Verwoben: Subjekte jenseits von Autonomie und Auflösung

Interdisziplinäre Tagung an der IPU Berlin - 25.-27. September 2025

 

Vom 25. bis 27. September 2025 findet die Tagung "Verwoben: Subjekte jenseits von Autonomie und Auflösung" an der IPU Berlin statt. Beitragsentwürfe können bis zum 15. April eingereicht werden.

Call

 

Unter dem Leitbegriff „Verwoben“ möchten wir vom 25.–27. September in Berlin untersuchen, wie aktuelle theoretische Strömungen – insbesondere der Poststrukturalismus und die Neuen Materialismen – psychoanalytische Subjektverständnisse herausfordern, kritisieren und erweitern können. Ziel ist es, psychoanalytische, feministische und ökologische Perspektiven in einen fruchtbaren Dialog zu bringen. Verwobenheit soll als theoretische Ressource dazu beitragen, die vielfältigen psychischen, sozialen und materiellen Abhängigkeiten von Subjektivität greifbar zu machen. Von dort ausgehend interessiert uns die Analyse von Kollektivität. Zugleich wird kritisch hinterfragt, ob das Konzept des verwobenen Subjekts Risiken birgt, wie den Verlust klarer Ich-Grenzen, der Affirmation von Orientierungslosigkeit oder der theoretischen Preisgabe psychischer Vermittlung. Wir freuen uns über Einsendungen von Beitragsentwürfen bis zum 15.04.2025 an verwoben(at)ipu-berlin.de.

 

Den kompletten Call als PDF finden Sie hier!

 

Wir freuen uns über Vorschläge für 20-minütige Beiträge aus Psychoanalyse, Philosophie, Sozialwissenschaften, Kultur- und Literaturwissenschaften, Anthropologie, Ethnologie, Umwelt-, Kunst- und Theaterwissenschaft. Auch klinische Praktiker*innen, Kollektive sowie Naturwissenschaftler*innen und außerakademische gesellschaftliche Akteur*innen sind eingeladen, ihre Perspektiven einzubringen. Beiträge aller akademischen Lebensalter sind willkommen!

Contributions

 

Präsentationen können beispielsweise eines der folgenden Themen adressieren:

Wie lässt sich die poststrukturalistische, neomaterialistische Perspektive der Verwobenheit mit psychoanalytischen Konzepten (z.B. dem Unbewussten, der Libido, Objektbeziehungen) in einen Dialog verwickeln? Stehen sie in einem ergänzenden, kritischen, disparaten oder ineinander übersetzbaren Verhältnis zueinander? Gibt es ein Unbewusstes im verwobenen, mehr-als-menschlichen Verhältnis – und wie ließe sich dieses fassen? Welche Subjektverständnisse ergeben sich daraus? Inwieweit droht ein zu starker Fokus auf die Verwobenheit das Negative, Unverfügbare oder Vermittelnde der einzelnen Psyche zu übergehen? 

Welche Maßstäbe von Gesellschaftskritik lassen sich hier theoretisch in Stellung bringen? Inwieweit hat die Dezentrierung des Einzelpsychischen und Nur-Menschlichen stärkere Begriffe zur Verfügung, um Kritik an gewaltvollen Gesellschafts-Natur-Verhältnissen und herrschaftlicher Biopolitik zu üben, als die Tradition, von der sie sich absetzt? Oder verfällt der verwobene Blick einer normativen Relativierung und gibt dadurch einen externen Kritikmaßstab preis, wie er zum Beispiel im psychoanalytischen Konzept des Triebes als Nicht- und Gegen-Gesellschaftlichem gefunden wurde?

Was bedeutet die Kritik der dichotomen Trennungen (Kultur/Natur, Ratio/Emotion, Männlich/Weiblich, Subjekt/Objekt) für theoretische und praktische Fragen? Wie stabilisiert sich die dezentrierte Theorie und Praxis? Wie verändert sich klinische/politische/künstlerische Praxis im vernetzten im Vergleich zum entgegengesetzten Verhältnis? Was bleibt vom Entweder-Oder im Anthropozän bzw. während der Klimakatastrophe? Wie lässt sich das Geschlechterverhältnis als intersubjektives (Macht)-Phänomen beschreiben?

Welche Rückbezüge auf indigene bzw. nicht-westliche Epistemologien können helfen das Ideal des autonomen Individuums zu befragen und ggf. gar zu überwinden? Wie lässt sich ihr theoretisches und praktisches Verhältnis zur (Dialektik der) Aufklärung bestimmen? Wie lässt sich damit arbeiten, ohne einer Idealisierung, Verkitschung, Aneignung oder Abwertung zu erliegen?

(Wie) Lassen sich Institutionen und soziale Bewegungen als Subjekte denken? Lässt sich ausgehend von den skizzierten Theorieströmungen über Kollektivität nachdenken, ohne diese entweder mittels Diagnose regressiver Massendynamik zu delegitimieren oder aber durch Idealisierung von Vernetzung zu romantisieren? Was bedeuten die Überlegungen z.B. für akademische oder politische Praxen?

Welcher Rolle kommt dem Körper in der Theoretisierung von verwobener Subjektivität zu? Ist der Körper der letzte gewachsene Fels, der Individuen als singuläre Entitäten von Umgebendem abgrenzt? Oder sind Körperlichkeit und Körpergrenzen selbst Imaginationen, die im vernetzten, intersubjektiven Austausch erst entstehen?

Details

 

Die Tagung findet von Donnerstag, 25.09.2025 abends bis Samstag, 27.09.2025 nachmittags an der Internationalen Psychoanalytischen Universität in Berlin in deutscher Sprache statt. Das Gebäude ist auch mit einem Fahrstuhl zugänglich und hat eine barrierearme Toilette.  
 

Wir bitten um Einsendungen von Beitragsentwürfen bis zum 15.04.2025. Die Auswahl der Beiträge erfolgt im Verlauf des Maies. Dazu senden Sie bitte einen Abstract (maximal 500 Wörter) als PDF-Dokument per E-Mail an verwoben(at)ipu-berlin.de.

 

Die Publikation der Beiträge in einem Tagungsband oder einer Special Edition ist angedacht. Beitragseinreichende geben bitte bereits an, ob diesbezüglich Interesse besteht.

 

Explizit möchten wir auch Nachwuchswissenschaftler*innen und Studierende ermutigen, einen Beitrag einzureichen. Für alle gilt: Sollten Ihrer Teilnahme gesellschaftliche Hürden entgegenstehen, nehmen Sie gern Kontakt zu uns auf. Wir werden uns bemühen, eine Lösung zu finden.

 

The conference language is German, but we also welcome proposals for contributions in English. However, contributors should have sufficient command of German to be able to follow the rest of the conference.

 

Bestätigte Referent*innen

 

Jandra Böttger (Freie Universität Berlin), Andreas Gehrlach (Kunstuniversität Linz in Wien), Franziska Haug (Universität Regensburg), Katharina Hoppe (Goethe-Universität Frankfurt), Jody Korbach (freie Künstlerin).

Organisation & Förderung

 

Die Tagung wird organisiert von Rahel Barra, Alina Brehm, Tove Gersitz, Philip Jammermann und Niclas O’Donnokoé in Zusammenarbeit mit der Green IPU und ermöglicht durch Unterstützung der Stiftung zur Förderung der universitären Psychoanalyse und dem Studierendenrat der IPU.