraus resultierende reflexive Lehr- und Forschungsmethodik zielt im Sinne der Nachwuchsförderung auf eine berufliche Praxis, die sich zunehmend mit internationalen Fragestellungen befasst und einer wissenschaftlichen Basis für den Ausbau der Forschungen bedarf. Lehre und Forschung an der IPU Berlin sind international ausgerichtet und gehen überwiegend von Themen der Psychologie und Psychoanalyse aus, die aber vorrangig in nachhaltigem interdisziplinären Dialog und in Kooperation mit Partnerdisziplinen wie Soziologie, Politologie, Philosophie, Kulturwissenschaften oder Neurowissenschaften behandelt werden. Die Anwendung und Weiterentwicklung inter- und transkultureller Ansätze trägt zur Fortentwicklung des Wissens in verschiedenen psychologischen Teildisziplinen und der Psychoanalyse als angewandte Sozialwissenschaft und Kulturtheorie bei.
c) Arbeitsfelder
Die genannten Grundsätze und Grundlagen spiegeln sich in den Schwerpunkten von wissenschaftlichem Austausch, Forschung und Lehre an der IPU wider. Im Folgenden werden diejenigen Arbeitsfelder mit besonderer Bedeutung für die Internationalisierungsstrategie der IPU genannt, die entweder bereits etabliert und ausgebaut oder neu sind und implementiert werden sollen.
Die Forschung an der IPU orientiert sich an drei Schwerpunkten (siehe Forschungskonzeption vom 12.5.2023). Der Forschungsschwerpunkt Psychotherapieforschung und deren Grundlagen ist in internationale Forschungskontexte eingebunden, bezieht inter- und transkulturelle Aspekte ein und wird weltweit rezipiert. Die hier ebenfalls verortete Supervisions- und Ausbildungsforschung in klinischen und institutionellen Anwendungsfeldern bearbeitet zunehmend interkulturelle Fragestellungen und liefert internationale Vergleiche. Auch sie wird international präsentiert und rezipiert.
Im Forschungsschwerpunkt Analyse kultureller und gesellschaftlicher Transformationsprozesse werden Fragen nach den psychosozialen Folgen der Globalisierung mit ihren Beschleunigungs- und Entgrenzungsprozessen sowie den damit verbundenen Ideologien stehen im Zentrum verschiedener internationaler Kooperationen bearbeitet, zum Beispiel mit brasilianischen Wissenschaftler:innen, aber auch mit Forscher:innen aus europäischen Ländern. Auch Aspekte von Migration, Integration und Inklusion sind Forschungsthemen, die wesentlich internationale und interkulturelle Aspekte umfassen. An der IPU Berlin wird dazu in großen, multizentrischen und internationalen Projekten geforscht, gelehrt und publiziert.
Seit 2016 widmet sich in diesem zweiten Forschungsschwerpunkt das von der Karl Schlecht Stiftung geförderte Erich Fromm Study Center (EFSC) sozialpsychoanalytischen Fragestellungen. Eine zentrale Säule stellt die Vernetzung und Förderung des internationalen wissenschaftlichen Nachwuchses u.a. in Form eines jährlich stattfindenden mehrtägigen Doktorand:innen- und Postdoktorand:innenseminars dar.
In der mit dem EFSC eng verbundene Organisationsforschung wird die Bedeutung von Organisationen für die Gesellschaft reflektiert, insbesondere in Hinblick darauf, wie sie dazu beitragen (können), diese mitzuformen und zu verändern. Die internationale Kooperation mit europäischen und außereuropäischen Partner:innen ist von zentraler Bedeutung, um etwa unterschiedliche Kulturen und die Bedeutung unterschiedlicher gesellschaftlicher Rahmenbedingungen systematisch zu erfassen.
Die psychoanalytische Sexualitäts- und Geschlechterforschung bearbeitet in diesem Schwerpunkt zudem international relevante Fragen von Männlichkeit, Weiblichkeit, Trans- und Intersexualität sowie Veränderungen des Sexuellen (z.B. im Bereich von Hetero-, Homosexualität, Paraphilien, Pornographie) in transdisziplinären Forschungszusammenhängen.
