Die Psychoanalyse als sprachlich orientiertes Verfahren hat eine Reihe von Konzepten zu unrepräsentierten Zuständen, psychosomatischen Symptomen und traumatischen Introjekten erarbeitet. Gleichzeitig wurden die behandlungstechnischen Konzepte nicht spezifisch auf die leibliche Form der Symptomatik ausgerichtet. Im Seminar geht es darum, die leiblichen Abwehrstrukturen zunächst deutlicher sichtbar zu machen. Erst wenn sie auf der Bühne der therapeutischen Beziehung angekommen sind, wird eine Behandlungstechnik möglich, die es erlaubt, sie zu transformieren.
Dabei spielt die achtsame Wahrnehmung und Erkundung des Körperselbst beim Analysand:in und beim Analytiker:in eine systematische Rolle und erhöht die Reichweite der freien Assoziation und der gleichschwebenden Aufmerksamkeit in die Strukturen des Körperselbst hinein (Somatische Narration). Die Wahrnehmungsarbeit innerhalb der analytischen Beziehung ist eine transformierende Aktivität und bietet eine Ergänzung zur Deutungstechnik. In der Arbeit mit Realtraumatisierungen, psychosomatischen Symptomen, vor allem aber mit Traumatisierungen in der Primärbeziehung, wie sie bei analytischen Patient:innen nicht selten sind, bietet dieses Konzept neue Aspekte.
Es geht um die Frage, wie innerhalb des psychoanalytischen bzw. tiefenpsychologischen Settings verschiedene Aspekte der Körperlichkeit stärker integriert werden können als bisher. Im Seminar werden von theoretischer, vor allem aber von behandlungstechnischer Seite verschiedenene Aspekte der psychoanalytischen Situation vom Körperlichen her befragt und erkundet. Die psychoanalytische Körperwahrnehmung als Ergänzung zur Deutungstechnik verlässt nicht den Rahmen des analytischen Settings, sondern erlaubt es, bisher dissoziierte leibliche Bereiche der psychischen Struktur mit in den Transformationsprozess einzubeziehen.
Das Seminar ruht auf zwei Pfeilern. Das Konzept der Verkapselten Körperengramme beschreibt die Strukturen des körperlich codierten Unbewussten im Gegensatz zum symbolischen Unbewussten, wie es seit Freud untersucht wird. Das Konzept der Somatischen Narration ist eine spezifische Akzentuierung der psychoanalytischen Behandlungstechnik, die entwickelt wurde, um leiblich encodierte unbewusste Formationen sichtbar zu machen und sie in den Transformationsprozess der analytischen Arbeit einzubeziehen. Klassische Autoren (Freud, Winnicott, Laplanche) werden ebenso einbezogen wie aktuelle Autoren (Lombardi, Lemma, Birksted-Breen).
Das Seminar ist theoretisch und kasuistisch ausgerichtet. Es werden Grundkonzepte der Psychoanalyse vor dem Hintergrund von Leiblichkeit und Wahrnehmung neu befragt. Daneben wird eine Vielzahl von Kasuistiken dargestellt, die die einzelnen Indikationsbereiche abdecken. Klinische Erfahrungen der Teilnehmer:innen bilden einen eigenen Schwerpunkt der Diskussion.
Grundlage des Seminars ist das Buch:
Das sinnliche Selbst – das Körpergedächtnis in der psychoanalytischen Behandlungstechnik. Sebastian Leikert, Brandes und Apsel-Verlag 2019.
Dr. en psychanalyse Sebastian Leikert ist Psychoanalytiker, Lehranalytiker und Supervisor (DGPT) und affiliiertes Mitglied der DPV. Er ist Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Psychoanalyse und Musik und Redaktionsmitglied der Zeitschrift The Psychoanalytic Quaterly.
Das Blockseminar ist konzipiert für Psychotherapeut:innen in Anstellung oder in eigener Praxis, sowie für Studierende der IPU im Masterstudiengang (klinisch) und Mitarbeiter:innen der IPU-Ambulanz, sowie für Kandidat:innen der psychoanalytischen und tiefenpsychologischen Institute.
Der Seminarzyklus ist als Grund- und Aufbaukurs geplant und sollte nach Möglichkeit gemeinsam gebucht werden.
Grundkurs [ACHTUNG TERMINÄNDERUNG]
Freitag, 24. Juni 2022
13:30 – 15:00 Uhr
Pause
15:30 – 17:00 Uhr
Pause
17:30 – 19:00 Uhr
Samstag, 25. Juni 2022
9:00 - 10:30 Uhr
Pause
11:00 – 12:30 Uhr
Pause
14:00 – 15:30 Uhr
Pause
16:00 – 17:30 Uhr
Aufbaukurs: 14. + 15. Oktober 2022
Im Aufbaukurs werden die Konzepte des Verkapselten Körperengramms, bzw. der Somatischen Narration vertieft und differenziert. Es besteht die Möglichkeit, die inzwischen gemachten klinischen Erfahrungen zu diskutieren.
[Die Teilnehmer:innen bekommen nach der Anmeldung vor Seminarbeginn eine Literaturliste zugeschickt. Es ist sehr willkommen, wen Sie in die Seminare Erfahrungen aus eigenen Behandlungen einbringen.]
Die Teilnahmegebühr beträgt 380 € inkl. Kaffeepausen je Wochenende.
Kandidat:innen, Studierende und Mitarbeiter:innen der IPU-Ambulanz 190 €.
Um eine gute Arbeitsatmosphäre zu gewährleisten ist die Teilnehmerzahl auf 25 begrenzt.
Bitte melden Sie sich bis zum 10. Oktober 2022 unter folgendem Formular an:
Sollten Sie hierzu Fragen haben, wenden Sie sich gerne an folgende E-Mail-Adresse: fortbildung(at)ipu-berlin.de
Abmeldung/Rücktritt
Eine Abmeldung muss schriftlich bis zum Ablauf des 14. Tages vor Veranstaltungsbeginn erfolgen. Bis dahin können Sie Ihre Teilnahme kostenlos stornieren und erhalten die von Ihnen bereits gezahlten Teilnahmegebühren vollumfänglich erstattet. Nach Ablauf des 14. Tages ist eine Rückerstattung ausgeschlossen. Sie können jedoch eine Ersatzperson mit der erforderlichen Qualifikation benennen, die Ihren Platz einnimmt.
Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!