Wissenschaftliche Mitarbeit: Marie-Luise Alder, Michael M. Dittmann und Florian Dreyer
Finanziert durch: Köhler-Stiftung und der IPA (International Psychoanalytic Association)
Das Konzept der Empathie auf Seiten des Therapeuten wird trotz der Unterschiedlichkeit der Therapieschulen ähnlich beschrieben, ihr Gelingen gilt als ausschlaggebend für erfolgreiche therapeutische Arbeit. Erstaunlich ist bei großer Wertschätzung der Empathie, dass es bisher kaum empirische Untersuchungen zur Realisierung von Empathie im therapeutischen Prozess gibt. Hier will das Forschungsprojekt ansetzen.
Empathie muss sich in der therapeutischen „Konversation“ (Freud) darstellen, nicht allein in Worten, aber auch. Empathie ist „konversationelle Ko-Produktion“, d.h. sie wird von beiden Gesprächspartnern in einem gemeinsamen Prozess realisiert. Dieser Prozess lässt sich in Sequenzen (sog. kommunikativen Turns) beschreiben. Uns interessiert,
Neben den konversationsanalytischen Untersuchungen wird auch die Prosodie an ausgewählten Stellen einer gesonderten Untersuchung unterzogen. Unter anderem aus Säuglings- und Kleinkindforschung ist bekannt, wie sich Bezugsperson und Kind sprachmelodisch (prosodisch) aufeinander beziehen und dass es hierbei zu einem beständigen Zyklus von „Reparaturen“ kommt, die auch in der Untersuchung von therapeutischen Dialogen als „rupture-repair-Zyklen“ (RRZ) beschrieben worden sind. Gerade hierbei macht der Ton die Musik, wie alle Kliniker wissen – finnische Autoren, mit denen wir im Austausch stehen, haben hier erste interessante Befunde vorgelegt.
Wir wollen mit diesem Projekt noch ein weiteres Ziel verfolgen. Die schulischen Auseinandersetzungen der verschiedenen Therapiemethoden verlaufen meist auf einer Ebene des konzeptionellen Schlagabtauschs; wir wollen untersuchen, ob sich die genannten drei Schulen auch hinsichtlich der genannten Dimensionen – Rupture-Repair-Zyklen, Etablierung von „Common Ground“, Artikulationsformate des „Recipient Design“, der Handhabung von TPS usw. unterscheiden.
Als Datengrundlage dienen uns psychotherapeutische Sitzungen, audiografiert in der Münchener Psychotherapiestudie (Prof. Dr. Dr. Dorothea Huber). Sie werden sorgfältig transkribiert (angelehnt an das Gesprächsanalytische Transkriptionssystem - GAT) und konversationsanalytisch analysiert.
Die Psychotherapieaufnahmen umfassen die drei kassenärztlich anerkannten Richtlinienverfahren:
Wir nehmen 5 Therapien aus jedem der drei Therapieverfahren heraus. Aus diesen 5 Therapien werden jeweils eine Stunde vom Anfang, eine aus der Mitte und eine vom Ende transkribiert werden. Das entspricht einem Datenumfang von 45 Therapiestunden. Die Transkription erfolgt nach GAT Regeln (Gesprächsanalytisches Transkriptionssystem).
Eine Zusammenarbeit mit dem Finnish Centre of Excellence in Research on Intersubjectivity (Prof. Dr. Anssi Peräkylä) an der Universität Helsinki ist begonnen. Prof. Dr. Jörg Bergmann, em. Direktor des Zentrum für Interdisziplinäre Forschung in Bielefeld, ist externer Berater. Prof. Dr. Uli Reich, Linguist an der FU-Berlin hat seine Mitarbeit zugesagt.
Bei Interesse zum Verfassen von Bachelor- und Masterarbeiten oder auch Promotionen zu Teilthemen des Projektes wenden Sie sich bitte an uns. Wir besprechen gerne mögliche Themen mit Ihnen.