Die Forschung im dritten Schwerpunkt Konzeptforschung mit Fokus auf psychoanalytische Subjekt- und Erkenntnistheorie ist ebenfalls in internationale und transdisziplinäre Kooperationen eingebunden. Dabei spielen wissenschaftshistorische Fragestellungen wie die Rekonstruktion zentraler psychoanalytischer Konzepte ebenso eine Rolle wie die Kritik gegenwärtiger gesellschaftlicher und kultureller Manifestationen.
Querschnittlich zu den drei Forschungsschwerpunkten ist die wissenschaftlich fundierte internationale Traumaarbeit mit besonderem Schwerpunkt auf Soziale Traumata zu verorten. Die seit 2013 gut etablierte Forschungs- und Lehrtätigkeit im Bereich von Sozialem Trauma, verschränkt mit Projekten zu Migration, Integration und Inklusion, wird weiterhin wesentlich in Kooperation mit internationalen Partnerorganisationen und Universtäten betrieben, die daraus resultierenden Projektergebnisse werden international publiziert.
Im Anschluss an die Forschung zu Sozialem Trauma hat sich an der IPU eine interdisziplinär entfaltete Konflikt- und Friedensforschung etabliert, die den Blick auf gesellschaftliche Konfliktdynamiken, kollektive und individuelle Erfahrungen und Folgen von Gewalt sowie Möglichkeiten psychosozialer Konfliktbearbeitung legt. Regionale Schwerpunkte liegen auf dem Balkan sowie im Nahen und Mittleren Osten. Internationale Zusammenarbeit in sozialwissenschaftlicher Forschung, psychosozialer Intervention und Politikberatung ist dafür grundlegend, etwa mit der International Dialogue Initiative (IDI).
Internationale Aspekte spielen schließlich auch in der Lehre in allen Studiengängen der IPU eine wichtige Rolle. Im Bachelor Psychologie etwa werden kulturpsychologische Fragen im internationalen Vergleich erörtert und psychoanalytische Perspektiven in den Postcolonial Studie eröffnet. Seminare zu Inter- und Transkulturalität sind fester Bestandteil der Masterstudiengänge Kulturwissenschaft, Leadership und Beratung sowie Psychology Focussing on Organisation. Der zuletzt genannte Studiengang ist bereits von der Konzeption her als wesentlich internationaler Studiengang angelegt, in dem derzeit Studierende aus vier Kontinenten zusammen lernen und forschen Internationaler Austausch findet in Forschungs- und Lehrzusammenhängen statt, etwa im Rahmen des Trauma-Netzwerkes STICS (Social Trauma in Changing Societies), im Erasmus-Rahmen und durch Gastprofessuren, Gastvorträge in zahlreichen Lehrveranstaltungen, Forschungsworkshops und Konferenzen.
d) Wahl der universitären Partner:innen
d.a) grundsätzliche Kriterien
d.b) spezifische Kriterien
e) Regionen
Grundsätzlich wählt die IPU ihre regionalen Schwerpunkte zum einen nach der Bedeutung der jeweiligen Region für die Entwicklung ihrer fachlichen Inhalte, zum anderen nach den Erfordernissen der praktischen Kooperation, z.B. im Kontext von Capacity Building-Kooperationen.
a) Übergeordnetes Ziel der IPU Berlin
b) Internationalisierung von Studium & Lehre
c) Internationalisierung von Forschung
d) Strukturelle Verankerung der Internationalisierung
a) Bis 2023 bereits realisierte Maßnahmen
Das International Office (IO) der IPU Berlin nahm im Juli 2012, drei Jahre nach Gründung der Universität, seine Arbeit auf. Innerhalb der vergangenen Jahre wurden seitens des IO bereits über 1.500 Förderungen und Mobilitäten im Rahmen internationaler Kooperationsprojekte realisiert und eine Vielzahl verschiedener Programmlinien erfolgreich beantragt und umgesetzt.
Seit 2014 nimmt die IPU zur Förderung der Mobilität aller Universitätsangehöriger am Erasmus+ Programm teil, zunächst in der Programmlinie KA103/131 und seit 2016 auch in der KA107/171. Innerhalb dieser Jahre hat sie sich ein extensives Netz an Erasmus+ Partneruniversitäten aufgebaut, von denen sich nach aktuellem Stand 23 in Programmländern und fünf in Partnerländern befinden. Im Jahr 2019 wurde zudem eine erste Partnerschaft mit der Universidad Catolica de Cordoba in Argentinien und im Jahr 2020 mit der Universidad de los Andes, Bogota, einer Universität in Kolumbien und der Universidad Andres Bello, Santiago, einer Universität in Chile begründet.
