Seminarzyklus zu Vätern

Fortbildung zum gesellschaftlichen Wandel der Vaterrolle

Nach dem Erfolg der ersten Väterfortbildung 2022/2023 bieten wir diese ein weiteres Mal in 2024 an. Die Fortbildung beschäftigt sich im Kontext gesamtgesellschaftlicher Veränderungen mit Veränderungen in der Vaterrolle und der väterlichen Identität, aber auch der kompensatorischen Funktion von Vätern in gestörten Familiensystemen. Therapierende sind dafür sensibilisiert, dass ihre Patienten häufig auch Väter sind. Es geht um die Aufgaben von Vätern in den verschiedenen Phasen der Familienentwicklung (von Babys bis zu erwachsenen Kindern) und die Bedeutung der Paarbeziehung für das väterliche Engagement. Aber auch alleinerziehende und Trennungsväter, sowie Väter psychisch kranker Kinder werden anhand von Fallbeispielen und empirischen Studien beleuchtet. Schließlich soll die transgenerationale Perspektive einbezogen werden. Ein besonderer Schwerpunkt wird die therapeutische und Beratungsarbeit mit Vätern in den verschiedenen Kontexten ausmachen einschließlich der Arbeit mit Vätern aus anderen Kulturen und mit psychisch oder körperlich beeinträchtigten Vätern.

Literaturempfehlung

Seiffge-Krenke, I. (2016). Väter, Männer und kindliche Entwicklung: Ein Lehrbuch für Psychotherapie und Beratung. Heidelberg: Springer.

Zielgruppe

Die Fortbildung richtet sich an Psychotherapeut:innen, Pädagog:innen, Sozialarbeiter:innen, Berater:innen und Interessierte.

Dozent:innen

Prof. Dr. Inge Seiffge-Krenke
Prof. Dr. phil. Christiane Ludwig- Körner
Prof. Dr. Matthias Franz
Prof. Dr. phil. Meinolf Peters

Erfahren Sie mehr zur Fortbildung in dem Gespräch, das die ehemalige IPU-Präsident Prof. Dr. Lilli Gast mit Prof. Dr. Inge Seiffge-Krenke und Prof. Dr. Matthias Franz zum gesellschaftlichen Wandel der Vaterrolle geführt hat.

Programm

Der Kurs umfasst fünf Seminarwochenenden jeweils freitags von 14 bis 19 Uhr sowie samstags von 9 bis 14 Uhr.

 

Alle Seminarwochenenden sind einzeln buchbar.

ACHTUNG:Dieses Seminar findet nur am Freitag von 14 bis 19 Uhr und online statt. Der Teilnahmebeitrag beträgt hier nur 120€ (Noramalpreis) bzw. 60€ (reduzierter Preis).

 

Die Wichtigkeit und Bedeutung des Vaters für die kindliche Entwicklung ist erst seit kurzer Zeit auch in der öffentlichen Wahrnehmung. Das von A. Mitscherlich prognostizierte Verschwinden des Vaters als grenzsetzendem Repräsentanten des Realitätsprinzips in einer zunehmend die familiären Beziehungsräume verdrängenden Arbeits- und Konsumwelt hat zusammen mit der feministischen Kritik am traditionellen männlichen Rollenkäfig zu einer spürbaren Verunsicherung geführt. Hier könnten psychoanalytische und bindungswissenschaftliche Konzepte zur entwicklungspsychologischen Bedeutung des Vaters eine gewisse Orientierung ermöglichen. Im Seminar werden die wichtigsten auf die kindliche Entwicklung bezogenen Aspekte des Vaters dargestellt.


Das Fehlen des Vaters nach konflikthafter familiärer Trennung wird anschließend thematisiert. Die Gesundheitsrisiken, die mit dem Trennungsgeschehen für alle Beteiligten verbunden sind, sind erheblich. Abschließend wird mit „wir2“ wird ein hochwirksames bindungsorientiertes Elterntraining speziell für alleinerziehende Eltern vorgestellt, das von Krankenkassen und von der Deutschen Rentenversicherung im ambulanten wie stationären Versorgungsbereich getragen wird.

 

In den letzten Jahren hat die Psychotherapie mit älteren und hochaltrigen Patient:innen immer mehr Interesse gefunden, allerdings kommen ältere Männer immer noch eher selten in Therapie. So sie den älteren Kohorten angehören, sind sie immer noch stark von restriktiven Erziehungspraktiken, die in der nationalsozialistischen Zeit vorherrschten, aber sich in der Nachkriegszeit zunächst fortsetzen, sowie Auswirkungen von Krieg und Vertreibung geprägt. Inwieweit hat der Aufbruch der 1968er-Jahre das traditionelle Männerund damit auch Vaterbild ins Wanken gebracht, konnten tatsächlich neue Formen des intergenerationellen Austausches entstehen? Im Seminar sollen die historischen Einflüsse auf Vaterschaft genauer untersucht, zudem soll diskutiert werden, inwieweit unter diesen Umständen Modelle einer geglückten Vaterschaft zu entwickeln waren bzw. transgenerationale Aufträge überwunden werden konnten. Neben der Vater- geht es im Seminar auch um die Großvaterperspektive sowie die Frage, ob diese Rolle auch die Großväter selbst zu verändern vermag und neue intergenerationale Begegnungen ermöglicht.

