Kooperationspartnerin: Prof. Dr. Anette Dreier, Fachhochschule Potsdam
Wissenschaftliche Mitarbeit: Andrea Will, Tulia Wittmann, Melanie Eckert
Finanziert durch: Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur
Untersuchung des Eigewöhnungsprozesses von Kindern in Krippen im Alter von 12-18 Lebensmonaten nach dem „Berliner Eingewöhnungsmodell“ (Laewen, Andres, Hédervári-Heller 2011)
Ob Kinder sich in der Tageseinrichtung emotional sicher fühlen und sich psychisch und physisch ausreichend gut entwickeln, wird entscheidend von dem Eingewöhnungsprozess beeinflusst. Eine das Grundbedürfnis von Kindern nach Bindung berücksichtigende sanfte Eingewöhnung ist ein wesentlicher Bestandteil der Prozessqualität in Kindertageseinrichtungen. Mit dem praxisorientierten Forschungsvorhaben soll die Lücke der fehlenden empirischen Untersuchung zur Eingewöhnungspraxis im Zusammenhang mit der Pädagoge/in-Kind-Bindung geschlossen werden.
Bei dem Forschungsvorhaben handelt es sich um eine randomisierte, kontrollierte, doppelblinde Längsschnittstudie. Proband/innen der Interventionsgruppe erhalten im Sommer 2016, vor der Eingewöhnungszeit, eine intensive 6x1 tägige Fortbildung mit Selbsterfahrungseinheiten zu den Themen: Pädagogische Haltung, Vorstellungen über die Kindheit/Kindbilder, Erziehungsmethoden, Entwicklungspsychologie der frühen Kindheit, Bindungstheorie/Grundlagen, Bindung im Kindesalter und Selbsterfahrung zum Selbstbild und Fremdbild, Bindung im Erwachsenenalter und Selbsterfahrung zur eigenen Bindungsgeschichte sowie dem „Berliner Eingewöhnungsmodell“ und die Möglichkeit zur Reflektion der eigenen bisherigen Praxis mit der Eingewöhnung. Während der Eingewöhnung der Projektkinder erhalten die Projekterzieher/innen der Interventionsgruppe regelmäßig eine psychodynamisch orientierte Supervision (1x im Monat und insgesamt 5-6 Monate). Die Kontrollgruppe erhält die Fortbildung im Anschluss des 2. Messzeitpunktes ohne Supervision.
Datenerhebungen an zwei Messzeitpunkten:
Ziel ist es zu überprüfen, ob eine Vorbereitung des pädagogischen Fachpersonals auf die Eingewöhnung nach dem „Berliner Eingewöhnungsmodell“ im Rahmen einer mehrtägigen Fortbildungsveranstaltung mit Selbsterfahrung zur eigenen Bindungserfahrung:
(a) häufiger zur organisierten (sicheren oder unsicheren) Bindungsqualität und
(b) zu weniger Problemverhalten der Kinder führt.
Die in diesem Forschungsprojekt entwickelte und erprobte Fortbildungsinhalte zum Thema „Bindung und Eingewöhnung“ sollen dazu beitragen, dass die geforderte Einführung von Eingewöhnungsprozessen mit Beteiligung der Eltern, mit dem Fokus auf die genaue Beobachtung des kindlichen Verhaltens während der Eingewöhnung, zu allgemein gültigen Standardkriterien einer qualitativ hochwertigen Kindertageseinrichtung erhoben werden. Erkenntnisse sollen in Form einer Broschüre für die Praxis als eine anwendungsorientierte Ergänzung zu dem „Berliner Eingewöhnungsmodell“ zusammengefasst werden.
Im Zentrum steht weniger das Modell selbst als vielmehr dessen Umsetzung unabhängig von den Bedingungen in der jeweiligen Einrichtung. Die im Projekt zusammengetragenen und entwickelten Materialien sollen in Fachschulen für die Erzieher/innenausbildung und in Hochschulen mit kindheitspädagogischen Studiengängen angeboten werden. Die filmische Dokumentation von zwei bis drei Eingewöhnungsprozessen aus zwei Kindertageseinrichtungen soll für Demonstrationszwecke genutzt werden.