Für die finanzielle Unterstützung von Praktika und Studienreisen im außereuropäischen Ausland nimmt die IPU seit 2013 am Förderprogramm PROMOS des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) teil. Im Jahr 2014 kam ergänzend das STIBET-I Programm und im Jahr 2021 STIBET III Programm zur Förderung engagierter internationaler Studierender hinzu.
Einer der Arbeitsschwerpunkte des IO liegt darüber hinaus im Auf- und Ausbau eines internationalen Netzwerks zum Thema „Soziales Trauma“ mit einem regionalen Fokus auf die Balkanstaaten. Seit 2014 werden im Rahmen dieses Netzwerkes aus inzwischen zehn Universitäten jährliche Projekte mit finanzieller Unterstützung des DAAD realisiert. Neben bereits acht internationalen Summer/Dialogue Schools mit insgesamt über 500 Teilnehmenden sind mehrere Publikationen unter der Beteiligung hochkarätiger Forscher:innen aus aller Welt entstanden.
Seit mehreren Jahren engagiert sich die IPU außerdem in der Unterstützung von geflüchteten Studierenden und Forschenden und ist Mitglied des internationalen Netzwerks Scholars at Risk, dessen deutschen Sektion sie mitbegründet und bereits zwei erfolgreiche Anträge für verfolgte Wissenschaftler:innen im Rahmen der Philipp-Schwartz-Initiative gestellt hat. Seit 2016 nimmt die IPU am DAAD-Programm „Welcome“ teil und unterstützt damit aktiv die studentische Initiative „Studierende helfen Geflüchteten (StuFen)“, eine Initiative zur Förderung universitärer Integration von Menschen mit Fluchthintergrund.
Seit ihrer Gründung 2009 ist die IPU Mitglied im Internationalen Doktorand:innenkolloquium psychoanalytische Forschung im Verbund mit deutschen und österreichischen Universitäten.
Der Internationalisierungsstrategie des Jahres 2020 entsprechend, wurden kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen jeweils für die Internationalisierung von Studium und Lehre, für die Forschung und für die strukturelle Verankerung der Internationalisierung definiert. Bis September 2023 wurden bereits die folgenden und kurzfristigen Maßnahmen umgesetzt:
a.a) Internationalisierung von Studium & Lehre
a.b) Internationalisierung der Forschung
a.c) Strukturelle Verankerung
b) Geplante Maßnahmen
Die folgenden Beschreibungen entsprechen der Planung vom September 2023. Die Umsetzung von einzelnen Maßnahmen erfordert ggf. die Zustimmung des Aufsichtsrates der IPU gGmbh Berlin.
b.a) Internationalisierung von Studium & Lehre
b.a.a) mittelfristig (bis 2025)
b.a.b) langfristig (bis 2027)
b.b) Internationalisierung der Forschung
b.b.a) mittelfristig (bis 2025)
b.b.b) langfristig (bis 2027)
b.c) Strukturelle Verankerung
b.c.a) mittelfristig (bis 2025)
b.c.b) langfristig (bis 2027)
Der IPU Berlin wurde die Erasmus-Charta für die Hochschulbildung (ECHE) 2021–2027 der Europäischen Union erteilt.
Die ECHE 2021-2027 der IPU Berlin finden Sie hier:
Die Erasmus-Charta für die Hochschulbildung (ECHE) bildet den allgemeinen Qualitätsrahmen für Kooperationsaktivitäten von Hochschuleinrichtungen auf europäischer und internationaler Ebene im Rahmen von Erasmus+. Alle Hochschuleinrichtungen, die Fördermittel im Rahmen von Erasmus+ beantragen, müssen über eine ECHE verfügen.
Die aktuelle Erasmus Erklärung zur Hochschulpolitik der IPU Berlin finden Sie hier:
Die Erklärung der IPU Berlin zur Umsetzung der wesentlichen Grundsätze des Erasmus-Programms finden Sie hier:
Die Erasmus-Studierendencharta (Version 2018) finden Sie hier.
Dieses Projekt wurde mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung [Mitteilung] trägt allein der Verfasser; die Kommission haftet nicht für die weitere Verwendung der darin enthaltenen Angaben.