In den letzten Jahren haben sich die Rollen und Aufgaben von Vätern in Familien stark verändert, und die neuen Väter sind sehr medienwirksam. Hier handelt es sich empirisch gesehen um keine sehr große Gruppe, denn es gibt nach wie vor auch noch viele Väter, die sich wenig einbringen. Neben diesen unterschiedlichen Typen von deutschen Vätern (vom Disneyland Daddy über neue Väter zu zweiten Müttern bis hin zu fassadären oder autoritären Vätern haben wir Väter, die aus einem anderen kulturellen Kontext kommen, die sich aber allmählich in Bezug auf das Zeitinvestment und das Spielverhalten an deutsche Väter anpassen. Dennoch ist hier verstärkt Hilfe und Unterstützung notwendig. Das gilt auch für psychisch kranke Väter, die diese wichtigen Vaterfunktionen oft nicht wahrnehmen (können) und dabei Hilfe brauchen im Blick auf die Kinder. Insbesondere depressive Väter sind zu lange nicht beachtet worden; die Auswirkungen auf die Kindesentwicklung sind nicht weniger dramatisch als die von depressiven Müttern.

Lange Zeit wurden Väter in der Therapie vor allem unter dem Gesichtspunkt eines Risikofaktors gesehen. Väter und Missbrauch oder Misshandlung von Kindern stand im Fokus. In diesem 1. Abschnitt der Väter-Fortbildung geht es um die „normale“ Seite von Vätern, die viel zu wenig Beachtung fand. Die besonderen distinktiven Aufgaben von Vätern in den verschiedenen Phasen der Familienentwicklung (von Babys bis zu erwachsenen Kindern) und ihre besondere Rolle für Emotionsregulierung, Regelsetzung und Autonomieunterstützung wird dargestellt und die starke Fokussierung von Vätern auf Geschlecht und Körper des Kindes belegt. Die enge Interaktion zwischen väterlichen Funktionen und Familienentwicklung wird verdeutlicht. Insbesondere für den Beginn der Vaterschaft sind die Pole Bindung und Erotik in der Partnerschaft neu auszuloten und das Absinken der partnerschaftlichen Zufriedenheit ist dramatisch. Die Qualität der Paarbeziehung ist – nicht nur in Trennungsfamilien – ein entscheidender Moderator für das väterliche Involvement. Aber auch die Kinder beeinflussen sehr stark, wie sich ein Vater verhält und wie stark er sich involviert.

Obwohl viele Männer sich vorgenommen haben, ein „besserer“ Vater für ihr Kind/ihre Kinder zu sein, als sie es selbst erlebt hatten, müssen sie häufig bereits kurz nach der Geburt erkennen, dass „Gespenster aus der Vergangenheit“ auftauchen und dass es ihnen nicht gelingt, das Ideal eines „guten“ Vaters zu verwirklichen. Erschrocken  nehmen sie wahr, wie Gefühle des Ausgeschlossen-Seins aufflammen und dass sie Eifersucht erleben auf die Innigkeit der Mutter-Kind-Beziehung. Oder aber sie zweifeln an der Mütterlichkeit ihrer Partnerin und erheben den Anspruch, Mutter und Vater womöglich für das Baby und die Partnerin gleichzeitig zu sein. Junge Väter fühlen sich oft überfordert von Babys, die ihre Nahrung verweigern, nicht schlafen wollen oder anhaltend weinen. Wenn sie darüber in Zorn geraten, müssen sie vielleicht gegen Impulse kämpfen, ihr Kind anzuschreien oder zu schütteln oder sich ganz abzuwenden. Anhand von Erfahrungen aus der Eltern-Säugling-Kleinkind-Psychotherapie werden  Möglichkeiten einer frühen Hilfe auch für Väter aufgezeigt. Die triadische Kompetenz des Vaters, seine Rolle als Schutzfaktor und sicherer Ort für Mutter und Kind sowie seine besondere Interaktion mit dem Baby werden erläutert. Es werden auch die sehr konträren Herausforderungen diskutiert, die heute an Väter in der Partnerschaft gestellt werden.

Teilnahmegebühren

Preis pro Seminarwochenende:

300€ Normalpreis

150€ für Studierende, Kandidat:innen und Alumni der IPU.

 

Da das Seminar am 17. Mai 2024 mit Prof. Dr. Matthias Franz kürzer ist, reduziert sich der Teilnahmebeitrag hier auf 120€ bzw. 60€.

 

Getränke und Snacks in den Pausen sind inbegriffen.


Für die Veranstaltung werden Fortbildungspunkte bei der Psychotherapeutenkammer Berlin beantragt.

Anmeldung

Bitte melden Sie sich unter folgendem Formular an:
 

Anmeldeformular
 

Sollten Sie hierzu Fragen haben, wenden Sie sich gerne an folgende E-Mail-Adresse: fortbildung(at)ipu-berlin.de

 

Abmeldung/Rücktritt
Eine Abmeldung muss schriftlich bis zum Ablauf des 14. Tages vor Veranstaltungsbeginn erfolgen. Bis dahin können Sie Ihre Teilnahme kostenlos stornieren und erhalten die von Ihnen bereits gezahlten Teilnahmegebühren vollumfänglich erstattet. Nach Ablauf des 14. Tages ist eine Rückerstattung ausgeschlossen. Sie können jedoch eine Ersatzperson mit der erforderlichen Qualifikation benennen, die Ihren Platz einnimmt.



Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!