Das diesjährige Symposium befasst sich mit der Suche des Menschen nach dem, was fehlt und aus der Sicht der Psychoanalyse mit einem so grundsätzlichen Mangelgefühl einhergeht, dass der Mensch nicht aufhören kann, ein Leben nach der Füllung dieser Leerstelle zu suchen. In traditionellen Gesellschaften hat vor allem die Religion dazu entsprechende Angebote gemacht. In der postsäkularen Gesellschaft, in der wir heute leben, ist dieser Glaube aber nur mehr eine Option unter vielen. Die Suche nach dem Schließen der Leerstelle erhält dadurch einen noch höheren Stellenwert. Freud spricht im gleichen Zusammenhang von einer einmal erlebten, ursprünglichen Befriedigung, die unwiederbringlich verloren ist und auch mit den Erfüllungen, die das Leben bietet, nie wirklich zurückgeholt werden kann. In der Religion wiederum wird diese Erfüllung auf die transzendente Ebene verschoben und mit einer Heilsgeschichte verbunden, die die endgültige Erlösung im Jenseits verspricht und sich mit Bildern der Auferstehung paart.
Auch die Vorträge des Symposiums werden diese Frage aufnehmen und das Fehlende auf jeweils sehr unterschiedliche Weise näher thematisieren. Im Dialog mit der Soziologie, der Theologie und der Religionswissenschaft wollen wir dabei auch die Position der Psychoanalyse, die im Rahmen ihrer Weiterentwicklung so etwas wie einen religious turn erlebt hat, neu bestimmen. Vor allem der scheinbar unüberbrückbare Konflikt zwischen Glaube und Wissen wird dabei eine wesentliche Rolle spielen.
Um zu vermeiden, dass die Diskussion der Vorträge, in denen so etwas wie die Grundfragen der Menschheit zur Debatte stehen, allzu schnell auf einer rein kognitiven Ebene landen, soll jeder einzelne Vortrag auf musikalische Weise beantwortet werden. Dazu haben wir das Trio A Due eingeladen – zwei international bekannte Sängerinnen, von denen eine auch die Rolle der Klavierbegleitung übernimmt und diese Mittler-Rolle zwischen Kognition und persönlichem Ergriffensein auch schon in früheren Symposien erfolgreich übernommen haben.
Termine
25. Oktober 2019, 19.30 h bis 21 h, danach Empfang.
26. Oktober 2019, 9.30 h bis 18 h.
Ort
IPU Berlin, Hörsaal 1 (3.OG), Stromstr. 2, 10555 Berlin
Teilnahmegebühr
Die Teilnahmegebühr beträgt 80 Euro, für Kandidaten sowie Mitglieder des Vereins der Freunde und Förderer der IPU 40 Euro, für Studierende und Angehörige der IPU 10 Euro.
Anmeldefrist
Verlängerung der Anmeldefrist bis zum 20. Oktober 2019 (Für bisherige Anmeldungen besteht die Option einer Stornierung mit Rückerstattung bis 14 Tage vor Beginn der Tagung).
Freitag, 25. Oktober 2019
19.30 Eröffnung der Tagung durch Frau Prof. Christa Rohde-Dachser und Herrn Prof. Joachim Küchenhoff
20.00 Eröffnungsvortrag durch Frau Prof. Monika Wohlrab-Sahr, Leipzig:
Grenzstreitigkeiten: Das Unbehagen in der säkularen Gesellschaft.
Antwort durch das Trio A Due
Moderation: Prof. Küchenhoff
Anschließend Empfang mit Getränken und Fingerfood sowie der Möglichkeit zu Begegnungen.
Samstag, 26. Oktober 2019
Vormittags:
Moderation: Prof. Lilli Gast, Berlin
09.30 – 10.30 Prof. Susanne Lanwerd, Berlin:
Auf der Suche nach Identität: Religion und Mode
Antwort durch das Trio A Due
10.30 – 11.30 Prof. Joachim Küchenhoff, Basel:
Das Unverfügbare zwischen Hoffnung und Enttäuschung. Erwartungshorizonte in Religion und Psychoanalyse
Antwort durch das Trio A Due
11.30 – 12.00 Kaffee-Pause
12.00 – 12.30 Diskussion der beiden Vorträge
Einleitung durch zwei Studierende der IPU
12.30 – 13.30 Mittags-Pause mit Essens-Angebot für die Besucher
Nachmittags:
Moderation: Prof. Benigna Gerisch, Berlin
13.30 – 14.30 Ralf Zwiebel, Kassel
Einsicht und Erleuchtung. Psychoanalyse im Dialog mit dem Buddhismus
Antwort durch das Trio A Due
14.30 – 15.30 Prof. Michael Ebertz, Freiburg:
Der gesellschaftliche Druck zur Privatisierung des Religiösen
Antwort durch das Trio A Due
15.30 – 15.45 Diskussion der beiden Vorträge
Einleitung durch zwei Studierende der IPU
15.45 – 16.15 Kaffee-Pause
16.15 – 17.15 Schlussdiskussion mit den Referenten und Moderatoren unter Einbeziehung des Publikums zum Thema:
„Auf der Suche nach dem, was fehlt“. Soziologie, Religionswissenschaft, Theologie und Psychoanalyse miteinander im Gespräch“
Moderation: Prof. Christa Rohde-Dachser
17.15 – 17.45 Trio A Due, Schlussbeitrag
18.00 Ende des Symposiums